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Hamburgs Hafen wächst wiederEin toller Ort für Container

Auf den Terminals im Hafen werden wieder deutlich mehr Waren umgeschlagen. Die Schuldenkrise könnte allerdings rasch in die nächste Rezession führen.

Mehr Kisten auf den Kais: hier der HHLA-Terminal Burchardkai Bild: dpa

HAMBURG taz | Claudia Roller spricht von einem "glänzenden Ergebnis". Der Chefin der Hamburger Hafen-Marketinggesellschaft ist die Erleichterung über die guten Umsätze im Hamburger Hafen im ersten Halbjahr 2011 deutlich anzumerken. Der Aufwärtstrend halte an, sagt Roller am Montagfrüh bei der Bilanzpressekonferenz im Containerterminal Tollerort - Gründe für Sorgenfalten gebe es dennoch.

Vor allem die Risiken durch die Verschuldungsproblematik der USA und einiger EU-Staaten könnten das positive Klima in der Weltwirtschaft sehr rasch wieder abkühlen lassen. Noch aber hätten die Reedereien keine Signale gegeben, dass in absehbarer Zeit ein Nachlassen der Frachtmengen zu befürchten sei. Der Hafen Hamburg habe "seine große Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und die der Nachbarstaaten noch ausgebaut", bilanziert Roller: "Jetzt zahlt sich aus, dass wir in den Krisenjahren unvermindert in die Hafenstruktur investiert haben."

Und deshalb verzeichne Deutschlands größter Hafen wieder kräftige Zuwachsraten. Der Containerumschlag soll in diesem Jahr um mehr als zehn Prozent auf rund neun Millionen TEU (20-Fuß-Standardcontainer) zulegen. Auch beim Gesamtumschlag könnten acht bis zehn Prozent mehr als im Vorjahr erreicht werden. Im ersten Halbjahr wurden mit 64,1 Millionen Tonnen Seegütern fast zehn Prozent mehr umgeschlagen als im Vorjahreszeitraum. Dabei legte der Containerumschlag sogar um 17,4 Prozent auf rund 4,3 Millionen TEU zu.

Hafen-Ranking

Der Hamburger Hafen liegt im Weltmaßstab etwa auf Rang 15 - je nachdem, ob nur Container (TEU) gezählt werden oder der Gesamtumschlag berücksichtigt wird.

Die weltgrößten Häfen: Shanghai (China) 29 Millionen TEU, Singapur 26 Mio., Hongkong 20 Mio. und Shenzhen (beide China) 18 Mio. Es folgen Busan (Südkorea), Guangzhou (China), Dubai (Vereinigte Arabische Emirate), Ningbo und Qingdao (beide China) sowie auf Platz 10 als größter nicht-asiatischer Hafen Rotterdam (Niederlande) mit gut 10 Mio. TEU.

In Europa kämpft Hamburg hinter Rotterdam seit Jahren mit Antwerpen (Belgien) um den zweiten Platz. Rang vier belegen in der Addition die bremischen Häfen Bremen und Bremerhaven.

Damit liegt Hamburg leicht über dem Niveau von 2006 und nähert sich den beiden Rekordjahren 2007 und 2008 an. Damals war die Schallmauer von zehn Millionen Containern jeweils nur hauchdünn verfehlt worden. In den beiden darauf folgenden Jahren der Weltwirtschaftskrise war der Umschlag um rund ein Drittel auf etwas über sieben Millionen TEU eingebrochen.

Größter Handelspartner bleibt China mit rund 1,4 Millionen TEU (plus 14,7 Prozent), größte Handelsregion ist Ostasien mit insgesamt 2,5 Millionen TEU (plus 12,9 Prozent). Zudem floriert der Verkehr besonders mit osteuropäischen Häfen. Ab Hamburg werden Waren mit kleinen Containerfrachtern in die Ostseeregion transportiert. Dieser Feederverkehr legte im ersten Halbjahr um mehr als 30 Prozent zu, bedeutendster Partner ist Russland.

Bereits am Freitag hatte das größte Einzelunternehmen, die Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA), mit ihren Halbjahreszahlen die positive Tendenz des Gesamthafens angedeutet. Der Containerumschlag könnte danach sogar um 20 Prozent wachsen.

Insgesamt konnte der Hamburger Hafen seine Position in der so genannten Nordrange - das sind neben Hamburg die großen europäischen Atlantikhäfen Antwerpen (Belgien) und Rotterdam (Niederlande) sowie Bremen und Bremerhaven - ausbauen. Zwar bleibt Rotterdam mit einem Plus von etwa 10,1 Prozent vorne. Mit dem Containerzuwachs um 17,4 Prozent im ersten Halbjahr 2011 dürfte Hamburg indes Antwerpen wieder überholen, das lediglich um 4,3 Prozent zulegte.

Vor einem Rekordjahr stehen die bremischen Häfen: Mit Zuwächsen von 25 Prozent peilen sie auf das ganze Jahr hochgerechnet erstmals die Grenze von sechs Millionen Containern an.

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4 Kommentare

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  • DR
    Dr. Rolf Geffken

    Wie bitte ??? Das Abendblatt bejubelt den Hamburger Hafen und dann noch gleich die "Logenplätze" der Containerbückenfahrer und die taz zieht nach ? Hier meine Stellungnahme zur Hafenromatik des Abendblattes. Die taz sollte sich der Sache selbst annehmen: "Logenplatz" oder Todesplatz ? -

    Im Hamburger Abendblatt vom 6. September findet sich der erste Teil einer romantischen Serie über den schönen Hamburger Hafen. Gleich im ersten Bericht sieht man das Bild eines Containerbrückenfahrers in seiner "Kanzel" mit dem Zusatz. "Ein Logenplatz"..... H a b e n Containerbrückenfahrer im Hamburger Hafen einen "Logenplatz" ? Der damals 45 Jahre alte Brückenfahrer Uwe Kröger erlitt am 31.12.2009 bei Eurogate einen Herzinfarkt in seinem "Logenplatz". Es dauerte bis zur ärztlichen Hilfe fast 1, 5 Stunden.... Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Ein später von der Hamburger Staatsanwaltschaft eingesetzter Gutachter wunderte sich darüber, dass die gesamte Unfallakte keinerlei Dokumentation über den Rettungseinsatz enthielt. Warum tat sie das nicht ? Der Sektionsgutachter am UKE erklärte der Ehefrau: "Ihr Mann war so herzkrank, dass er nie diesen Job hätte machen dürfen!" Doch der Betriebsarzt hatte den Betroffenen stets untersucht und nichts auffälliges gefunden. Uwe Kröger musste mit einem Kran (!) aus der "Logenkanzel" geborgen werden. Doch er konnte nicht mehr gerettet werden. Und was tat der Arbeitgeber, der allen Anlass gehabt hätte, sich um ein qualifiziertes Rettungssystem aus den "Logenplätzen" zu kümmern und die Brückenfahrer besser ärztlich zu untersuchen ? Als die Witwe Schadensersatzansprüche anmeldete, erklärte sich Eurogate für beleidigt: "Wir sind sehr traurig über Ihre Vorgehensweise.... Unser Terminalchef hat schon die Aussage getroffen, dass er für die Zukunft wohl nicht mehr so grosszügig (!!) entscheiden wird. Dieses hat natürlich für alle folgenden Fälle schwere Nachteile. Wir sind deshalb sehr empört (!!) über Ihre Vorgehensweise und würden uns wünschen, dass Sie sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen." Entschuldigt hat sich der Arbeitgeber bis heute nicht für diese Ungeheuerlichkeit. Und die Berufsgenossenschaft meint: Uwe Kröger war schon krank. Deshalb war es auch kein Berufsunfall. Millionen von Werten bewegen diese verantwortungsvollen Brückenfahrer täglich im Hamburger Hafen. Aber wie ist es um ihre Sicherheit bestellt ? Und: Wie gehen die Hafenarbeitgeber mit Ihnen um ? Fragen, die der Bericht im Abendblatt leider nicht behandelt.....

     

    RA Dr. Rolf Geffken

    www.DrGeffken.de

  • MR
    Michael Rothschuh

    Die Wiedergabe der Propaganda von Hafen Marketing durch die TAZ übersieht, dass ein Containerumschlag von 4,3 Mio. TEU im ersten Halbjahr 2011 gegenüber den vollmundigen Prognosen ein absoluter Fehlschlag ist.

    2007 wurde für 2011 ein Umschlag von ca. 13 Mio. TEU prognostiziert, (für 2015 18 Mio! )etzt sind es im ganzen Jahr vielleicht 8,5 bis 9 Mio. TEU - und die nächste Rezession ist schon in Sicht.

    Die Planungen - Moorburg vom Wohnort zum Containerhafen machen, Hafenquerspange, neuer Terminal Steinwerder - beruhen alle auf den absurden Prognosen von einem unaufhaltsamen Wachstum des Containerumschlags. Sie alle müssen auf den Prüfstand.

  • DR
    Dr. Rolf Geffken

    Wie bitte ??? Das Abendblatt bejubelt den Hamburger Hafen und dann noch gleich die "Logenplätze" der Containerbückenfahrer und die taz zieht nach ? Hier meine Stellungnahme zur Hafenromatik des Abendblattes. Die taz sollte sich der Sache selbst annehmen: "Logenplatz" oder Todesplatz ? -

    Im Hamburger Abendblatt vom 6. September findet sich der erste Teil einer romantischen Serie über den schönen Hamburger Hafen. Gleich im ersten Bericht sieht man das Bild eines Containerbrückenfahrers in seiner "Kanzel" mit dem Zusatz. "Ein Logenplatz"..... H a b e n Containerbrückenfahrer im Hamburger Hafen einen "Logenplatz" ? Der damals 45 Jahre alte Brückenfahrer Uwe Kröger erlitt am 31.12.2009 bei Eurogate einen Herzinfarkt in seinem "Logenplatz". Es dauerte bis zur ärztlichen Hilfe fast 1, 5 Stunden.... Der Arzt konnte nur noch den Tod feststellen. Ein später von der Hamburger Staatsanwaltschaft eingesetzter Gutachter wunderte sich darüber, dass die gesamte Unfallakte keinerlei Dokumentation über den Rettungseinsatz enthielt. Warum tat sie das nicht ? Der Sektionsgutachter am UKE erklärte der Ehefrau: "Ihr Mann war so herzkrank, dass er nie diesen Job hätte machen dürfen!" Doch der Betriebsarzt hatte den Betroffenen stets untersucht und nichts auffälliges gefunden. Uwe Kröger musste mit einem Kran (!) aus der "Logenkanzel" geborgen werden. Doch er konnte nicht mehr gerettet werden. Und was tat der Arbeitgeber, der allen Anlass gehabt hätte, sich um ein qualifiziertes Rettungssystem aus den "Logenplätzen" zu kümmern und die Brückenfahrer besser ärztlich zu untersuchen ? Als die Witwe Schadensersatzansprüche anmeldete, erklärte sich Eurogate für beleidigt: "Wir sind sehr traurig über Ihre Vorgehensweise.... Unser Terminalchef hat schon die Aussage getroffen, dass er für die Zukunft wohl nicht mehr so grosszügig (!!) entscheiden wird. Dieses hat natürlich für alle folgenden Fälle schwere Nachteile. Wir sind deshalb sehr empört (!!) über Ihre Vorgehensweise und würden uns wünschen, dass Sie sich das Ganze noch einmal durch den Kopf gehen lassen." Entschuldigt hat sich der Arbeitgeber bis heute nicht für diese Ungeheuerlichkeit. Und die Berufsgenossenschaft meint: Uwe Kröger war schon krank. Deshalb war es auch kein Berufsunfall. Millionen von Werten bewegen diese verantwortungsvollen Brückenfahrer täglich im Hamburger Hafen. Aber wie ist es um ihre Sicherheit bestellt ? Und: Wie gehen die Hafenarbeitgeber mit Ihnen um ? Fragen, die der Bericht im Abendblatt leider nicht behandelt.....

     

    RA Dr. Rolf Geffken

    www.DrGeffken.de

  • MR
    Michael Rothschuh

    Die Wiedergabe der Propaganda von Hafen Marketing durch die TAZ übersieht, dass ein Containerumschlag von 4,3 Mio. TEU im ersten Halbjahr 2011 gegenüber den vollmundigen Prognosen ein absoluter Fehlschlag ist.

    2007 wurde für 2011 ein Umschlag von ca. 13 Mio. TEU prognostiziert, (für 2015 18 Mio! )etzt sind es im ganzen Jahr vielleicht 8,5 bis 9 Mio. TEU - und die nächste Rezession ist schon in Sicht.

    Die Planungen - Moorburg vom Wohnort zum Containerhafen machen, Hafenquerspange, neuer Terminal Steinwerder - beruhen alle auf den absurden Prognosen von einem unaufhaltsamen Wachstum des Containerumschlags. Sie alle müssen auf den Prüfstand.