Hamburger Symphoniker in Nöten: In Zukunft angeleint
Der Senat will die überschuldeten Symphoniker retten und stellt dafür harte Bedingungen.
HAMBURG taz | Manchmal kann es auch schnell gehen. Manchmal kommt die schlechte Nachricht zeitgleich mit der guten Nachricht und beide stehen auch noch in derselben Drucksache. Die heißt in diesem Fall „Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft“ und betrifft die Hamburger Symphoniker – neben dem NDR Sinfonieorchester und dem Philharmonischen Staatsorchester das dritte große Orchester der Stadt.
Die schlechte Nachricht ist, dass die Symphoniker finanziell vor dem Aus stehen. Sie haben so hohe Schulden, dass sie Insolvenz anmelden müssten, wenn ihnen niemand hilft. Die gute Nachricht ist, dass der Senat genau das vorhat: 1,7 Millionen Euro sollen einmalig locker gemacht werden, um die Symphoniker zur retten. Das Geld soll nicht aus dem Kulturetat, sondern aus der „Allgemeinen zentralen Reserve“ kommen. Zustimmen muss noch die Bürgerschaft, in der die SPD-Regierung die absolute Mehrheit hat.
Die Symphoniker um Intendant Daniel Kühnel sind aus mehreren Gründen in die Bredouille geraten. Da gibt es beispielsweise Spenden, mit denen die Symphoniker rechneten, die aber nicht kamen. Es gibt das Ende der Zusammenarbeit mit den Eutiner Festspielen, die 2010 Insolvenz anmelden mussten und ein lukrativer Auftraggeber für die Symphoniker waren. Und es gibt unerwartete Zusatzkosten für eine Tournee durch die USA.
Der Senat knüpft die einmalige Finanzspritze an harte Bedingungen. Bis zur Saison 2019/2020 werden die jährlichen Zuschüsse der Stadt an die Symphoniker in Höhe von 4,87 Millionen Euro eingefroren. Etwaige Tarifsteigerungen für die Musiker müssen die Symphoniker also selbst erwirtschaften. Laut dem Wirtschaftsplan, an den sich die Symphoniker ab sofort zu halten haben, sollen die Personalkosten bis 2019 sogar sinken von aktuell rund 5,5 auf 5,4 Millionen Euro pro Jahr.
Abgesehen davon soll die Vereinssatzung dahingehend geändert werden, dass Intendant Daniel Kühnel in Zukunft „persönlich haftender gesetzlicher Vertreter“ ist. Eine Vertragsverlängerung mit Kühnel ab der Saison 2014/15 knüpft der Senat an die Vereinbarung, dass 20 Prozent von Kühnels Gehalt nur dann ausgezahlt werden, wenn er den neuen Wirtschaftsplan einhält.
Die Frage ist, wie Kühnel es findet, derart an die Kandare genommen zu werden. Eine andere Frage ist, wie das Orchester die Verknappung der Mittel für Personal verkraftet: Erst 2009 schaffte es den Sprung von einem B- zu einem besser bezahlten, renommierteren A-Orchester. Beide Fragen mussten am Freitag offen bleiben: Intendant Kühnel war für eine Stellungnahmen nicht zu erreichen.
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