Hamann-Gedenken bei Beckmann und Kerner: Holzhammer und Schmierseife
Beckmann und Kerner erinnerten in ihren Sendungen an die verstorbene Evelyn Hamann. Beckmann mit Loriot und mit Würde, Kerner aufdringlich und indiskret.
Es ist ein Kinderspiel, sich über die Fragen von Reinhold Beckmann lustig zu machen. Beckmann fragte zum Beispiel am Montagabend Vicco von Bülow sinngemäß, wen er mitnähme, sollte er einmal in eine existenzielle Situation geraten, in der ihn nur ein Mensch begleiten könne.
Wohin solche Fragen führen sollen, kann wohl nur Reinhold Beckmann beantworten. Bei von Bülow, den man als Loriot kennt, führten sie jedenfalls erwartungsgemäß zu nichts. (Er sagte: "Meine Frau" - irre!)
Aber immerhin: Loriot, der vor kurzem angekündigt hat, sich aus dem Fernsehen zurückzuziehen, gab Beckmann eines seiner seltenen Interviews. Olli Dittrich und Max Raabe kamen später dazu. Dittrich und Loriot versicherten einander ihre Bewunderung. Man glaubte ihnen jedes Wort. Es war rührend. Nur war leider auch Beckmann da, der (ja, er) zwischendurch von seiner Jugend erzählte.
Loriot sagte einmal, dass man genau hinsehen müsse, um einen Menschen gut parodieren zu können. Olli Dittrich, der den "Dittsche" gibt, beklagte "den Verlust von Feinheit", und Beckmann folgerte: "Was Sie verbindet, ist das genaue Hingucken." Loriot sprach über Shakespeare, und mit Beckmann gingen die Assoziationen durch: "Der Hamlet!" Kurz, Beckmann führt, das fiel in diesem Kontext besonders auf, gelegentlich Gespräche mit dem Holzhammer.
Und doch ist die Redaktion von "Beckmann" zu loben. Denn das Gespräch war bereits am Freitag aufgezeichnet worden. Beckmann und von Bülow gingen daher nicht darauf ein, dass am Montag Evelyn Hamann, Loriots langjährige Fernsehpartnerin, 65-jährig gestorben ist. Beckmann holte daher noch ein Statement von Loriot ein, bevor das aufgezeichnete Interview ausgestrahlt wurde. Loriot, fast 20 Jahre älter als Hamann, sagte: "Liebe Evelyn, dein Timing war immer perfekt, nur heute hast du die Reihenfolge nicht eingehalten. Na warte!"
Was soll man dagegen sagen? Beckmanns Sendung war letztlich Kontext für einen würdigen Nachruf auf Hamann. Nur Beckmann, dem man aber zugestehen sollte, dass er schon bessere Interviews führte, störte halt manchmal.
Johannes B. Kerner dagegen bewies erneut, dass er offenbar in Schmierseife geboren wurde. Am Montag um 19.25 Uhr begann seine Sondersendung zu Hamanns Tod; er kündigte an, deren "1000 Gesichter" zeigen zu wollen. Und versuchte dann, aus seinen Gesprächspartnern - Freunden und Kollegen Hamanns - etwas über ihr Privatleben herauszukitzeln, von dem sie nie wollte, dass es öffentlich wird. Klarer Fall: Wenn man einmal in die existenzielle Situation geraten sollte, mit Beckmann oder Kerner verreisen zu müssen - dann mit Beckmann.
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