: Häßliches Gesicht
■ betr.: "Stasi und "Terrorismus"
betr.: Stasi und „Terrorismus“
In Sachen „Terroristen“ ist es mit der vielgepriesenen Rechtsstaatlichkeit der BRD bekanntlich vorbei: Fahndung realisiert sich zu einem beträchtlichen Teil als Liquidierung, Verhandlungen finden nach dem Grundsatz „in dubio contra ream“ statt, wobei Tatsachenmaterial gefälscht und die Öffentlichkeit massiv irregeführt wird; die Isolationshaftbedingungen sind menschenunwürdig, teilweise im Wortsinn mörderisch.
Auch der Regierung von Herrn de Marionette kann dieser Tatbestand nicht unbekannt gewesen sein. Dennoch oder gerade deshalb hat sie den Herren des Morgengrauens freie Bahn bei deren terroristischer „Bekämpfung des Terrorismus“ gegeben. Für die Verhafteten bedeutet das, entweder sich zum propagandistisch verwertbaren Abschwörer/ Kronzeugen machen zu lassen oder der Brutalität des stammheimatlichen Rechts -Staates anheimzufallen.
Mit diesem Remake von polizeilich-publizistischer Menschenjagd, mit dieser Mißachtung des Prinzips des politischen Asyls, zeigt die „Wende“, jene als „demokratisch“ apostrophierte Anti-Revolution, einmal mehr ihr häßliches Gesicht.
Nun könnte es auch den HeldInnen der Firma Neues Forum & Co. KG allmählich dämmern, daß die seit Monaten ununterbrochen laufende Anti-Stasi-Kampagne nicht im geringsten emanzipatorisch-staatskritisch ist, sondern lediglich die Funktion hat, die Macht des „richtigen“ Staates, des „richtigen“ Staatsschutzes noch mehr zu erhöhen. Die taz aber glaubt nach wie vor, Sonderschichten bei der Stasi-Bekämpfung fahren zu müssen (...).
Otfried zur Nedden, Heidelberg
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