Günther Jauch stellt Talkshow vor: "Eine Evolution, aber keine Revolution"
Am Sonntagabend startet die neue ARD-Talkshow mit Günther Jauch. Schon vor der ersten Sendung versucht der Moderator vergeblich, die Erwartungen klein zu halten.
So dicht vor dem Ziel seiner Träume kommt sogar ein Günther Jauch ins Schwitzen. Vor der Premiere des ARD-Polittalks am Sonntag, der genauso originell heißt wie sein Moderator, bemüht sich der 55-Jährige nach Kräften, keine Zitate zu liefern, die Günther Jauch im Falle eines Scheiterns von "Günther Jauch" um die Ohren gehauen werden könnten.
Die "übernatürliche Erwartungshaltung" auf spektakuläre Neuerungen werde er "definitiv nicht einlösen" können, sagte Jauch am Montag beim Pressetermin in Berlin und setzte seinen im Interview mit dem Spiegel ("Ich werde Fehler machen") begonnenen Deeskalationskurs in eigener Sache fort. Die Hoffnung: Wer tiefstapelt, fällt weich. Wenn er denn fällt.
Man weiß nicht, wessen Erwartungen schwerer auf Jauch lasten: die der Journalistenkollegen, die eine Sensation sehen wollen, oder Jauchs Untergang - bitte nichts dazwischen! - oder die der ARD, die für die wenigstens partielle Heimkehr des verlorenen Sohnes ihr eigentlich sakrosanktes Programmschema über den Haufen geworfen hat. Für diesen Scoop wurde Anne Will der prominente Sendeplatz nach dem "Tatort" entzogen.
An einen Erfolg aus dem Stand glaubt Jauch vor der ersten Sendung demonstrativ nicht. "Eine Evolution, aber keine Revolution" stellt er in Aussicht - was in Wahrheit ganz schön ehrgeizig ist: Denn wofür die Menschheit Jahrmillionen gebraucht hat, woran sie immer noch arbeitet - das will Günther Jauch an 10, 20 oder 30 Sonntagabenden schaffen.
So viel Zeit brauche er schon für die Weiterentwicklung, sagte Jauch am Montag. Er weiß, dass die Medien ihm diese Zeit nicht geben werden - die ARD schon: Die Zusammenarbeit ist auf zunächst drei Jahre angelegt. Und wenn danach keiner mehr Günther Jauch sehen kann, kann ihm wenigstens niemand vorwerfen, zu viel versprochen zu haben.
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