: Gurke des Tages
Die Kunden freuten sich. Und auch dem Herrn am Kreuz war das etwas andere Abendmahl ein Wohlgefallen. Die Konkurrenz aber tobte – und bekam recht: Nach drei Semmel-Sonntagen gibt der sogenannte Bäcker-Rebell von Coburg in Bayern, Helmut Bernard, dem Druck der Innung nach und stellt den Brötchenverkauf am siebten Tag der Woche ein: „Die Kollegen haben es so gewollt.“ Elf Mitglieder der Bäckerinnung Coburg-Neustadt hatten zuvor eine einstweilige Verfügung erwirkt, um Bernard zu stoppen. Zweimal schloß die Polizei seine Verkaufsstellen, weil er gegen das Ladenöffnungsgesetz verstieß. Dann kamen die Gesetzeshüter auch in seine Bäckerei im thüringischen Adelhausen. Daraufhin wurde der „Verein der Freunde des Sonntagsfrühstücks“ gegründet, der die Bäckerei pachtete und den Laden mietete. Auch dieser Trick fand bei den Hütern von Ladenschlußgesetz und Sonntagsbackverbot keine Gnade. Bernard wurde von Gerichten in Coburg und Meiningen ein Ordnungsgeld bis zu 500.000 Mark oder ersatzweise eine Haftstrafe von bis zu sechs Monaten angedroht. Ebenfalls eine halbe Million Mark Ordnungsgeld wurden Helmut Bernards Mitstreiter Hans-Günther Mack aus dem württembergischen Bopfingen angedroht. Er hatte in seiner Filiale im bayerischen Nördlingen ebenfalls am Sonntag frische Semmeln verkauft.
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