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Häusliche GewaltHerr Maier, das Opfer

Männer, die von ihrer Frau misshandelt werden, sind eine Minderheit. Für die Betroffenen ist das ein Problem: Sie fallen durch jedes gesellschaftliche Raster.

Häusliche Gewalt kann auch Männer betreffen – und die finden dann noch schwerer Hilfe als Frauen. Bild: dpa

Frauen können brutal sein. Sie können zuschlagen oder den Partner mit Worten verletzen. Die Rede ist hier von häuslicher Gewalt. Weibliche Gewalt gegen Männer ist in der öffentlichen Wahrnehmung immer noch kaum präsent. Dabei haben Täterinnen einerseits und männliche Opfer andererseits in den letzten Jahren zugenommen.

Laut Polizeistatistik waren in Berlin 2001 bei häuslicher Gewalt 14,7 Prozent aller Tatverdächtigen Frauen. 2013 sind es schon 23,8 Prozent. Das heißt: Zwar sind Frauen immer noch ungleich stärker – und wenn, dann meist auch in heftigerem Ausmaß – von häuslicher Gewalt betroffen. Das heißt aber auch: Es gibt sie, die männlichen Opfer. Und sie haben ein Problem: In unserer Gesellschaft gibt es für die betroffenen Männer wenig Verständnis – und noch weniger Hilfsangebote. Männer, die sich von ihrer Frau schlagen lassen, werden nicht einmal mehr als Männer wahrgenommen. Sie gelten als Waschlappen, als Schwächlinge.

So könnte auch Herr Maier denken – von sich selbst. Die Suche nach Herrn Maier, der eigentlich anders heißt, war nicht leicht: Kaum ein Mann ist bereit, und sei es unter dem Schutz der Anonymität, über dieses gemeinhin als ganz und gar unmännlich wahrgenommene Phänomen des Opferseins zu sprechen.

Treffpunkt ist ein gediegenes Restaurant am Hackeschen Markt. Herr Maiers Händedruck ist fest, mit seiner legeren Kleidung und den blank polierten Lederschuhen macht er einen jugendlichen, sympathischen Eindruck. Herr Maier ist 34 Jahre alt, er hat ein paar Jahre sein Geld in der Finanzbranche verdient und vor Kurzem ein Studium in Wirtschaftsinformatik begonnen.

Herr Maier erzählt, wie die Lage zu Hause eskalierte. Wieder einmal. Wegen einer Geringfügigkeit kommt es zum Streit. Seine Ehefrau habe ihm eine Ohrfeige gegeben, sagt er. Es sei zu einem Handgemenge gekommen, dann ruft er die Polizei. Da, sagt Herr Maier, sei seine Frau, mit der er seit zwei Jahren verheiratet ist, ausgetickt. „Sie hat gedroht zu erzählen, dass ich sie geschlagen hätte. Sie spuckte mir ins Gesicht, hat mich gekratzt und mir dann eine Glasvase an den Kopf geworfen.“ Bei den Beamten erstattet er Anzeige wegen gefährlicher Körperverletzung.

Die betroffenen Männer sind in mehrfacher Hinsicht bestraft

Herr Maier zieht aus der gemeinsamen Wohnung aus. Seine Mutter weigert sich, ihn aufzunehmen, und vor Freunden schämt er sich. Über das Internet erfährt er von dem Familientherapeuten Peter Thiel. Der bietet ihm eine sogenannte Zufluchtswohnung in Lichtenberg an.

Herr Maier hat Glück. Denn nicht nur in Berlin sind Notunterkünfte für Männer eine Seltenheit. Für Frauen, die in der Hauptstadt von häuslicher Gewalt betroffen sind, gibt es 5 Frauenhäuser und 117 Zufluchtswohnungen, insgesamt 317 Plätze – immer noch zu wenig: Freie Kapazitäten gibt es nicht. Und doch ist das Angebot groß im Vergleich zu dem, was Männern, die Opfer häuslicher Gewalt geworden sind, zur Verfügung steht. „Unsere Zufluchtswohnung in Lichtenberg ist fast das ganze Jahr über belegt“, sagt Peter Thiel. „Etwa ein Dutzend Männer, die jeweils bis zu drei Wochen bleiben.“

Thiel berät schon seit Jahren Paare und vor allem Männer, die häuslicher Gewalt entkommen möchten. Die Zufluchtswohnung für eine Person ist privat finanziert, der Senat verweigert bisher einen finanziellen Zuschuss. „Häusliche Gewalt gegen Männer wird in der Öffentlichkeit nicht wahrgenommen, die betroffenen Männer sind gleich in mehrfacher Hinsicht gestraft: Sie werden nicht nur misshandelt, sie bekommen auch keine Hilfe“, sagt Thiel. „Männer haben keine Opferidentität, sie werden nicht ernst genommen.“

Daniela Tschierpe ist Koordinatorin für häusliche Gewalt in der Polizeidirektion 3, Bezirk Mitte. Die Gewaltstatistik, sagt Tschierpe, verursache „eine Fehlinterpretation“. Denn oft sei es so, „dass eine Frau sich gegen den prügelnden Mann wehrt – und der Mann dann eine Anzeige erstattet. Gegenanzeige nennen wir das“. Stefan Bonikowski, bis vor Kurzem Gewaltpräventions-, jetzt Jugendbeauftragter bei der Berliner Polizei, sieht das anders. Er findet, man müsse die Statistik so nehmen, wie sie sei. Denn „Frauen erstatten schließlich auch Gegenanzeigen“.

Belastbare Studien gibt es nicht

Soziologen sprechen bei Statistiken nicht ohne Grund häufig von einem Dunkelfeld. Das Dunkelfeld bei häuslicher Gewalt gegen Männer ist groß – belastbare Studien gibt es nicht. Die einzige große Untersuchung zu dem Thema überhaupt in Deutschland gab 2004 das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Auftrag. Groß ist dabei relativ: Auch hier war die Stichprobe mit 266 Männern eher klein. Laut dieser Studie erlebten 27 Prozent der Männer in ihrer aktuellen oder letzten Partnerschaft körperliche Gewalt. Zu ähnlichen Zahlen kommen auch die wenigen anderen Studien, die es gibt. Was sich hinter dem weiten Feld „häusliche Gewalt“ versteckt, welche Qualität die Gewalterfahrungen der Männer hatten, darüber machen die Studien keine Angaben.

Umgekehrt steht zweifellos fest: In der Regel sind Frauen physisch im Nachteil. Jennifer Rotter von der BIG – Berliner Initiative gegen Gewalt an Frauen – sagt denn auch: „Frauen haben nach unseren Erfahrungen die schlimmeren Verletzungen.“

Die Opferhilfe Berlin in Moabit kümmert sich als einzige Beratungsstelle in der Hauptstadt auch um männliche Opfer häuslicher Gewalt. Janice Bridger, die hier als Beraterin arbeitet, geht bewusst diesen Weg. „Wir haben uns zunächst gefragt, ob der Name ’Opferhilfe‘ auf Männer abschreckend wirken könnte. Männer können sich viel schwerer als Opfer sehen – denn ein Mann, der von seiner Frau geschlagen wird, entspricht in keinster Weise dem gängigen Bild von einem Mann“, meint Bridger.

„Für die meisten Männer ist es eine große Überwindung, hier überhaupt aufzutauchen. Umso erstaunlicher ist es, dass bei uns letztes Jahr unter 87 Personen, die von häuslicher Gewalt betroffen waren, 24 Männer waren.“ Das sind immerhin rund 27 Prozent – und entspricht ziemlich genau der Prozentzahl der Polizeistatistik häusliche Gewalt. Janice Bridger findet inzwischen, dass sich in der Förderpolitik etwas ändern müsse. Die Politik hinke dem Problem „Männer als Opfer häuslicher Gewalt“ hinterher. „Es kommt vor, dass wir hier Männer sitzen haben, die uns glaubhaft versichern, sie könnten nicht mehr nach Hause.“

Herr Maier hat sich noch mal gemeldet, derselbe Treffpunkt. In dem voll besetzten Lokal kommen dem ehemaligen Wertpapierhändler die Tränen. Er spricht von den Anfängen seiner Beziehung. Er lernte seine zukünftige Ehefrau als lebenslustige Immobilienmaklerin kennen, sagt er. Er nennt sie „meinen Engel“, obwohl sie ihn immer wieder geschlagen hat. Erst die kleinen Schubser, dann die Ohrfeigen. Er habe sich dann wohl irgendwie an die zunehmende Gewalt gewöhnt, sagt er hilflos.

Eine Provokation

Herr Maier hat Fotos auf seinem Smartphone: er vor dem Badezimmerspiegel, mit entblößtem Oberkörper. Am Nacken, an den Armen, an den Schultern – gerötete Haut, Striemen. Es sind Beweisfotos, die Herr Maier in jener Nacht aufgenommen hat, damit man ihm glaubt.

Die Frage bleibt: Wie kann ein Mann sich zwei Jahre lang von seiner Frau physisch und psychisch quälen lassen? Psychische Abhängigkeit, materielle Not, lauten die Erklärungsversuche, die bei misshandelten Frauen häufig ins Feld geführt werden. Bei einem Mann reagiert man mit Unverständnis, denkt: selber schuld. Die Gesellschaft weiß nicht, was sie von einem Mann wie Herrn Maier halten soll. Sie kann mit ihm nicht umgehen, weil er das Rollenverständnis untergräbt. So, wie Herr Maier hier sitzt und erzählt, mal traurig, dann wieder gefasst, ist er wohl – eine Provokation.

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23 Kommentare

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  • Schön, dass hier sinnvolle Beiträge gelöscht werden, nur weil Gruppen erwähnt werden, die den Redakteuren nicht passen!

    So etwas nennt man - glaube ich - Zensur.

  • Liebe Mitleser und -Innen: mein erster Post in diesem Strang war eigentlich eine Antwort auf öhem in einer Diskussion viel weiter unten und ist hier irgendwie an falscher Stelle geschaltet worden.

    Die Aussagen darin ("Könnte vielleicht dran liegen" bzw. was beim Angesprochenen "nicht angekommen" ist etc.) beziehen sich also ausdrücklich nicht auf den armen taz-Autoren.

  • welche urstände doch dieentdiffrenzierung zu "männern " und "frauen" schlägtt. mit "wenn frauen zu sehr lieben" und "pantoffelheld" (im grund erecht ähnlich!!) liegen "eigentlich" die groben raste vor, manmuss nur einedgeschloechterwechsell, "pantoffelfrauen" und erextremmhäufuge fall, wenn männer zu sehr lieben, lässt auch den üblichen alltag und seinedeutungen verständlich erscheinen. es gibt überall so'ne und so'ne, leider wird durch die politisieruing eine homogenisierung erzwungen, um genügend gegenmasse gegen die staats- und wirtschaftgewalt zusammenzubekommen, wobei die diffrenzen dann als "flügelkämpfe" ausgnutzt werden!!

     

    die unterscheidung privat-politisch kommt vom staat, wie althusser bahnbrechend wusste!!

  • Könnte vielleicht dran liegen, dass es in Deutschland quasi nur eine "Vorzeigefeministin" (mit in den Gender Studies durchweg ziemlich überkommenen Positionen) gibt, der medial überhaupt eine halbwegs hörbare Stimme gegeben wird?

    Ich könnte Ihnen schon allein an jeder Uni mindestens 100 Personen nennen, die täglich darum bemüht sind, nicht etwa "gegen Männer" etwas "für Frauen" zu tun, sondern allseits kritisch über Geschlechterrollen und -beziehungen nachzudenken und diese möglichst zu allerseitigem Wohle zu reformieren. Dass davon absolut nichts bei Ihnen anzukommen scheint, mag durchaus auch an den eigenen Vermittlungsbemühungen dieser Personen liegen. Ansonsten aber mE vor allem daran,

    - dass man mit "Männer sind Täter" oder "FeministInnen und Genderwahn sind der Untergang des Abendlandes" bezüglich medialer Aufmerksamkeitslogik leider wesentlich besser reüssiert als mit "lasst uns mal gemeinsam konstruktiv nachdenken", und nicht zuletzt auch daran,

    - dass im durchaus hetergonenen Umfeld der "Maskulinistenbewegung" oft so dermaßen einseitig in die andere Richtung gekarrt wird (siehe obigen Einwand des Sizilianers unter Ihrem Post), so dermaßend unwissende bis bewusst fehlgezeichnete Karikaturen der Gender Studies kursieren (Genderwahn!), so dermaßen viele unterwegs sind, die den guten alten Zeiten nachtrauern, als gute Mütter noch am Herd geblieben sind, und man sich so wahnsinnig bereitwillig mit übelst homophoben und mysogynen Hetzern aus der neorechten Ecke einlässt (eigentümlich frei-Umfeld etc.), von denen sich außer ein paar Linken nur die wenigsten Maskulinisten deutlich oder frühzeitig distanzieren (Arne H. ua.), .. dass einfach niemand Lust verspürt, Sie ernsthaft als Gesprächspartner in Betracht zu ziehen, selbst wo es bei einigen Themen wirklich nötig wäre.

    • @kami:

      Es wäre ja schön, wenn es nur eine Vorzeigefeministin gäbe. Leider sind es mehr als Die. Ist aber jetzt und hier nicht das Thema, sondern es war einmal Gewaltschutz.

      Aber wenn bei dieser abseitigen Gelegenheit die Niveau-Frage im Raum steht und ich mir gerade noch einige Genderist(inn)en ins Gedächtnis rufe, die zeitgleich als Antifa-Kampftruppe Nazivergleiche herbeiphantasieren, unter Anleitung eines Herrn Thomas G. Anti-Masku-Transpis malen und zu solchen erklärten Masku-Veranstaltungen in wilder Toronto-Manier stören, dann kann ich besten Willen keine Anstalten bei denen erkennen über etwas wie Gewaltschutz gemeinsam und konstruktiv nachzudenken. Und das Gebabbel vom Heimchen am Herd als eine der Hauptforderungen der Maskulisten, wertes @KAMI, ist wohl alles andere als ein Gesprächsangebot.

       

      Es gibt eine Hand voll Männerschutzeinrichtungen und bisher keine allgemein zugänglichen Gewaltschutzeinrichtungen. Gegründet und betrieben werden die Männerschutzeinrichtungen weder von Feministen noch Genderist(inn)en, sondern von Männern, die mindestens vereinzelt zu rechten Männerrechtlern erklärt wurden und noch immer erklärt werden. Feministen befürworten und betreiben Frauenhäuser. Von Genderist(inn)en fehlt bisher jegliche breite öffentliche Positionierung. Aus der Vergangenheit ist Maskulisten bekannt, dass die taz gern auch mal Genderist(inn)en einlädt. Ich bin dann mal ganz gespannt was die Gender-Studies für konstruktive Vorschläge zu Gewaltschutz und Gewaltprävention seit Jahrzehnten oder so in ihren Schubladen horten.

       

      Frohe Ostern

      • @Öhem:

        Ach Öhem.. es wird doch hier gar nicht bestritten, dass manche Forderungen der Maskulinisten nicht unberechtigt sind. (Wobei ich mal frech behaupten würde, dass in einem Land, in dem vor nicht allzu langer Zeit noch Vergewaltigung in der Ehe legal war, Ehefrauen ohne Einwilligung des Gatten kein Konto eröffnen durften, und wir immer noch meilenweit von der Beseitigung alter struktureller Diskriminierung entfernt sind, Ihr nichts davon eingestehender Focus auf Männer als arme Opfer vielleicht nicht so ganz ernst genommen wird, selbst wo er auch mal berechtigt ist.)

        Wo er das ist, bekommt er hier ja auch in der pöhsen feministen-Taz ein Forum! Das Gegenstück dazu sehe ich in den Maskulinistenforen eher nicht so.

        Weshalb Sie irgendwelche ebenso unnekannten wie durchgeknallten Antifas als Verkörperung "der" Feministinnen oder "Genderisten" (whatever...) sehen, ist mir schleierhaft.

        Die von mir benannten höchst fragwürdigen Aspekte der Maskulinistenbewegung kann ich Ihnen dagegen gerne mal haarklein an ihren bekanntesten Hauptvertretern nachweisen. Oh, wie praktisch, hat schon jemand anderes getan:

        http://www.boell.de/sites/default/files/antifeministische_maennerrechtsbewegung.pdf

        • @kami:

          Das einzig interessante an Ihren Beiträgen ist, dass Sie nichts Konstruktives zur Sache beitragen und um den „heißen Brei“ herumschreiben und zudem sachfremde Wortmeldungen platzieren wo diese nicht hingehören. Sie diskreditieren ein konkret benanntes Anliegen mit mäßigen Mitteln („dass manche Forderungen der Maskulinisten nicht unberechtigt sind“). Die von Ihnen verwendete bezuglose doppelte Negierung benennt und bejaht weder pauschal noch konkrete maskulistische Anliegen. Ferner nimmt von Ihnen verlinkte, als „Expertise“ publizierte Streitschrift, in keiner Weise Bezug zum hier behandelten Thema. Dass ich mich dafür entschieden habe in Fällen von häuslicher Gewalt von Opfer- und Täterzuschreibungen (insbesondere nach Geschlecht) abzurücken übergehen Sie (Donnerstag, 09:41) und unterstellen mir „Focus auf Männer als arme Opfer“. Was soll das? Und was soll der Verweis auf eine ausschließlich feministische Opfer-Perspektive der Vergangenheit (Fokus auf Frauen als arme Opfer), wenn wir ein aktuelles Geschlechterthema behandeln? Dass es besser geht zeigt mir aktuell dieser Kommentar (zur Sache): http://www.moz.de/details/dg/0/1/1266776/

          • @Öhem:

            Mensch öhem, ich geb's jetzt langsam auch auf, das ist Verdrehung und keine Diskussion hier. Es ist ja wohl kaum "sachfremd" festzustellen, dass einige Belange der Maskulinisten berechtigt sind (oder auch: "nicht unberechtigt" - was ist hier diskreditierend?). So zum Beispiel dass auch Männer Opfer von Beziehungsgewalt sein können oder in Scheidungsfällen manchmal benachteiligt werden. Es ging darum, warum diesen Punkten ev. noch zu wenig gesellschaftliche Beachtung geschenkt wird. Hier argumentierten der Sizilianer und ich,

            - dass dies z.T. in alten Geschlechternormen begründet ist („Männer sind stark und heulen nicht“ etc.) und nicht etwa nur daran, dass irgendwelche Feministinnen Männer immer nur als Täter sehen, so dass man sich hier gemeinsam engagieren sollte, wobei ein „antifeministischer Maskulinismus“ aber ziemlich kontraproduktiv ist.

            - dass führende Vertreter der neuen Maskulinistenbewegung neben interessanten Forderungen so abstruse Positionen vertreten, dass sie das insgesamt als Gesprächspartner diskreditiert. (Verschwörungstheorien, dass Feministinnen die Medienmacht im Lande übernommen haben, dass Feministinnen und zuviel Emanzipation schuld an Scheidungen sind; galoppierende Homophobie, allzu enge Verbindungen mit stramm rechten Netzwerken etc. pp.) . Mir sind diese Herren und Ihre Schriften bestens bekannt. So z.B. auch der von Ihnen so gelobte Herr Amendt, der in seinen maskulinistischen Streitschriften u.a. Homosexualität mit Pädophilie vermengt und gegen die Homoehe als Normalisierung von „Perversen“ wettert Da wundern Sie sich über mangelnde Diskussionsbereitschaft mit denen?

            Die zitierte wissenschaftliche Studie der Böll-Stiftung belegt dies mit umfangreichen Quellen sehr genau und wird kaum dadurch widerlegt, dass Sie sie als „Kampfschrift“ diffamieren. Und nun verabschiede auch ich mich aus dieser Pseudodiskussion und Sie dürfen weiter mit Herrn Amendt über die „Genderisten“ herziehen.

            • @kami:

              Ich kenne die für Betroffene unsichtbaren Mauern an denen sie sich ihre blutigen Nasen holen und weiß um deren Anteile (Mittwoch, 12:57). Ich wähle aber nicht zwischen linken und rechten Menschen, wenn diese sich mit ihren Problemen vertrauensvoll an mich wenden. Für mich sind Männer, Frauen, Mütter, Väter und deren Kinder erst einmal Menschen die es verdient haben, dass man ihnen mit Respekt begegnet und zuhört. Genauso wenig treffe ich eine Wahl zwischen homophoben und homosexuellen Menschen. Und wenn ich mich fachlich für eine Idee interessiere schaue ich nicht nach, welcher Couleur der Ideengeber ist. Einem inklusiven konstruktiven Vorschlag eines H. Rosenbrock, einer I. Lenz, einer K. Grieger, einer B. Kavemann oder einer A. Heiliger stünde ich gleichwohl unvoreingenommen gegenüber. Diese legten aber nun mal zum Thema Häusliche Gewalt keinen vor, sondern einzig der von Ihnen und einigen der Vorgenannten als homophob gebrandmarkte und hierüber ausgeschlossene G. Amendt.

  • Ich grenze nicht aus sondern ich fordere gleiches Recht für alle.

    Wenn es staatlich subventionierte Frauenhäuser gibt, muss es auch staatlich subventionierte Männerhäuser geben - oder Gewaltschutzhäuser, die beiden Geschlechtern offen stehen, wie von Hr. Amendt gefordert

    • @Andreas Finke:

      Ich denke die Wahl zwischen den beiden Optionen sollte dann schon konsequent getroffen werden und plädiere für Gewaltschutzenrichtungen, in denen nicht Opfer(innen) als solche einen besonders hohen Status verliehen bekommen, sondern in denen man sich systemisch der individuellen Problemlagen professionell und inklusiv lösungsorientiert annimmt, bei gleichzeitigem Ausbau einer Präventionsarbeit, die weder Opfer- noch Täterzuschreibungen vor(weg)nimmt.

  • Häusliche Gewalt ist in Deutschland ein sensibles Thema.

     

    In der Öffentlichkeit und in den Medien wird suggeriert, dass die Frau das Opfer und der Mann der Täter ist - Berichte wie diese sind eher die Ausnahme. Und outet sich ein Mann als Opfer häuslicher Gewalt, wird er lächerlich gemacht, wie jüngst Boris Becker.

     

    Bis in die 70er Jahre war häusliche Gewalt ein Tabuthema, eine Privatangelegenheit. Seitdem wurde viel getan, häusliche Gewalt ans Licht zu bringen und zu enttabuisieren - leider nur einseitig, mit der Frau als Opfer.

    Entsprechend gibt es heute in Deutschland mehr als 350 staatlich subventionierte Frauenhäuser, hunderte Anlauf- und Beratungsstellen für Frauen und unzählige Hilfsangebote.

     

    Doch bereits in den 70er Jahren stellte der Forscher Murray Straus fest, dass beinahe die Hälfte der häuslichen Gewalt von Frauen ausgeübt wird. Diese Forschung wurde inzwischen durch mehrere hundert Studien und Untersuchungen bestätigt.

    Trotzdem gibt es in Deutschland nicht einmal 5 Männerhäuser und keines erhält staatliche Unterstützung.

     

    Meine Forderung ist daher:

    Einrichtung von mindestens 2-3 staatlich unterstützten Männerhäusern in jedem Bundesland.

    Beratungsstellen für Männer, die Opfer häuslicher Gewalt wurden und entsprechende Hilfsangebote.

    Anti-Gewalttraining für schlagende Frauen genauso, wie für Männer.

     

    Während Frauen in Frauenhäusern unterkommen, müssen Männer die Gewalt erdulden oder unter der Brücke schlafen!

     

    Das kann nicht sein!

     

    Daher:

    Männerhäuser für Deutschland!

     

    http://www.change.org/de/Petitionen/bundestag-bundesrat-einrichtung-unterst%C3%BCtzung-von-m%C3%A4nnerh%C3%A4usern

    • @Andreas Finke:

      Meine Meinung kennste und die Gründe auch. Wer den Geschlechterkrampf überwinden möchte, setzt den sinnvollerweise nicht fort, indem er nun von der anderen Seite her ausgrenzt.

  • Ja stimmt, es gibt keine belastbaren Studien wenn man es nicht wahrhaben will. Naja, kaum passt es wohl besser, es sind nämlich nur ca. 500 internationale Studien, die als Ergebnis haben das Häusliche Gewalt von Frauen und Männer im gleichen Masse ausgehen. Aber natürlich ist das bei Frauen viel schlimmer, wie immer. Das es so gut wie keine Anlaufstellen für Männer gibt, und Männer schon bei dem Verdacht vorverurteilt werden und von den Bekannten mit Verachtung zu rechen haben, ob sie was getan haben oder nicht, ist natürlich nicht so schlimm.

     

    http://frauengewalt.wordpress.com/

  • Oha! Die taz auf Abwegen, mit einer maskulistischen Perspektive, auf das Thema: Häusliche Gewalt?!

     

    Herr Meier ist keine Provokation im herkömmlichen Sinne, höchstens für Besitzstandswahrerinnen, die sich ideologisch an den Flanken von Heiliger, Kavemann/Lohstöter hoffnungslos verrannt haben. Herr Meier ist Betroffener, mit eigenen Anteilen, so wie auch Frauen ihre Anteile haben, wenn sie Partnerschaften eingehen und pflegen die in psychischer und physischer Gewalt münden. Das Bewusstsein über eine eigene ‚vererbte‘ (in Teilen) schiefgelaufene Sozialisation stellt sich in der Regel aber erst weit nach der/den gescheiterten Partnerwahl/en ein. Schmutzig ist, dass auf die Thesen obiger „Expertinnen“ hin einige Hundert mit öffentlichen Geldern finanzierte Opferprogramme für Frauen und eine Hand voll Täterprogramme für Männer aufgelegt wurden.

    Auch ist es den „Expertinnen“ und deren Gefolgschaft zu verdanken, dass die Pilotstudie aus dem Jahr 2004 bis heute keine Fortsetzung erfuhr. Ich hatte mich in der Vergangenheit einmal spaßeshalber der Studie aus dem BMFSFJ bedient („Gewalt gegen Frauen

    in Paarbeziehungen“, Langfassung), die Items (F9_n, F10_n) zur psychischen Gewalt Männern vorgelesen, um ein Item „…drohte mit Falschbeschuldigung“ ergänzt und die Männer gebeten zu antworten. Die Bereitschaft zum Mitmachen war relativ groß. (Man muss Kerle nicht betrunken machen, um sie zu animieren). Selbst die hiesige Leserschaft kann sich sicherlich ausmalen, dass die Ergebnisse keineswegs überraschten.

     

    Ein „amüsanter“ und aufschlussreicher Zeitvertreib, auch und nicht zuletzt für Männer (S.: 62,63):

    http://www.bmfsfj.de/BMFSFJ/Service/Publikationen/publikationen,did=120792.html

    • @Öhem:

      Das Männer wie Herr Maier mit ihrer Problematik gesellschaftlich bislang so gut wie nicht gesehen werden, liegt vor allem an traditionellen Geschlechterrollen. Und von denen profitieren nicht nur "Besitzstandswahrerinnen", sondern auch jede Menge Besitzstandswahrer.

       

      Eine maskulistische Perspektive, die dies übersieht, kann ich als Mann nicht ernst nehmen.

      • @Der Sizilianer:

        Wenn mit den Besitzstandswahrern Männer vom BuFoMä gemeint sind, dann ist da gewiss was Wahres dran. Die Auswertung die Peter Döge im Auftrag des EDK-Männerrats-Präsi und BuForisten Martin Rosowski gefahren hatte, kam ja mehr als kleine Wette zwischen dem und Gerhard Amendt zustande, oder nicht? Ich bezog mich allerdings eher auf diejenigen Frauen (einige sind benannt, viele andere machen, mithin unbedarft und unüberlegt, die tägliche Drecksarbeit in Frauenbüros und Frauenhäusern), die für die Überzeichnung des schlechten Mannes insgesamt verantwortlich zeichnen. Klar, es profitieren direkt auch einige männliche Therapeuten, Ärzte, Rechtsanwälte und Richter. Zank und Streit sind schließlich deren Grundlage zum Broterwerb.

        • @Öhem:

          Und hier noch eine Antwort auf Ihre an den Sizilianer (frohe Ostern! :).

          Sie scheinen hier (absichtlich?) misszuverstehen, was der Sizilianer mit männlichen Besitzstandswahrern meint, die lange genau von dem profitiert haben, was den armen Herrn Maier jetzt als Opfer unsichtbar macht.

          Da geht es nicht um Ärzte und Therapeuten, die vom Bild des schlechten Mannes profitieren.

          Sondern es geht um uralte Geschlechterrollen, laut denen ein Mann stark ist und nicht heulen darf, und Frauen das arme, zu beschützende schwache Geschlecht seien. - Das Rollenbild also, was Frauen jahrhundertelang aus allen politisch und ökonomisch relevanten Positionen ferngehalten hat und von dem Männer prächtigst profitiert haben. (Nur gibt's in dieser Weltsicht dann halt auch den Herrn Maier als Opfer nicht.)

          Es waren zuerst mal FeministI(!)nnen, die darauf hingewiesen haben, dass auch Frauen stark und mächtig sein können, und auch Männer mal heulen dürfen oder zum Opfer werden können.

          Statt daran anzuschließen und zu sagen: "prima, seh ich genauso. Aber warum macht ihr dann nur Frauenhäuser?" hauen Sie jetzt alle Errungenschaften von Feminismus und Gender Studies als böse und angeblich männerfeindlich vom Tisch.

          Setzen Gender Studies (die selbst schon eine Kritik an einem zu einseitigen Feminismus beinhalten) einfach mal mit männerhassendem Feminismus und "Genderistenwahn" gleich.

          Und heulen zurück über arme Männeropfer, die von Frauen systematisch fertiggemacht werden.

          Sorry: Kulturgeschichtlich blödsinnig und strategisch unklug, um es mal sehr freundlich zu formulieren.

      • @Der Sizilianer:

        Ein guter Punkt! Das nervt mich auch schon lange an vielen "Maskulinisten": So beschäftigt damit, dem bösen, bösen Feminismus Contra zu geben, dass sie überhaupt nicht merken, wie sehr es hier um gemeinsame Ansätze mit vielen Feministinnen, zumindest aber den derzeit so blöde verfemten gender studies gehen sollte.

         

        - Ebenso übrigens auch bei der sehr berechtigten Klage darüber, wie juristisch immer noch weitgehend mit geschiedenen Männern verfahren wird (Kind zur Mutti, Vati darf löhnen und ist ansonsten weitestgehend abgemeldet). Das wird dann ja auch gerne dem bösen Feminismus oder Genderwahn zugeschrieben.. als ob die Basis für die obengenannten Entscheide nicht genau jenes stereotype Frauenbild wäre ("nur Mutti kann wirklich mit Kindern umgehen"), das Feminismus und Gender Studies durch die Bank in Frage stellen.

        • @kami:

          Hallo Kami,

           

          danke für die Rückmeldung. Genau so sehe ich das auch. Aber hier wird es mir langsam zu wirr. Ich schätze, man liest sich anderswo wieder.

           

          Schönes Hasenfest!

        • @kami:

          Ach, ist das so? Wo waren denn die Genderist(inn)en als sich Gerhard Amendt 2009 stark machte für Familienschutzeinrichtungen?

           

          Red.: Kommentar bearbeitet. Bitten vermeiden Sie Unterstellungen.

           

          Welche deutsche Vorzeigefeministin hat denn je und bis zum heutigen Tag für männliche Opfer von häuslicher Gewalt den Hals aufgetan? Welche feministische Redakteuse aus der taz hat denn mal nicht wenigstens stumpf die Gewaltformen addiert oder addieren lassen, um so nur weitere Pluspunkte auf der Opferskala für Frauen raus zu schinden? Selbstverständlich gibt es auch eine starke Gruppe Konservative, denen daran gelegen ist die Dinge zu belassen wie sie sind, aber wo bei welchen Maskulisten stecken die "vielen" die denn? Ich sehe von diesen ominösen vielen rechten Maskutrollen nix, auch hier und heute mal wieder nicht.

          • @Öhem:

            P.S.:

            Ihr Herr Amendt ist übrigens ein hübsches Beispiel dafür: Da werden durchaus legitime Fragen und Kritikpunkte an bestimmten Feminismen ganz schnell zu einer einfachen Verdammung der bösen Feministinnen und Mütter, mit wahnsinnig essentialisieren 'Argumenten', und homophob dass es kracht.. ne danke, so nich.

  • Es gibt keine belastbaren Studien?

     

    "This bibliography examines 286 scholarly investigations: 221 empirical studies and 65 reviews and/or analyses, which demonstrate that women are as physically aggressive, or more aggressive, than men in their relationships with their spouses or male partners."

    >> http://www.csulb.edu/~mfiebert/assault.htm