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Großoffensive

■ Einigen wir uns auf die Zukunft im Logo: Kammermusik und Elektronika

Schöne Momente sind das, wenn Wissen um Verbindungen, Anschlüsse und Schnittstellen in effektive Kooperation mündet. So erschien Mitte des Jahres der Sampler Einigen wir uns auf die Zukunft, ein Gemeinschaftsprodukt der drei Lables Kitty-Yo, Kollaps sowie Payola. Als große Offensive nicht wirklich großer Unternehmen gedacht, stehen dort unterschiedlichste Varianten innovativer Musik nebeneinander. Elektronische Projekte treffen auf experimentelle Kammermusik, schlichte Popsongs auf sperrigen Krach. Und es funktioniert.

In einer zweiten Phase soll dieses Projekt nun auf die Bühne überführt werden, auch Hamburg ist dabei avisiert. Allerdings ist mit Blick auf das Line-Up eine deutliche Verschiebung des Schwerpunkts auf die Berliner Firma Kitty-Yo festzustellen. Als einzige Kollaps-Band bleiben Schwermut Forest aus München übrig. Wie die ebenfalls teilnehmenden Go Plus, Hamburger Noiserock-Feinmechaniker mit Hang zur sanften Melancholie, haben Schwermut Forest sich vor nicht allzu langer Zeit eines Sängers entledigt, ohne damit gleich auf den Gesang zu verzichten. Die Aufgabe wird von den verbliebenen Bandmitgliedern ausgefüllt, was das Münchner Ensemble um einen beachtlichen Ballast an Melancholie erleichtert. Vertrackte Arrangements und Eleganz dürfen natürlich bleiben.

Wege radikaler Reduktion gehen bekanntlich Surrogat. Über die Veröffentlichungen hinweg ist es den drei Berlinern in ihrer Musik gelungen, die störenden Ablagerungen des Noiserock bis auf die weiterhin funktionstüchtigen Knochen abzuarbeiten. Gleichzeitig markiert ihre erste Single die materielle Geburtsstunde des kleinen Kitty-Yo-Konzerns.

Das war vor etwa vier Jahren. Seitdem hat man dort kontinuierlich zum Teil beeindruckende Tonträger unterschiedlichster Art veröffentlicht und es vermieden, sich auf Lorbeeren auszuruhen. Statt dessen, da sind die Firmenchefs kompromißlos, wird der Hörerschaft gern mal vor den Kopf gestoßen.

Zum Beispiel mit dem ersten Langspielwerk eines Duos namens Laub, das trotz pluckernder Breakbeats und moderner elektronischer Sounds den Bogen in die Achtziger spannt. Oder waren das etwa doch nur die Berliner Wurzeln?

Sven Opitz

mit Surrogat, Laub, Schwermut Forest, Kante und anderen: Sa, 6. Dezember, 20 Uhr, Logo

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