Großproblem Verkehrslärm: Lästiges Rumpeln von oben
Der ökologische „AK Rote Beete“ in der Friedrichshain-Kreuzberger Linken lud am Mittwoch zum „Lärmspaziergang“ rund um den Görlitzer Park.
Irritierend ist erst mal kein Geräusch, sondern ein Geruch: Der „Lärmspaziergang“, zu dem am Mittwoch die Linke Friedrichshain-Kreuzberg und ihr ökologischer „AK Rote Beete“ eingeladen haben, beginnt mit einem Theorieteil am Eingang des Görlitzer Parks – hinter dem „Hühnerhaus 36“. Während Marc Wiemers, Experte der Grünen Liga, erklärt, was Geräusche zu Lärm macht, warum der Lärmpegel-Mittelwert nur bedingt aussagekräftig ist und wie man Lärmkarten deutet, liegt über der Gruppe würziger Hendl-Dunst.
Der Spaziergang durch Kreuzberg soll für das allgegenwärtige Großstadtproblem sensibilisieren. Lärm, vor allem Verkehrslärm, sagt Wiemers, ist nicht einfach nur lästig, er kann das Wohlbefinden stark beeinträchtigen und wird sogar für Herzinfarkte verantwortlich gemacht – „auch bei Menschen, die immer behaupten, sie nähmen den Lärm gar nicht wahr“.
Je länger es um akustische Belästigungen geht, desto lauter sind die realen Geräusche an der Skalitzer Straße. Zwar bildet die alte Bahnhofsmauer eine gewisse Barriere, aber durchs Tor dringt Motorenlärm, und von oben kommt das metallische Rumpeln der Hochbahn. Die habe „eine blöde Quellhöhe“, räumt Wiemers ein, sprich: Der Lärm kann sich vom Viadukt herab gut verbreiten. „Man muss aber auch fragen: Wie viel Lärm macht ein Verkehrsmittel pro transportierten Menschen?“
Das führt zur ziemlich komplexen Frage, wie Lärm gesellschaftlich fair minimiert werden kann. Pascal Meiser, Linken-Direktkandidat im Kreuzberger Wahlkreis 02, der auch mit spaziert, lehnt etwa die oft diskutierte Idee ab, eine Tramlinie von Friedrichshain über die Oberbaumbrücke in gerader Linie nach Neukölln zu führen: „Das würde den Görlitzer Park zerschneiden, aber auch für Lärm im Wrangelkiez sorgen.“ Ein anderer Konfliktpunkt sind historische Kopfsteinpflaster. Sie machen darüberfahrende Autos besonders laut. Abgesehen vom ästhetischen Verlust, den eine Asphaltierung bedeutet: Danach fahren alle schneller. Hat man also etwas gewonnen oder nicht?
Übrigens kann jeder, der will, Einfluss auf die Lärmpolitik nehmen: über die Mitwirkungsmöglichkeiten bei der Umsetzung der EU-Umgebungslärmrichtlinie. Das Land muss alle fünf Jahre „strategische Lärmkarten“ anfertigen und auf dieser Grundlage Aktionspläne zur Lärmminderung erstellen. Informationen dazu, wie man auf diesen Prozess Einfluss nehmen kann, gibt es bei der Grünen Liga unter uglr-info.de oder auf stadtentwicklung.berlin.de/umwelt/laerm.
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