piwik no script img

Hamburger „Tatort“Mord im Schietwetter

Der letzte „Tatort“ aus Hamburg mit Kommissarin Julia Grosz erscheint im Neujahr. Sie hinterlässt eine Lücke, die nur schwer zu füllen ist.

Eigentlich ein gut eingespieltes Team: Julia Grosz (Franziska Weisz) und Falke (Wotan Wilke Möhring) Foto: Georges Pauly/NDR

Nun kommt er also, der mit Spannung erwartete letzte gemeinsame Kriminalfall des doch eigentlich so gut eingespielten Hamburger Teams, bestehend aus Kommissar Thorsten Falke (Wotan Wilke Möhring) und der laut NDR nun leider auserzählten Rolle von Kommissarin Julia Grosz (Franziska Weisz).

Bei schönstem hanseatischem Schietwetter startet die Bundespolizei eine Razzia in einem zwielichtigen Lokal. Dabei kann ein junger Mann (Malik Blumenthal) vor der Polizei fliehen. Doch er läuft ausgerechnet Falke und Grosz vors Auto. Falke erkennt in dem Mann allerdings keinen der Verdächtigen und lässt ihn seines Weges gehen – der Mann hingegen erkennt Falke sehr wohl.

Am Abend wird dann der Erfolg des Einsatzes sowie Falkes 25-jähriges Dienstjubiläum gefeiert. Als besonderes Geschenk gibt es einen musikalischen Auftritt von Grosz samt Band. Ob das nun unbedingt nötig war, sei dahingestellt. Oder soll hier vielleicht die neue Karriere der Kommissarin beginnen?

Kommissarin beginnt neue Karriere

Hamburger „Tatort“

„Was bleibt“, am Neujahrstag um 20.15 Uhr in der ARD

Falke bekommt ohnehin nicht den ganzen Auftritt mit, denn der junge Mann ruft ihn nun auf dem Handy an und drängt auf ein Treffen im Skatepark. Doch auch dort, von Angesicht zu Angesicht, kann Falke sich nicht an ihn erinnern.

Es wird nur deutlich, wie verzweifelt der Mann nach Hilfe sucht und nach jedem sich ihm bietenden Strohhalm greift – auch wenn es in diesem Fall wohl nur ein Versprechen von vor 20 Jahren war. Aufklärung über die Identität der Person bringt leider erst dessen Tod – der Mann wird nur ein paar Stunden nach dem kurzen Treffen mit Falke aus der Elbe gefischt: erstochen.

Die weiteren Ermittlungen führen Grosz und Falke zu einem Hilfszentrum für geflüchtete Menschen, deren Leiterin Katharina Timmig (Leslie Malton) augenscheinlich deutlich an die Grenzen ihrer Belastbarkeit gerät – zu viele Menschen bitten um Hilfe und sie fühlt sich mit diesen Problemen zunehmend alleingelassen. Auch ihr Gatte und Vereinsmitgründer Björn Timmig (Gerhard Garbers) verhält sich der Polizei gegenüber eher ausweichend. Offensichtlich scheint hier einiges im Argen zu liegen.

Kriminal-Geschichte im Hintergrund

Während Falke immer noch in seiner Vergangenheit herumstochert, hält auch die Zukunft nichts wirklich Erbauliches für ihn bereit: Kollegin Grosz hat neben gesanglichen Ambitionen nun auch noch einen Brief vom BKA in Wiesbaden erhalten: Sie könnte dort in der Abteilung für Wirtschaftskriminalität anfangen. Sichtlich von der Situation überfordert, überspielt Falke seine Enttäuschung, anstatt ein ehrliches Gespräch mit Grosz zu führen.

Zwischenmenschlich ist also einiges an Spannung vorhanden, sodass die Kriminalgeschichte fast ein bisschen in den Hintergrund gerät. Aber so ist der etwas konstruiert-abstruse Hergang des Mordes und die ebenso abstruse Aufklärung dessen eher zu verzeihen. Denn Menschen schützen nun mal das, was sie sich aufgebaut haben. Auch wenn es auf noch so wackeligen Beinen steht und die Vergangenheit doch nie ganz vergessen ist und begraben werden kann.

Deutlich weniger zu verzeihen ist der Abgang von Kommissarin Julia Grosz, denn die Lücke, die sie hinterlässt, wird schwer zu füllen sein. Was bleibt also? Leider nur viel Ratlosigkeit und ein Kommissar Thorsten Falke, der seine nächsten beiden Fälle allein bestreiten muss.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

0 Kommentare

Kommentarpause ab 30. Dezember 2024

Wir machen Silvesterpause und schließen ab Montag die Kommentarfunktion für ein paar Tage.
  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!