piwik no script img

Hans SchlegelUnser Mann im All

Weil ihm unwohl war, durfte er nicht auf Weltraumspaziergang. Dabei ist Schlegel ein erfahrener Raumfahrer.

Schlegel nutzt die Schwerelosigkeit für ein schnelles Durchkommen durch das Gedränge in der ISS. Bild: reuters/nasa

Gerade auf seinen Weltraumspaziergang freut sich Schlegel besonders, aber anders als geplant kann er nun erst am Mittwoch heraus: Der deutsche Astronaut Hans Schlegel, der die Erde derzeit an Bord der internationalen Raumstation ISS umkreist, war vorübergehend krank. Doch inzwischen geht es ihm besser.

Zweck des Außeneinsatzes ist es, das Andocken des Labormoduls Columbus an die ISS vorzubereiten. Warum es Schlegel nicht gutging, ist bisher nicht geklärt. Zunächst war von "Weltraumkrankheit" die Rede, doch dem widersprach das Deutsche Zentrum für Luft und Raumfahrt am Sonntagnachmittag. Jedenfalls hätte Schlegels Unwohlsein den sonntäglichen Space-Spaziergang zu einem Risiko gemacht, das die Nasa nicht eingehen wollte.

Hans Schlegel dürfte seine Unpässlichkeit überrascht haben. Denn der 56-Jährige ist eigentlich ein erfahrener Raumfahrer, der im Frühjahr 1993 fast zehn Tage an Bord der Raumfähre Columbia im All verbracht hatte - nach allem, was bekannt ist, ohne über Schwindel oder Orientierungsprobleme zu klagen. Der gebürtige Überlinger, der heute den langjährigen Wohnort Aachen seine Heimat nennt und "felsenfest" an außerirdisches Leben glaubt, kam per Stellenanzeige zum Astronautenberuf: Im August 1986 suchte das Bundesforschungsministerium mit Inseraten in allen großen Tageszeitungen Wissenschaftsastronauten.

Der Physiker Schlegel, der sich als kleiner Junge für den russischen Kosmonauten Juri Gagarin begeisterte, arbeitete zu diesem Zeitpunkt in der Materialprüfung. Er hatte kurz zuvor eine Halbleiterprobe untersucht, die ein deutscher Astronaut im Weltall gezüchtet hatte - ein Schlüsselerlebnis.

Also bewarb sich der damals 35-Jährige, setzte sich gegen 1.800 andere Bewerber durch und wurde im August 1987 mit vier Kollegen als deutsches Astronautenkorps vorgestellt. Auch privat markierte der Aufstieg zum Astronauten eine Wende: Schlegel und die ebenfalls für das Astronautenkorps ausgewählte Olympia-Schwimmerin und Ärztin Heike Walpot - die wie auch die zweite ausgewählte Astronautin Renate Brümmer nie ins All fliegen durfte - heirateten und bekamen vier Kinder.

Seine Frau, die heute als Pilotin arbeitet, gab dem deutschen Astronauten einen besonderen Glücksbringer mit: ihre Flugkapitänsmütze.

Und die scheint zu helfen. Denn die europäische Raumfahrtagentur ESA meldete am Sonntag, sie rechne fest mit einem Weltraumspaziergang ihres Angestellten am Mittwoch.

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!