piwik no script img

Hamburger Protestcamp geräumtÄltestes Occupy-Camp ist Geschichte

Über zwei Jahren harrten Demonstranten in der Hamburger Innenstadt im Occupy-Camp aus. Die Räumung verlief friedlich. Der Protest soll fortgesetzt werden.

Das große Saubermachen: Die Hamburger Stadtreinigung räumt die letzten Zelte weg, bewacht von ein paar wenigen Polizisten Bild: dpa

HAMBURG dpa | Das älteste Camp der „Occupy“-Bewegung ist Geschichte. Die Protestler mussten ihre Anlage in der Hamburger Innenstadt am Montag endgültig aufgeben. Die Stadtreinigung räumte das Gelände – unter dem Schutz von Polizisten. Zwar versuchten Demonstranten am Morgen noch ihren Raum besetzt zu halten, die Räumung verlief nach Angaben der Polizei und des Bezirksamts Mitte aber weitestgehend friedlich. „Wir wurden von diesem Räumkommando überrascht“, sagte ein Demonstrant der noch etwa ein Dutzend starken „Occupy“-Gruppe.

Die Proteste der „Occupy“-Bewegung hatten im Herbst 2011 von New York aus Millionen Demonstranten rund um die Welt mobilisiert - und waren danach abgeebbt. Sie waren eine Antwort auf die 2008 ausgelöste, weltweite Finanzkrise und ein Protest gegen die Macht von Banken sowie gegen soziale Ungerechtigkeit.

Seit November 2011 harrten die Demonstranten in der Hamburger Innenstadt aus, zuletzt auf dem Gertrudenkirchhof. Wie ein Mitglied berichtete, sei das Hamburger Camp das letzte von weltweit Hunderten Anlagen gewesen. Anderswo gebe es nur noch sporadisch ein Zelt als Mahnwache. „Wir planen, den Protest im öffentlichen Raum weiterzuführen“, sagte der Aktivist.

In Hamburg wurden die Demonstranten – in Nachbarschaft der krisengeschüttelten HSH Nordbank – von der Behörde geduldet. Sie hatten im Laufe der Zeit ihre Zelte aber durch Holzbuden mit bis zu zwei Stockwerken ersetzt und darin gewohnt. Dadurch sollen sie nach Auffassung des Amtes gegen das Baurecht verstoßen haben.

Rechtsmittel gegen die Räumung

Die Anlage sei nicht brand- und standsicher gewesen und habe auch die hygienischen Anforderungen nicht erfüllt, hieß es. Die Besetzer haben nach eigenem Bekunden Rechtsmittel gegen die Anordnungen des Bezirksamts eingelegt, dennoch konnten sie die Räumung nicht verhindern.

Am Finanzplatz Frankfurt war das „Occupy“-Camp schon im Sommer 2012 geräumt worden. Eine Kieler Stätte war im September 2012 friedlich aufgelöst worden.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

2 Kommentare

 / 
  • Ihr Demonstranten in Kiew, schaut auf diese Stadt! Wir hoffen inständig, dass Euch das in der ukrainischen Diktatur des "bösen Janukowitsch" erspart bleibt. Ihr russischen Dissidenten, dass passiert mit Andersdenkenden in der deutschen SPD- Stadt Hamburg! Putin und Janukowitsch könnten sicher die gleichen Begründungen angeben, wie die Hamburger Politik samt ihrer Schläger-Polizei und deren höfischen Propagandagefolge. An diesem billigen Beispiel entlarvt sich die Lügen-Rhetorik dieser Demokratie. Das nichts Schlimmeres passiert ist, hat mit der Friedfertigkeit der Aktivisten zu tun. Dafür danke ich sehr. Denn die Pressemeute hat sicher schon auf den ersten fliegenden Stein gewartet. Ich empfinde tiefen Respekt für Occupy Hamburg!

    • M
      M.A.
      @yyyy xxxx:

      Und was hat bitte dieser nutzlose Protest mit plakativer Selbstdarstellung gebracht?

       

      Nichts.

      Bravo… solch sinnlosen "Demos" wünscht sich doch ein jeder Despot.