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HandelBedienung auf der Liegewiese

Eis und Brause galore: Spandau erlaubt "Fliegende Händler" in seinen Parks. In Mitte gibt es keinen Bedarf an dieser traditionellen Verkaufsform

"Fliegende Händler" dürfen nun in ausgewählten Spandauer Grünanlagen Eis, Snacks und Getränke an die Parkgäste verkaufen. Das Beglückungsprojekt für die Geschmacksnerven wurde vor wenigen Tagen vom Spandauer Bezirksamt gestartet und läuft testweise im Wröhmännerpark, in den Spektewiesen und in der Grünanlage Scharfe Lanke. "Unsere Parkbesucher hatten die Idee dazu", sagt Bausstadtrat Carsten-Michael Röding (CDU), der Spandau gerne als "grünen Bezirk" bezeichnet - "was mit der politischen Ausrichtung weniger zu tun hat", wie er gleich klarstellt.

Eigentlich dürfen "Fliegende Händler" nach dem Berliner Grünanlagengesetz ihren Verkäufen nicht in Parks nachgehen. Nur in Ausnahmefällen werden Genehmigungen erteilt - wie jetzt in Spandau. Die ausgewählten Anlagen verfügten nicht über genügend Cafés, um den Schlemmerbedarf der Gäste zu decken, erklärt Röding: "Wir wollen der ansässigen Gastronomie keine Konkurrenz machen, sondern Ergänzung schaffen, wo kein Angebot besteht."

Das Sortiment der mobilen Geschäfte ist streng geregelt und das Marketing auch: kein Alkohol, keine Grillwaren, keine Megafonwerbung. Stattdessen Eis und Brause und Knabberkram von Mai bis Oktober. Theoretisch. Denn bislang haben sich im Spandauer Bezirksamt nur zwei "Fliegende Händler" um die Lizenz beworben. Die Genehmigung kostet Geld, je nachdem, was der Händler anbietet, schwankt sie zwischen 46 und 142 Euro pro Saison. Monatlich kommen Kosten von 100 Euro für den Bauchladen und 50 Euro für das nichtmotorisierte Fahrzeug hinzu. Aus Mangel an Bewerbern hat das Naturschutz- und Grünflächenamt die Bewerbungsfrist nun bis zum 16. Mai verlängert. Man nehme aber auch nicht jeden. "Die Leute müssen schon zuverlässig sein", so Röding.

In anderen Bezirken begegnet man dem Spandauer Vorstoß mit Zurückhaltung: "Vielleicht hat Spandau einen objektiven Grund, weshalb die Parks attraktiver werden sollen", sagt Ephraim Gothe (parteilos), Baustadtrat von Mitte. "Ich sehe bei uns keinen Bedarf für zusätzliche Angebote." Es gebe bereits ein gutes Sommergastroangebot in den Parks und an den Parkrändern genügend Cafés. Über Besuchermangel könne man sich nicht beklagen.

Doch Carsten-Michael Röding ist optimistisch, dass die Idee mit den "Fliegenden Händlern" Nachahmer findet: "Es muss nur mal einer anfangen", sagt er, "Spandau ist oft der Vorreiter."

Das sieht man im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg freilich anders. Annette Rähm vom dortigen Grünflächenamt verweist auf die mobilen Eisverkäufer, die im Viktoriapark und im Volkspark Friedrichshain unterwegs sind. Von Mai bis September, seit nunmehr sechs Jahren, versorgen zwei Eismänner auf Fahrrädern das Parkvolk. Damit steht es momentan 2:2 zwischen Friedrichshain-Kreuzberg und Spandau in Sachen Händleraufgebot.

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