Grünen-Spitze: Der Realo-Veränderer
Stefan Gelbhaar verkörpert den Pankower Grünen. Als Landesvorsitzender will er sich für Praktikanten einsetzen.
Erst ein Jahr ist die letzte Vorstandswahl her. Am Samstag müssen die Grünen-Delegierten erneut zur Urne schreiten.
Aus gesundheitlichen Gründen muss die bisherige Landeschefin Barbara Oesterheld ihr Amt niederlegen. Die Parteilinke teilte sich mit Irma Franke-Dressler vom Kreisverband Steglitz-Zehlendorf den Vorsitz. Oesterhelds Nachfolge ist auf nur elf Monate befristet. Bereits im Frühjahr 2009 stehen turnusgemäß neue Vorstandswahlen bei den Grünen an.
Ein gebürtiger Ostberliner - allein das ist bereits ein Seltenheitsmerkmal bei den Grünen. Zumindest auf Führungsebene gibt es bei den Berliner Grünen nach wie vor kaum "wahre" Ossis. Wird Stefan Gelbhaar zum neuen Landesparteichef gewählt, könnte sich das ändern.
Der gebürtige Friedrichshainer ist seit 2000 bei den Grünen aktiv. Parteiintern hat er sich vor allem damit einen Namen gemacht, dass er den lange als zerstritten geltenden Kreisverband Pankow wieder geeint hat. Dort war er von 2005 bis 2007 Kreisvorsitzender. Nun hat er Ähnliches mit dem Landesverband vor.
Es sei wichtig, die "inneren Spannungen" abzubauen, sagt Gelbhaar. Vor allem im Verhältnis zwischen der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus und der Parteibasis gelte es, die unterschiedlichen Rollen klarer herauszuarbeiten. Die Fraktion sei vor allem tagespolitisch aktiv, die Arbeit des Parteivorstands müsse auf langfristige Strategien ausgerichtet sein. Beide müssten sich gegenseitig ergänzen. Ganz fremd ist ihm die Vorstandsarbeit im Landesverband nicht. Seit einem Jahr ist er Beisitzer im Landesvorstand.
Programmatisch möchte er vor allem im Bereich Soziales punkten. Mit Entsetzen habe er festgestellt, wie viele Firmen ihre PraktikantInnen für deren Arbeit nicht angemessen entlohnen. Er plant ein "Schwarzbuch Generation Praktikum", in dem die "schlimmsten Finger" aufgelistet werden.
Zur Frage, was sich bis zur nächsten Landesvorstandswahl 2009 verwirklichen lässt, lautet seine Antwort: "In dieser Zeit lassen sich auch Kinder zeugen. Politische Veränderungen müssten dann auch möglich sein." Vor kurzem ist der 31-Jährige Vater geworden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Sourani über das Recht der Palästinenser
„Die deutsche Position ist so hässlich und schockierend“
Spardiktat des Berliner Senats
Wer hat uns verraten?
Autounfälle
Das Tötungsprivileg
Rekrutierung im Krieg gegen Russland
Von der Straße weg
Deutscher Arbeitsmarkt
Zuwanderung ist unausweichlich
Deutschland braucht Zuwanderung
Bitte kommt alle!