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Guttenberg in AfghanistanSoldaten mit Herz gesucht

Verteidigungsminister Guttenberg fordert auf seinem Afghanistan-Besuch mehr Emotionen im Job. Schließlich sei sein neues Amt für ihn auch ein "Herzensanliegen". Und schickt 100 Mann Verstärkung.

Verteidigungsminister Guttenberg speist mit seinen Soldaten im Feldlager Marmal in Masar-i-Sharif. Bild: dpa

KUNDUS dpa | Verteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg ist am Freitagmorgen im nordafghanischen Kundus eingetroffen. Der Minister will sich ein Bild von der Lage in der Region machen, wo am 4. September auf Befehl eines deutschen Obersts zwei von Taliban gekaperte Tanklastwagen bombardiert und dabei bis zu 142 Menschen getötet wurden. Dabei kündigte er an, 100 weitere Soldaten nach Afghanistan entsenden zu wollen. Sie werden ab Januar wie der Großteil der bisher am Hindukusch stationierten deutschen Truppen ebenfalls in der nördlichen Provinz Kundus im Einsatz sein.

Guttenberg hatte am Donnerstagabend in einer Rede vor mehreren hundert Soldaten im Bundeswehr-Feldlager im nordafghanischen Masar-i-Scharif gesagt: "Afghanistan wird uns sicher noch eine Weile fordern." Der Einsatz müsse in "absehbarer Zeit auch einmal verzichtbar sein". Dafür müsse Afghanistan aber selbst für seine Sicherheit sorgen können. Die Bundesregierung werde der Regierung des umstrittenen afghanischen Präsidenten Hamid Karsai deutlich machen, "dass uns Lippenbekenntnisse nicht genügen".

Zugleich machte der Minister deutlich, dass er eine Bundeswehr bevorzugt, deren Soldaten auf Gefühl achten. Im Soldatenberuf gehe es eben nicht nur darum, "kühl dem Soldatentum als solches nachzugehen". Emotionen spielten eine wesentliche Rolle. Für ihn selbst sei sein neues Amt ein "Herzensanliegen".

Der deutschen Bevölkerung müsse vermittelt werden, dass Soldaten ihren Beruf mit "hoher Professionalität, aber auch mit Herz reißen". Die Soldaten seien Botschafter des Landes. "Ich glaube, dass unser gemeinsames Vaterland auf sie stolz sein kann. Ich bin es zumindest", betonte der Minister. Er hatte zuvor mit Generalinspekteur Wolfgang Schneiderhan ein im Camp errichtetes Ehrenmal für die im Afghanistan-Einsatz gefallenen Soldaten besucht.

Guttenberg sagte dazu: "Ich bin dankbar dafür, (...) spüren zu dürfen, was Emotionen (...) bedeuten können und bedeuten müssen und, dass wir diese Emotionen zuzulassen haben, um zu wissen, welche Folgen dieser Dienst auch mit sich bringen kann." Mit einem Auslandseinsatz seien höchste Herausforderungen verbunden, aber auch Ängste der Soldaten und ihrer Angehörigen. Die Politik trage die Verantwortung für die Sicherheit und den Schutz der Soldaten.

Einen Tag nach Guttenbergs Besuch in Kabul kam es am Freitag in der afghanischen Hauptstadt zu einem Selbstmordanschlag. Der Chef der Kabuler Kriminalpolizei, Sayed Abdul Ghafar Sayedsada, sagte, drei Afghanen seien bei der Detonation vor einem Militärlager im Osten der Stadt verletzt worden. Der Sprecher des Innenministeriums, Semarai Baschari, sagte, die Gegend sei abgeriegelt worden. Bei dem Lager handelt es sich um das Camp Phoenix an einer Ausfallstraße im Osten der Stadt, das von ausländischen Truppen benutzt wird. Guttenberg hatte Kabul am Donnerstag verlassen.

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7 Kommentare

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  • S
    Stefan

    Recherchequiz!

    Ich liebe gut recherchierte Artikel.

    Aussage "Die Masse der deutschen Soldaten am Hindukusch sind in Kunduz eingesetzt"

    Im Lager Kunduz sind 1000-1100 Soldaten eingesetzt. Die deutsche Obergrenze liegt bekanntermaßen bei 4500. Feyzabad ist das kleinste Lager. Wo wird bei genau 3 deutschen Feldlagern wohl das größte liegen?

  • E
    end.the.occupation

    >> Guttenberg sagte dazu: "Ich bin dankbar dafür, (...) spüren zu dürfen, was Emotionen (...) bedeuten können und bedeuten müssen und, dass wir diese Emotionen zuzulassen haben, um zu wissen, welche Folgen dieser Dienst auch mit sich bringen kann."

     

    Mit den Emotionen kann er nur Rachsucht, Menschenverachtung und Habgier meinen.

    Der schwarzgelbe Zeitgeist.

  • VM
    von Manstein

    Natürlich. Soldaten sind Botschafter. Und Krieg ist nur die Fortsetzung der Diplomatie mit anderen Mitteln. Klingt das bekannt?

     

    All hail den deutschen Überdemokraten...

    ... mögen sie auch den Afghanen die Segnungen der modernen Marktwirtschaft bringen.

    Mit Bomben zur Hand und Tränen in den Augen.

    Zum kotzen.

  • D
    Dorne

    Soldaten schicken, Krieg treiben, Menschen verrohen lassen.

     

    Tut mir leid, aber wenn ein "von und zu" solches veranlasst, wird mir nochmal extra schlecht.

  • S
    Sannio

    Na, wenn Soldaten tatsächlich Botschafter unseres Landes sein sollen, wird es Zeit zu gehen.

    Und was heißt hier Soldaten mit Emotionen?! Ich will kalte Killermaschinen, nicht diese altbundesrepublikanischen, verweichlichten fünf Tage Wehrdienst Tätigen! Andereseits hat der Adlige recht: Wut und Hass sind prima Emotionen. Taugen in jedem Krieg...pardon: kriegsähnlichem Zustand.

    Was meinte er eigendlich damit? Das unsere Botschafter in kriegsähnlich militärischen Uniformen botschaften oder es ebene einfach neben den vielen neu gebauten Krankenhäusern auch Feldlazarette gibt.

    Aber egal: hört sich eben wie immer gut an, was der Adlige sagt. Er kann ja so schön reden. Ach...(seufz). Und so gut sieht er aus! Auch im blutgetränktem Staub Afghanistans.

  • RS
    Reiner Staat

    "Die Soldaten seien Botschafter des Landes."

    ???

     

    wie sagte volker pispers so schön? (sinngemäß:) wann hören wir auf uns zu wundern, dass es soviele attentate gibt und wann fangen wir uns an zu fragen warum es nur so wenige in deutschland sind

  • G
    Gaißenpeter

    Mit Schweinswürstelessen gewinnt man bestimmt nicht das Herz der Talibanesen.