Gutachten zu "Stuttgart 21": Zentrale Mängel
Verlängerung der Fahrzeiten und Engpässe: Ein Gutachten stellt dem Großprojekt "Stuttgart 21" ein desaströses Zeugnis aus. Gegner planen am Samstag eine Großdemo.
![](https://taz.de/picture/304922/14/stuttgart21_03.jpg)
STUTTGART taz | Das baden-württembergische Innenministerium wollte eine brisante Studie am liebsten unter Verschluss halten - nun ist sie doch ans Licht gekommen: Ein 60-seitiges Gutachten legt zentrale Mängel des gigantischen Bahnprojekts "Stuttgart 21" offen. Was als hochmoderne Technik angepriesen wird, entpuppt sich darin als "hohes Stabilitätsrisiko" und "knapp dimensionierte Infrastruktur". Dies berichtet der Stern in seiner neuen Ausgabe. Das Gutachten zeige, wie recht die Bürger mit ihrem Protest hätten, und liefert ihnen neue Munition für den Kampf um das Milliardenvorhaben.
Vor zwei Jahren hatte das Land Baden-Württemberg die Züricher Firma SMA mit der Studie beauftragt. Im Mittelpunkt stand die Berechnung der Fahrplankonsequenzen und -möglichkeiten von "Stuttgart 21", bei dem der Kopfbahnhof durch einen unterirdischen Durchgangsbahnhof ersetzt werden soll.
Laut Stern sprechen die Schweizer in ihrem Fazit von "Engpässen", die in einem bislang störungsfreien Verkehrssystem entstehen würden. "Konflikte zwischen Hauptbahnhof und Flughafen mit dem Regionalverkehr" würden festgestellt, was "nicht kompatibel mit den angenommenen Fernverkehrszügen in Stuttgart" sei. Die Autoren des Gutachtens rechnen mit "Fahrzeitverlängerungen" und kommen zu dem Ergebnis, dass eine "Gestaltung des Fahrplans nur in sehr geringem Maße möglich" sei. Schließlich werfen sie die Frage auf: "Letztes Wort bezüglich Infrastruktur-Dimensionierung gesprochen? Letztes Wort bezüglich Konzeption S-Bahn gesprochen?"
Entscheidend ist, von wem die Studie kommt: SMA gilt weltweit als eine der führenden Firmen, wenn es um die Planung von Bahnsystemen geht, und erhält regelmäßig Aufträge der Deutschen Bahn. Deshalb wird das nun bekannt gewordene Gutachten eine neue Dimension in die Diskussion bringen. Weil es nicht um Emotionen der betroffenen Bürger geht, die die Gegenseite gerne als innovationsfeindlich abtut. Sondern um eine sachliche und akribische Berechnung, die von den Befürwortern bezahlt wurde.
Für Samstag hat das Aktionsbündnis gegen "Stuttgart 21" eine Großdemonstration in der Stuttgarter Innenstadt geplant. "10.000 Bürger plus x", so erwarten die Veranstalter, wollen dafür sorgen, dass das letzte Wort tatsächlich noch nicht gesprochen ist.
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