Guinea in der Krise: Wälder weg, Luft und Wasser dreckig
Der Abbau von Gold, Eisen und Bauxit bedrohen in dem afrikanischen Land Menschen und Umwelt. Bei Demonstrationen schießt das Militär.
Im Jahr 1958 wurde die in Westafrika gelegene Republik Guinea einer der ersten unabhängigen Staaten in der südlich der Sahara gelegenen Region Subsahara-Afrika. Die Beziehungen zur einstigen Kolonialmacht Frankreich brachen abrupt ab.
Der Boden Guineas ist reich an Metallen wie Gold, Eisen und Bauxit. Das guineische Bauxit ist heute der Rohstoff für einen großen Teil des weltweit produzierten Aluminiums in der Auto- und Flugzeug- und Konsumgüterindustrie. Die Unternehmen des globalen Nordens nutzen die uneindeutigen guineischen Gesetze aber aus, um das Land praktisch zu enteignen. Die Konzerne errichten Minen, um die wertvollen Metalle aus dem Boden zu holen.
Enteignungen und auch die Angst davor verschärfen die Situation in den ländlichen Gebieten des Landes mit derzeit gut 12 Millionen EinwohnerInnen. In entlegeneren Regionen Guineas gibt es 5-mal weniger Ärztinnen und Hebammen, bis zu 10-mal weniger Pflegeeinrichtungen, 10-mal weniger Grund- und 7-mal weniger Sekundarschulen und Gymnasien, 20-mal weniger Berufsbildungseinrichtungen und Hochschulen.
Das führt zu Landflucht: Viele Menschen verlassen ihre Heimat und wandern in die Städte, vor allem in die Hauptstadt Conakry und die Bergbauregionen wie Boké im Nordwesten. Dort erwarten sie jedoch hohe Mieten, mangelnde Hygiene und Unsicherheit.
Sauberes Wasser ist knapp
Auch für die Umwelt hat der Metallabbau Folgen: Ganze Wälder werden abgeholzt, Ökosysteme zerstört. Die giftigen Abfälle der Minen gelangen oft ohne Filterung in die Flüsse und in die Luft. Sauberes Wasser, das die Menschen zum Trinken, Waschen und Kochen benötigen, ist in den vergangenen Jahren knapp geworden. Davon sind vor allem Frauen betroffen, denn sie sind meist für das Wasserholen zuständig und müssen nun längere Wege gehen.
Politischer Aktivismus oder gar Widerstand gegen diese Zustände sind in Guinea gefährlich. Bei Demonstrationen schießt das Militär auf Menschen, politische Aktivist*innen werden verhaftet, gefoltert und getötet. Viele Menschen, die mit dieser Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit konfrontiert sind, verlassen das Land. Manche versuchen, nach Europa zu gelangen.
Freddie Diallo ist eine trans* Aktivist_in, die sich viel mit der Verwobenheit von Geschlecht, Körper und Be_hinderung beschäftigt, mie studiert Politikwissenschaft und arbeitet bei dem Projekt Locals United für intersektionale Klimagerechtigkeit.
Mamadou Sarafou Diallo ist ein junger Asylbewerber aus Guinea.
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