piwik no script img

HRE-UntersuchungsausschussAnlass zur Skepsis

Malte Kreutzfeldt
Kommentar von Malte Kreutzfeldt

Die Arbeit im Untersuchungsausschuss ist zäh, weil die Regierung die Aufklärung massiv behindert. Viele Akten werden als so geheim eingestuft, dass nicht daraus zitiert werden darf.

S ensationelle neue Erkenntnisse hat der Untersuchungsausschuss zur Hypo Real Estate Bank, der am Donnerstag mit Finanzminister Peer Steinbrück den letzten Zeugen hörte, nicht hervorgebracht. Doch das bedeutet nicht, dass bei der hektischen Rettungsaktion im letzten Jahr keine Fehler gemacht wurden.

Bild: taz

Malte Kreutzfeldt ist Leiter des taz-Ressorts Wirtschaft und Umwelt.

Ein wichtiger Grund für die zähe Arbeit des Ausschusses ist nämlich, dass die Bundesregierung die aufklärungswilligen Abgeordneten massiv in ihrer Arbeit behinderte. Zum einen unterlagen viele der entscheidenden Akten einer strengen Geheimhaltung: Weil weder bei der Vernehmung von Zeugen noch in der Öffentlichkeit daraus zitiert werden durfte, konnten sie zur Aufklärung praktisch nicht verwendet werden. Ein Grund für eine solche Geheimniskrämerei ist gerade bei einer mit Steuermitteln geretteten Bank, die inzwischen dem Staat gehört, völlig unverständlich.

Zudem lag die Arbeit fast vollständig bei der Opposition. Die Abgeordneten von Union und SPD trugen nicht nur wenig zur Aufklärung bei. Unter den vernommenen Zeugen etwa befand sich keiner, der von der SPD benannt worden wäre. Stattdessen behinderte der SPD-Ausschussvorsitzende mit überpenibler Verhandlungsführung die Opposition nach Kräften. Auch andere SPD-Mitglieder fielen eher durch Angriffe auf ihre Oppositionskollegen als durch Beiträge zur Sache auf.

In der kurzen Zeit konnte die Opposition der Regierung entscheidende Fehler nicht nachweisen. Aber dass es zur Rettung der Pleite-Bank in der gewählten Form - praktisch komplett auf Kosten der Steuerzahler - keine Alternative gab, diesen Beweis blieb auch die Regierung schuldig. Dass die als Zeugen gehörten Bankvertreter die Regierung durchweg gelobt haben, ist keine Beruhigung, sondern eher Anlass zur Skepsis.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Malte Kreutzfeldt
ehemaliger Redakteur
Jahrgang 1971, war bis September 2022 Korrespondent für Wirtschaft und Umwelt im Parlamentsbüro der taz. Er hat in Göttingen und Berkeley Biologie, Politik und Englisch studiert, sich dabei umweltpolitisch und globalisierungskritisch engagiert und später bei der Hessischen/Niedersächsischen Allgemeinen in Kassel volontiert.   Für seine Aufdeckung der Rechenfehler von Lungenarzt Dr. Dieter Köhler wurde er 2019 vom Medium Magazin als Journalist des Jahres in der Kategorie Wissenschaft ausgezeichnet. Zudem erhielt er 2019 den Umwelt-Medienpreis der DUH in der Kategorie Print.
Mehr zum Thema

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!