HSH-Nordbank: Ende einer ziemlich teuren Liaison
Die schwer angeschlagene HSH-Nordbank wird verkauft und dabei wohl nicht zerschlagen. Drei Varianten sind noch möglich.
Die HSH Nordbank besteht aus einer inzwischen wieder profitablen Kernbank und einer mit hohen Risiken, vor allem faulen Schiffskrediten behafteten „Abbaubank“. Als zeitweise weltweit größter Schiffsfinanzierer traf die Schifffahrts- und Finanzkrise die HSH mit besonderer Wucht. Erklärtes Ziel der Nordbank-Mehrheitsgesellschafter Hamburg und Schleswig-Holstein ist es nun, das Institut einschließlich der „Abbaubank“ zu verkaufen. Er rechne mit „Offerten für die gesamte Bank“, verkündet Nordbank-Chef Stefan Ermisch nach vielen Verhandlungsrunden mit mehreren Interessenten.
Die EU-Kommission, auf deren Druck die beiden Länder Hamburg und Schleswig-Holstein die Landesbank verkaufen müssen, hat zudem zur Auflage gemacht, dass sie einen positiven Preis bekommen müssen – der theoretisch auch einen symbolischen Euro betragen kann. Doch nach taz-Informationen wird er bei mehreren hundert Millionen Euro liegen, könnte sogar die Milliarden-Hürde überspringen.
Denn die Nordbank schreibt im operativen Geschäft längst wieder schwarze Zahlen und streicht Millionengewinne ein. Für das laufende Jahr peilt sie einen Vorsteuergewinn von 120 Millionen und eine Erhöhung ihrer Rücklagen um 800 Millionen Euro an. Die Gesamtsumme der Risiken wird sich bis Ende 2018 hingegen auf voraussichtlich 3,8 Milliarden Euro reduzieren – die Hälfte davon könnte ein Neueigentümer als Verlust abschreiben.
Verluste für die Länder
Um wieder flott zu werden, musste die Nordbank jedoch 3 Milliarden Eigenkapital verbrauchen und eine 10-Milliarden-Garantie von Schleswig-Holstein und Hamburg verbrennen, deren Bereitstellung sich die beiden Nachbarn jedoch mit einer Prämie von knapp 2,5 Milliarden Euro vergüten ließen. Der Gesamtverlust beider Länder könnte durch die Verkaufserlöse noch knapp unter die 10 Milliarden-Grenze gedrückt werden.
Offizielle Informationen, wer bislang Interesse an der Nordbank-Übernahme hinterlegt hat, gibt es nicht. Strikte Vertraulichkeit ist vereinbart. Nach taz-Informationen sind noch vier Bieter im Boot – drei davon US-Finanzinvestoren. Deren Namen plauderte der stellvertretenden FDP-Vorsitzende und langjährige Fraktionschef der Liberalen in Kiel, Wolfgang Kubicki, am Dienstag aus.
Es handelt sich um die New Yorker Cerberus Capital Management, den texanischen Lone Star Funds und ein Konsortium aus dem Investmentunternehmen Apollo Global Management und J. C. Flowers, beide in New York beheimatet. Apollo und Flowers gelten unter den drei US-amerikanischen Interessenten als absoluter Favorit für die Nordbank-Übernahme. J. C. Flowers hatte sich 2006 in die HSH Nordbank eingekauft. Aktuell gehören ihm 5,1 Prozent der Bank.
Daneben gibt es noch einen weiteren, bislang nicht identifizierten Bieter, der als ärgster Konkurrent des Konsortiums gilt. Insider sprechen vom „unbekannten Vierten“. Nach taz-Informationen handelt es sich dabei um eine westeuropäische Investorengruppe. Raus aus dem HSH-Monopoly sind hingegen die chinesischen Konzerne Anbang und HNA.
Scheitert der Deal mit Apollo/Flowers oder den unbekannten Europäern, gibt es einen Plan B, der nicht vom Tisch ist: die sogenannte politische Lösung. Sie sieht eine Fusion der Nordbank mit der Nord LB, der Landesbank von Niedersachsen und Sachsen-Anhalt vor. Bei der gibt es noch höhere Risiken als bei der Nordbank, eine Übernahme des inzwischen wieder profitablen Nordbank-Kerngeschäfts könnte ihre Bilanz gewaltig aufhellen.
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