Handelskrieg USA gegen Mexiko: Schlechte Laune bei BMW
Mexiko hat viele globale Konzerne angezogen. Der deutsche Autobauer will ein neues Werk eröffnen. Was, wenn die USA nun tatsächlich die Zölle erhöhen?
Am Donnerstag soll die Fabrik eingeweiht werden. Doch wenige Tage zuvor trüben Tweets aus dem Nachbarland die Stimmung. US-Präsident Donald Trump droht der mexikanischen Regierung mit Strafzöllen, wenn diese nicht unmittelbar Maßnahmen ergreife, um die Migration durch ihr Land Richtung USA einzudämmen.
Ab dem 10. Juni werde man fünf Prozent Importsteuer für jedes Produkt erheben, das aus Mexiko eingeführt werde, twitterte der Staatschef. Dieser Zoll würde bis Oktober schrittweise auf 25 Prozent erhöht. Mexiko nutze die USA seit Jahrzehnten aus, polterte Trump.
Obwohl die aggressiven und gelegentlich rassistischen Tweets des US-Präsidenten gegen das Nachbarland mittlerweile alltäglich geworden sind, verfehlte die Ankündigung ihre Wirkung nicht. Kaum hatte Trump seine ersten Zeilen abgesetzt, sank der Wert des mexikanischen Pesos gegenüber dem US-Dollar. Zahlreiche Unternehmen, die wie Walmart oder die Finanzgruppe Banorte in Mexiko aktiv sind, verzeichneten Verluste.
Die Drohungen kommen zu einem irritierenden Zeitpunkt
Ebenso traf es die Automobilindustrie, die zu den wichtigsten Produzenten in Mexiko zählt. Der US-Konzern General Motors, der auch in San Luis Potosí ein Werk betreibt, verlor drei Prozent, die Aktienwerte von Volkswagen, Daimler und BMW sanken an der Frankfurter Börse um bis zu 4,9 Prozent.
Dabei hatte sich die Lage gerade entspannt, nachdem sich die kanadische, die mexikanische und die US-amerikanische Regierung auf eine überarbeitete Fassung ihres bisherigen Freihandelsvertrags Nafta geeinigt hatten. Das modifizierte Abkommen, USMCA genannt, sollen die Parlamente in diesen Tagen ratifizieren.
Der 1994 in Kraft getretene Nafta-Vertrag hat zahlreiche Unternehmen aus aller Welt angezogen, die in Mexiko für den US-Markt produzieren. So auch alle großen deutschen Fahrzeugbauer. Schließlich ist der Standort nicht nur wegen des Freihandels attraktiv: Bereits zwei Jahre vor der Eröffnung des BMW-Werkes hat das Unternehmen einen Stundenlohn von etwa zwei Euro für ungelernte Beschäftigte ausgehandelt.
Die günstigen Investitionsbedingungen führten dazu, dass Mexiko mittlerweile der viertgrößte Autoexporteur ist, obwohl das Land über keine eigene Marke verfügt. Ebenso haben sich Bekleidungs- und Elektrofirmen angesiedelt. „Auch wenn wir immer die Avocados und Tequila als nationalen Reichtum betonen, werden zwei Drittel der Exporte Mexikos von globalen Unternehmen bestritten“, kommentierte Jonathan Ruiz Torre in der Zeitung El Financiero. 68 Prozent aller dort hergestellten Fahrzeuge gehen in die USA.
Autokonzerne befürchten Milliardenverluste
Sollte Trump mit seinen Strafzöllen ernst machen, würde das die Autobauer und ihre Zulieferer schwer treffen. Für den Fall, dass die Einfuhrsteuern 25 Prozent betragen, würden Firmen wie Ford, Fiat Crysler oder General Motors nach Einschätzung der Deutschen Bank Milliardenverluste einfahren. Die Einbußen für BMW wären zwar geringer, vermutet der Automobilexperte vom Bankhaus Metzler gegenüber der Agentur Bloomberg. Dennoch werde angesichts der Unsicherheit angenommen, dass „die Produktionssteigerung wesentlich geringer ausfalle als geplant“.
Die Münchner Firma gibt sich indes gelassen. „Wir verfügen als Unternehmen über ein weltweites Produktionsnetzwerk und einen globalen Absatzmarkt“, heißt es in einer Mitteilung. Tatsächlich dürfte BMW nicht ausschließlich den US-Markt im Blick haben, schließlich hat die mexikanische Regierung mit insgesamt 40 Staaten Freihandelsverträge abgeschlossen. Auch das Kaufinteresse an den luxuriösen Limousinen in Mexiko sei gestiegen, betont Lateinamerika-Chef Wehr.
Trump hofft dagegen, dass einst in den USA ansässige Firmen wieder dorthin zurückkehren. Wenn Mexiko die „Invasion“ illegaler Migranten nicht stoppe, werde Washington mit Hilfe hoher Strafzölle dafür sorgen, dass Unternehmen und Arbeitsplätze zurückkämen, „die dummerweise südlich der Grenze angesiedelt wurden“.
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