Grünen-Spitze: Grüne kriegen keinen mehr hoch
Seit Oesterheld ihren Rücktritt als Vorsitzende angekündigt hat, durchforsten die Grünen ihr Personal. Eigentlich will die Partei eine Frau an der Spitze, doch der Favorit ist ein Mann.
Die Grünen suchen verzweifelt nach einer neuer Landeschefin. Offiziell wird die Nachfolge von Barbara Oesterheld erst auf dem Parteitag am 19. April entschieden. Doch hinter den Kulissen laufen die Gespräche auf Hochtouren. Das Problem: Es fehlt an Kandidatinnen. Am häufigsten fällt in der parteiinternen Gerüchteküche derzeit der Name Stefan Gelbhaar, momentan Beisitzer im Landesvorstand.
Oesterheld hatte vor zwei Wochen verkündet, dass sie aus gesundheitlichen Gründen zurücktreten müsse. Die 56-Jährige ist an Krebs erkrankt. Erst im vergangenen Jahr war sie gemeinsam mit Irmgard Franke-Dressler an die Spitze des Landesverbands gewählt worden.
Doch die Suche einer Nachfolge gestaltet sich schwierig. Fraktionsmitglieder scheiden aus, da die Grünen Amt und Mandat trennen. Dazu kommt die strenge Satzung: Wegen der Quotierung kommen eigentlich nur männliche Kandidaten infrage, die bereits im Landesvorstand sitzen. Dank der weiblichen Doppelspitze mit Franke-Dressler und Oesterheld konnten die drei der vier weiteren Ämter im Vorstand mit Männern besetzt werden. Würde nun ein anderer Mann Landeschef, müsste der komplette Vorstand umgekrempelt werden. Deswegen suchen die Grünen Frauen. Doch die fehlen. "Wir haben eine extrem schwierige Situation", sagt eine führende Grüne.
Gelbhaars Kandidatur hätte den Vorteil, dass die Quote im Vorstand eingehalten wird. Bis vor einer Woche war Gelbhaar auch Kreisvorsitzender in Pankow. Inzwischen ist er zurückgetreten. Er wolle sich mehr der Arbeit im Landesvorstand widmen, heißt es in einem Bericht der Pankower Grünen. Der 32-Jährige wollte seine Kandidatur gegenüber der taz nicht bestätigen.
Ein Wunschkandidat ist Gelbhaar ohnehin nicht. Er sei "politisch noch nicht aufgefallen", wird ihm vorgeworfen. Andere sprechen von einem "Jünger" des Grünen-Fraktionsvorsitzenden Volker Ratzmann. Gelbhaar würde nicht dafür sorgen, den Landesvorstand als Gegengewicht zur Fraktion zu positionieren, so die Befürchtung.
Oesterheld und Franke-Dressler waren 2007 angetreten, um dem Parteivorstand ein stärkeres Profil zu verschaffen. Durchaus mit Erfolg: Weite Teile der Parteibasis fühlten sich inhaltlich wieder stärker vertreten.
Der Parteilinken geht es nicht so sehr darum, dass die neue Chefin vom linken Flügel kommt wie Oesterheld. Wichtig sei eine "starke Person", die in der Lage sei, der "Partei eine eigene Stimme zu verleihen". Eine geeignete Kandidatin können aber auch sie nicht bieten. Aus den Reihen der jüngeren Grünen gebe es zwar potenzielle KandidatInnen. Für die Wahl im April stünden sie aber noch nicht bereit - zumal in dem einen Jahr nur wenig Gestaltungsspielraum gesehen wird. 2009 wird turnusgemäß ein neuer Vorstand gewählt.
Fraktionschefin Franziska Eichstädt-Bohlig spricht dennoch von einem "wichtigen Amt". Die Kampagne für die Schließung Tempelhofs stehe bevor. Und parteiintern werde gerade an Eckpfeilern einer neuen Bildungspolitik gearbeitet. "Es ist immens wichtig, dass die Parteiarbeit auf mehreren Schultern verteilt ist", so Eichstädt-Bohlig.
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