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Handelswährung in SüdamerikaDer US-Dollar ist out

Die südamerikanische Wirtschaftsgemeinschaft Mercosur will den Dollar im Handel durch den Real, den Peso und den Guaraní ablösen. Doch das ist kein leichtes Unterfangen.

Noch gehen die Dollarnoten in den lateinamerikanischen Staaten locker über die Ladentische. Bild: dpa

BUENOS AIRES taz Der Mercosur will sich vom Dollar unabhängiger machen. Der Handel innerhalb der südamerikanischen Wirtschaftsgemeinschaft soll in den Währungen Real, Peso und Guaraní abgewickelt werden. Darauf einigten sich die Staats- und Regierungschefs von Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay am vergangenen Freitag bei ihren Treffen in Paraguays Hauptstadt Asunción.

Ende 2010 soll der US-Dollar als vorherrschendes Zahlungsmittel im Handel der Staaten untereinander von den eigenen Währungen abgelöst werden. Das erklärte Paraguays stellvertretender Wirtschaftsminister Oscar Rodríguez, der die Verhandlungen auf dem Gipfeltreffen koordinierte. Zuvor hatten sich die Zentralbanken der Mitgliedsländer auf eine gemeinsame Wechselkursregelung verständigt.

Für ihren bilateralen Handel hatten Argentinien und Brasilien bereits im Oktober 2008 ein Wechselkursverfahren in Kraft gesetzt, das den Warenaustausch in Peso und Real erlaubt. Bald sollen entsprechende Regelungen auch für den uruguayischen Peso und den paraguayischen Guaraní gelten. Die Abwicklung der Geschäfte in heimischer Währung geschieht jedoch auf freiwilliger Basis und ist auch weiter in Dollar möglich.

Der Dollar hat seine Bedeutung als Bezugsgröße nicht verloren. Der aktuelle Wechselkurs der beiden Währungen, die bei der Abwicklung eines Import-Export-Geschäftes verwandt werden, errechnet sich noch immer nach beider Verhältnisse zum Dollar. So wird es bei dem bereits bestehenden Abkommen zwischen Brasilien und Argentinien gehandhabt, und es ist nicht bekannt, dass sich die vier Zentralbanken letzten Freitag einen anderen Kniff haben einfallen lassen.

Nach Angaben der argentinischen Zentralbank kommt den Unternehmen der Handel in heimischer Währung rund 3 Prozent billiger, da die Kosten für den Kauf und Verkauf der Dollarnoten entfallen. Profitieren sollen von der Regelung vor allem die klein- und mittelständischen Unternehmen. Doch die Abwicklung ist mit Aufwand verbunden.

Der Importeur muss bei einer nationalen Bank seine Währung hinterlegen. Die Bank benachrichtig die Zentralbank, die wiederum mit der Zentralbank des Nachbarlandes den aktuellen Umrechnungskurs ermittelt. Die dortige Zentralbank deponiert den umgetauschten Betrag bei der Bank des Exporteurs, der nun seinen Verkaufserlös in seiner Heimatwährung abholen kann.

Bei so viel Hin und Her wickeln viele Firmen ihre Geschäfte weiter in Dollar ab. Nach Angaben der argentinischen und brasilianischen Zentralbanken haben seit Oktober 2008 gut 210 Unternehmen 370 Transaktionen im Wert von umgerechnet knapp 60 Millionen Dollar in Real oder Peso abgewickelt. Das ist wenig, gemessen am Gesamthandel: Im Jahre 2005 - neuere Zahlen gibt es nicht - erreichte der Warenaustausch zwischen Argentinien und Brasilien ein Gesamtvolumen von knapp 16,5 Milliarden Dollar.

Fortschritte beim Ausbau der gemeinsamen Zollunion gab es keine. "Hier ist die Situation festgefahren", so der Präsident der Kommission des Mercosur, Carlos Álvarez. Beispielsweise blockiert das Binnenland Paraguay die Aufhebung der sogenannten Doppelbesteuerung von Importen in den Mercosur und drängt auf eine gerechte Verteilung der Steuereinnahmen auf Waren, die auf dem Seeweg in die Wirtschaftsgemeinschaft gelangen. Derzeit erheben die Staaten jeweils eigene Zölle auf Produkte, die von außerhalb des Mercosur importiert werden. Der Mercosur war 1991 von Brasilien, Argentinien, Uruguay und Paraguay gegründet worden. Die Aufnahme Venezuelas als Vollmitglied ist noch immer nicht abgeschlossen. Assoziierte Staaten sind Chile, Bolivien, Peru, Ecuador und Kolumbien. Die vier Vollmitgliedstaaten und Venezuela haben 260 Millionen Einwohner und erwirtschaften ein Bruttoinlandsprodukt von rund 1,2 Billionen Dollar. Davon entfallen rund 70 Prozent auf Brasilien. JÜRGEN VOGT

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