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HandballMit Spaßhandball nach oben

Die SG Flensburg-Handewitt gewinnt zu Hause gegen Hannover-Burgdorf. Nach sportlichen und finanziellen Durchhängern mischt die Mannschaft aus der Förde-Stadt nun wieder im Konzert der Großen mit.

Flensburg steht gut da. Bild: I. Anderson-Jensen

Mit einem 31 : 24 (14 : 10) gegen die TSV Hannover-Burgdorf landete die SG Flensburg-Handewitt am zweiten Weihnachtstag in der heimischen Campushalle ihren siebten Sieg in Folge. Sie festigte damit ihren dritten Platz in der Bundesliga. "Ich bin mit der Hinrunde sehr zufrieden", bilanzierte SG-Trainer Per Carlén. "Wir sind mittendrin im Kampf um die Champions-League-Plätze."

Danach sah es vor sechs Wochen ganz und gar nicht aus. Nach der Auswärtsniederlage am 10. November in Großwallstadt hatten die Flensburger bereits acht Minuspunkte und dümpelten auf dem achten Tabellenplatz herum. Selbst das Minimalziel, sich auf Platz fünf hinter den vermeintlichen vier Großen aus Kiel, Hamburg, Mannheim und Lemgo einzurichten, war in weite Ferne gerückt. Doch sieben Spieltage und sieben Siege später scheint das Konzept der neuen Leitung mit Geschäftsführer Holger Kaiser, Sportdirektor Ljubomir Vranjes und Trainer Per Carlén aufzugehen. "Wir wollen der SV Werder Bremen des Handballs werden" lautet die Parole von Holger Kaiser: "Wir haben eine junge begeisterungsfähige Mannschaft mit Spaßhandballern, die hungrig sind."

An der jüngsten Siegesserie fallen vor allem die neue Auswärts- und Nervenstärke auf. Am Tag vor Heiligabend besiegte die junge Mannschaft den vor der Saison höher eingeschätzten TBV Lemgo nach Aufholjagd und Zitterfinale in gegnerischer Halle mit 24 : 23. Auch in den beiden vorausgegangenen Auswärtsspielen wurden die favorisierten Rhein-Neckar Löwen und Gummersbacher in der Schlussphase bezwungen. "Durch die Vorbereitung von Per Carlén sind wir konditionell sehr, sehr stark geworden", begründet Kaiser die neuen Tugenden. Überhaupt sieht er im jungen Trainerteam den Schlüssel zum Erfolg: "Die beiden ergänzen sich hervorragend, Per Carlén sorgt für die Disziplin, Ljubomir Vranjes für die spielerischen Momente."

Als der gebürtige Münsteraner Kaiser, der vorher den SC Magdeburg vor der Insolvenz bewahrt hatte, im Sommer die Nachfolge von Fynn Holpert antrat, übernahm er nicht nur das schöne Büro mit Fördeblick, sondern auch einen Schuldenberg, der die Träume von europäischem Spitzenhandball in weite Ferne rückte. Ums nackte Überleben ging es - und um das zu sichern, musste Kaiser seine "Spaßhandballer" erst einmal davon überzeugen, für weniger Geld zu arbeiten, als ihnen Fynn Holpert zu Champions-League-Zeiten in die Verträge geschrieben hatte. "Das Team hat seinen Beitrag geleistet, was ganz sicher auch Indiz ist für die tiefe Verbundenheit der Spieler mit dem Klub", sagt Kaiser, der den Verein mittlerweile finanziell auf einem soliden Weg sieht. Dafür sprechen auch die jüngsten Vertragsverlängerungen mit den Leistungsträgern Michael Knudsen und Thomas Mogensen.

Dennoch werden die Flensburger auch weiterhin Topspieler an die finanziell besser gestellten, von Mäzenen geführten Clubs wie den HSV abgeben müssen. Es ist fraglich, wie lange zum Beispiel Trainersohn und Supertalent Oscar Carlén noch zu halten sein wird. Das weiß auch Holger Kaiser und macht aus dieser Not eine weitere Tugend. "Es wird unser Markenzeichen, immer wieder neue junge Talente zu entdecken." Wie Werder Bremen eben.

Für die Bundesliga-Rückrunde, die bereits morgen Abend mit dem Auswärtsspiel in Göppingen beginnt, beurteilt Kaiser die Chance auf die Verteidigung des dritten Platzes noch vorsichtig. "Wir haben einen schmalen Kader mit wenig Bundesliga-Erfahrung." Hoffnung macht ihm allerdings der Spielplan mit Heimspielen gegen fast alle direkten Mitkonkurrenten. Trotz der neuen Auswärtsstärke: Das Aushängeschild des Clubs ist weiterhin die einzigartige Atmosphäre in der "Hölle Nord".

Egal, wie die Saison weiter verläuft, das emotional bewegendste Spiel wartet ganz am Schluss, wenn es überhaupt nicht mehr um Punkte geht. Beim Abschiedsspiel von Lars Christiansen, den es nach 14 Jahren wieder nach Dänemark zieht, wird die Stadt an der Förde zu einer einzigen großen "Flenn-Burg". Gegen TSV Hannover-Burgdorf konnten die Flensburger bereits für die Nach-Christiansen-Zeit üben. Sein Vertreter Anders Eggert war mit zwölf Treffern bester Spieler auf dem Platz.

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