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■ StandbildG'schlamperte Show

„Wiener Opernball“, Do., 21.50 Uhr, 3 Sat

Rachel Welch, nicht Sharon Stone, war als Stargast geladen. Und sie kam. Sah aus wie die geliftete Peg Bundy. Konnte keinen Walzer linksherum. Monica Lewinsky, die Frau, „die dem US-Präsidenten ein paar schöne Stunden bereitete“ (Kommentar), war leider verhindert. Trotzdem wunderbare Bilder vom prominentesten Faschingsereignis Wiens. Auch die anderen Damen hatten so dieses G'schlamperte, diese feine Kunst, perfekt auszusehen und trotzdem unaufgeräumte Lust auszustrahlen. Die Männer – Marginalien im Frack. Oft feist, manchmal nostalgisch dickwanstig, wie es Wirtschaftskapitänen der fünfziger Jahre noch gut anstand. Daß sie doch auffielen, lag an den schmähinteressierten Kommentatoren Horst-Friedrich Mayer und Barbara Stöckl. Sie erläuterten unaufdringlich und mild- boshaft, worauf es ankommt beim Opernball: gesehen und übersehen zu werden. Im übrigen: „Alles Walzer“.

Sogar ein deutscher TV- Star ward zum Interview gebeten. Es war sein erster Opernball. Er war der Hauptgewinn einer Supermarktkette: „Ein Abend mit Elmar Wepper“ war zu gewinnen. Opernsänger Christa Ludwig, die Guldenburg- Hörbiger, österreichische Regionalpromis noch und noch, aber kein Gerhard Schröder in der VW-Loge, wie noch vor Jahren. Vermißt wurde „hechtgrau uniformiertes Heer“. Dafür hatten Porsche, Piäch & Popel Logen, aus denen heraus die bürgerliche Crème de la Crème Wiens gierig winkte.

Schöner als in Wien wird Halbseidenes mit Noblem nirgends verrührt. Friedrich Hollaender textete vor 60 Jahren für sein Couplet „Wiener Schmäh“ den Refrain: „Rattengift her!“ Wie treffend. Er muß die k.u.k. Hauptstadt und ihren Opernball geliebt haben. JaF

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