„Guardians of the Galaxy 2“ im Kino: Egos knallen aufeinander
Die leichte Seite des Marvel-Comic-Universums: Der ulkige Superheldenfilm lebt von einer unbändigen Freude an Bildern.
Musik hilft immer. Mag ja sein, dass es eigentlich darum geht, ein riesiges Monster aus einer anderen Dimension abzuwehren, damit die Galaxis nicht gleich am Anfang zu Klump geht – aber auch dann reicht die Zeit noch für einen anständigen Soundtrack beim Monsterkloppen.
Das Monster ist schneller da als gedacht und größer ist es auch, aber glücklicherweise sind auch in „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ nicht alle Helden immer ausgelastet. So bleibt dem kleinen Baumwesen Groot während der Eröffnungssequenz Muße für eine Tanzeinlage, während seine Kollegen das Monster in Schach halten.
Der Kampf gegen das Monster ist eine Auftragsarbeit. Das Sovereign People, ein genetisch perfektioniertes Volk goldglänzender menschenförmiger Wesen, hat die zusammengewürfelte Truppe der Guardians angeheuert, um seinen größten Schatz – mächtige Batterien – zu verteidigen.
Rocket, der sprücheklopfende Waschbär der Guardians, kann der Verlockung nicht widerstehen, sich einige der Batterien anzueignen. Eine Entscheidung, die sich rächt, die Guardians werden kurz nach ihrem Aufbruch von einer Armada von Hologrammraumschiffen beschossen. Als auch die Armada die Batterien nicht zurückbringen kann, beauftragt Ayesha, die Anführerin des Sovereign People, eine Truppe von galaktischen Kopfgeldjägern, die Ravagers, damit, die Guardians und die Batterien zu finden und wiederzubringen.
Auf der Flucht knallen die Egos der Guardians wie im ersten Teil heiter aufeinander und sorgen für die nötigen Nebenhandlungen: Peter Quill, auf der Erde geboren und nach dem Tod seiner Mutter von Ravagern aufgezogen, hat aus einem Gespräch mit Ayesha erfahren, dass er nur zum Teil menschlich ist. Unverhofft trifft er auf der Flucht auf ein Wesen mit dem sprechenden Namen Ego (wunderbar langhaarmackerig: Kurt Russell), das behauptet, Peters Vater zu sein.
James Gunn ist es gelungen, die spielerische Leichtigkeit des ersten Teils der „Guardians“-Reihe in die Fortsetzung zu retten. In vielen anderen Filmen der marvelschen Kinowelt führt das komplexe Universum der Figuren unterdessen dazu, dass die Filme vor lauter narrativer Akrobatik kaum mehr atmen können. Filme wirken wie überlange Serienepisoden, die nur dazu dienen, die Handlung an den Ausgangspunkt des nächsten Films zu schleppen. Das überspannende Universum geteilter Entwicklungen wirkt zunehmend erschlagend auf die einzelnen Filme.
Schlichte Story, verschrobene Charaktere
Die „Guardians“-Reihe hingegen setzt auf eine schlichte Story, die viel Raum für Gunns Idiosynkrasien und eine unbändige Freude an Bildern lässt. Die verschrobenen Charaktere der Gruppe erlauben Teamwork, Spannungen und immer neue Konstellationen. Eine Vielfalt, gegen die das Team der Avengers wie ein auf Figuren verteilter Werkzeugkasten wirkt.
Wie der erste Teil lebt auch „Guardians of the Galaxy Vol. 2“ von Ungleichzeitigkeiten: Kabelgefriemel während des Kampfes mit einem riesigen Monster, entschleunigtes Driften des Raumschiffs durch die Weiten des Weltalls zu gut gealterten Popklassikern. Von allen Marvelfilmen sind die „Guardians“ derzeit diejenigen, die am stärksten auf Dialoge und Bilder setzen und die Spezialeffekte stärker einbetten.
In Marvels Universum stehen die „Guardians“-Filme dafür, den Fokus vom überspannenden Erzählbogen wieder auf die einzelnen Filme zurückzuverlagern. Wenn sich Marvel durchringen könnte, diesen Ansatz auf einige der zahlreichen geplanten Spin-offs zu übertragen, wäre das eine erfreuliche Diversifizierung.
Statt den Independentfilm anzutäuschen, indem immer neue Gewinner des Sundance-Festivals als Regisseure verpflichtet werden, könnte Marvel sein Universum endlich in der Tradition des Genrefilms nutzen: als großer Spielplatz, auf dem alles erlaubt ist, solange ein paar Grundregeln eingehalten werden.
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