piwik no script img

Großoffensive in SyrienHisbollah und Assad vereint

Eine Rebellenhochburg im Westen des Landes ist Ziel eines gemeinsamen Vorstoßes der Miliz und von Regierungstruppen. Es ist von zahlreichen Toten die Rede.

Was nach den Offensiven bleibt: Friedhof in Kusair. Bild: reuters

AMMAN rtr | Syrische Truppen und Hisbollah-Kämpfer aus dem Libanon sind zur Großoffensive gegen die Rebellen-Hochburg Kusair im Westen Syriens angetreten. In Kreisen der Opposition hieß es am Sonntag, bei den bislang schwersten Kämpfen unter Beteiligung der Hisbollah seien 32 Menschen getötet worden. Die Mehrzahl der Toten seien Zivilisten.

Die Soldaten griffen mit Panzern und Artillerie an, Hisbollah feuerten mit Raketenwerfern in die nur zehn Kilometer von libanesischen Bekaa-Tal gelegene Stadt. Am Morgen habe auch die Luftwaffe die Stadt bombardiert. Die Angreifer hätten Kusair von neun Punkten aus in die Zange genommen. Bis zu 50 Geschosse schlügen pro Minute ein, sagte ein Vertreter der Opposition.

Für Staatschef Baschar al-Assad ist die Stadt von strategischer Bedeutung. Kusair liegt an der Strecke, die Damaskus mit den Siedlungsgebieten der Alawiten an der syrischen Mittelmeerküste verbindet.

Assad gehört der Gemeinschaft der Alawiten an, die dem schiitischen Islam entsprungen ist. Die Schiiten-Miliz Hisbollah kämpft auf Seiten Assads. Vertreter der Opposition halten es für möglich, dass Assad mit seiner Regierung in die Region um Kusair ausweichen könnte, falls die Hauptstadt den Rebellen in die Hände fallen sollte.

Assad versucht seit mehr als zwei Jahren, einen Volksaufstand zu unterdrücken, der sich mittlerweile zu einem Bürgerkrieg ausgewachsen hat. Angaben der Vereinten Nationen zufolge kamen mindestens 80.000 Menschen ums Leben, bei der Opposition ist sogar von bis zu 94.000 Toten die Rede.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

19 Kommentare

 / 
  • AU
    Andreas Urstadt und Julien Lewis

    CNN und andere haben in Diskussionen offen Unterstuetzer von Assad gebracht, darunter junge Frauen mit akademischer Ausbildung, westlicher Kleidung. Syrien ist alles andere als Iran. Es zeigt, was auf dem Spiel steht. Die Rebellen bedeuten Sharia. Das ist ein Wegruecken vom Westen. Israel wuerde das auch merken, was sie dito bereits mit Aegypten checken durften.

     

    Ob der Westen wirklich so sehr hinter den Rebellen steht inkl geheimer Hilfe ueber das Bekannte hinaus ist fraglich. Denn Jordanien sollte ja auch dem "arab spring" zum Opfer fallen (ganz eindeutig gegen westl Interessen). Der Koenig zog sofort alle Register, Assad wartete einfach.

     

    Die Hisbollah erklaerte damals sofort, die Proteste seien die Angelegenheit der Syrer und ginge die Hisbollah nichts an. Saudi Arabien und Al Queida usw stimmten die Hisbollah mit deren eingreifenden Haltung erst um. Vermutlich auch Israel mit den illegalen und gegen das Voelkerrecht verstossenden Angriffen.

     

    Die syrische Opposition war immer ein grosses zerstrittenes Problem, seit Jahrzehnten und seit Jahrzehnten in Syrien irrelevant (die Fuehrer usw sitzen im Ausland und wurden auch von NGO s als Katastrofe wahrgenommen. Weitere Interna werden weggelassen). Die EU will keine Waffen an die unberechenbaren Rebellen liefern. Und das ist klug.

  • S
    Soiset

    @ Schmidt Georg:

     

    "...westliche Wertmasstäbe greifen nicht-Gott sei Dank":

     

    Sie gehören zum akademischen Proletariat?

     

    Sie möchten Ihren Senf dazugeben? Ohne Sinn und Verstand?

     

    Zu den westlichen Wertmassstäben gehören z.B. die universalen Menschenrechte.

    Demnach sind Zivilisten im Krieg zu schonen.

     

    Im Islam gibt es keine unschuldigen Zivilisten. Ebenso gibt es kein allgemeines Tötungsverbot.

    Als Wertmassstab gilt, ob jmd. rein oder unrein ist.

     

    Unrein ist z.B. jmd. ohne, oder mit falschem Glauben.

    Dies kann auch Muslime betreffen, die, je nach Perpektive, Abrünnige vom "richtigen" Glauben sind.

    Dies kann eine Tötung rechtfertigen.

     

    Vermutlich verwechseln Sie humanistische Ideale mit miesen politischen Zielen und Wirtschaftsinteressen.

  • HS
    Hari Seldon

    @drui:

     

    Bitte, wurde die Bevölkerung in al-Qusair (Aleppo, usw.) gefragt, ob die betroffene Bevölkerung eine "Befreiung" wünschen würde, oder einfach tauchten die selbsternannten "Freiheitskämpfer" (in der wirklichkeit aus Katar, SA, Westeurope, usw. finanzierte Söldner und Terroristen) auf, und einfach terrorisieren die Bevölkerung?

  • H
    Herbert

    Ich hoffe, dass es der syrischen Armee gelingt, die Terroristen zu besiegen und Syrien zu verteidigen.

    Die Terroristen haben Flugabwehrraketen- was ist, wenn sie diese auf ein Flugzeugt mit "Ungläubigen" richten?

  • MA
    Marc Aber

    TAZ:

    "[...] seien 32 Menschen getötet worden. Die Mehrzahl der Toten seien Zivilisten"

     

    BBC online:

    "[...] 52 people had been killed in Qusair - 48 fighters and three civilians"

     

    Und so geht es die ganze Zeit... Ich glaube wir Aussenstehenden sind allesamt Opfer eines Medienkrieges. Was wirklich geschiet ist kaum zu erkennen. Aber trotzdem denke ich, dass Assad immer noch viele Unterstuetzer hat, sonst haette er sich nicht solange halten keonnen.

     

    Sehr informativ (finde ich), weil er als einer der wenigen selbst vor ort gewesen ist:

     

    http://www.juergentodenhoefer.de/

  • D
    drui

    @Jan Do

    "Die Bevölkerung von Kusair fiebert dem entgegen, von den Terroristen befreit zu werden."

     

    Abgesehen von der unfreiwilligen Komik dieser Aussage: Da fiebern höchstens Sie. Die Bevölkerung versucht einfach nur, die Bombardements und Artellerieeinschläge und Scharfschützen zu überleben, und anschließend zufällig der "richtigen" Religionsgemeinschaft (Sunniten oder Alawiten/Schiiten/Christen) anzugehören, welche Verbrecherseite auch immer gewinnen wird. Da es keine klaren Frontverläufe und Siedlungsgebiete der verschiedensten Gruppen gibt, wird das Morden weitergehen, bis drei halbwegs homogene territoriale Gebiete abgegrenzt sind: Sunniten, Schiiten/ Alawiten und Kurden. Die Christen werden bis dahin tot oder geflüchtet sein.

  • K
    kaff.k

    @Ute

    "Obwohl ich Assad von Anfang an ankreidete, Protestdemonstrationen unterdrückt zu haben, bin ich mittlerweile so weit, ihm einen baldigen und raschen Erfolg in der Niederschlagung der gegnerischen, bewaffneten Kräfte zu wünschen."

     

    Auch in der UNO scheint ein Umdenken stattzufinden.

    http://antikrieg.com/aktuell/2013_05_19_uno.htm

     

    Die tagesschau allerdings, scheint kein Interesse daran zu haben, dass Ihre Zuschauer und Leser davon etwas mitbekommen.

    Oder wie soll ich es anders deuten, dass mein Kommentar von der Moderation nicht freigegeben wurde?

     

     

    In der UNO

     

    kann man eine zunehmend realistischere Beurteilung der Lage in Syrien beobachten.

     

    Der UN-Vertreter Syriens bringt einige Vertreter der Anti-Assad Fraktion mit Enthüllungen zu den Vorfällen um die Entführung der UN- Soldaten auf den Golan Höhen in arge Verlegenheit.

     

    http://antikrieg.com/aktuell/2013_05_19_uno.htm

  • US
    umm saad

    die unterschiedlichen politischen aspekte sind mir nachvollziehbar.

    zwischenzeitlich schwindet auch immer mehr meine hoffnung, dass die libanesen aufgrund ihrer 15jährigen bürgerkriegserfahrung abstand halten können. die alten narben werden vermutlich schnell aufreissen, zumal die hisbollah nun immer kräftiger mitmischt.

    auch die flüchtlingsmisere trägt das ihrige (paradoxer weise) dazu bei. das interesse der weltengemeinschaft, eine vernünftige versorgung von flüchtlingen in anrainerstaaten zu ermöglichen scheint noch immer traditionell zögerlich und ist alles andere als annähernd ausreichend.

     

    mir klingen noch immer die leichten und fröhlichen töne der anfangs-demontrationen im ohr, welche

    nichts mit skandierten parolen oder hasstyraden zu tun hatten.

     

    das rasante abtriften von "friedlichen" bzw. annähernd funktionierenden gesellschaften zu mördergruben ist wohl ein phänomen, das uns alle treffen kann (nicht nur andere kontinente, religionen, etc.) - nur eine frage der zeit und umstände.

     

    wir wandeln also - leider - alle an einem verdammt schmalen grat der menschlichkeit.

  • SG
    Schmidt Georg

    jaja, Harald schlimmer noch-westliche Wertmasstäbe greifen nicht-Gott sei Dank-denn die westlichen Wertmasstäbe haben schon genug Unheil angerichtet

  • I
    Ich
  • K
    Keribert

    "Kusair"? Die Stadt heißt al-Qusair.

  • AA
    A. Allamehzadeh

    Islamisten kämpfen gegen Islamisten.. ich stamme aus dem Iran und bin aufgrund der dort herrschenden Idiologie ausgewandert.. und langsam merke ich, wegrennen bringt nichts..die Idiologie greift überall zu. Traurig diese Erkenntnis.

  • R
    R.J

    Leider vermag niemand zu sagen, zumindest auch nicht die Berichterstatter, ob die Bevölkerung von Kusair die Rebellen auf eigenen Wunsch unter sich dulden, mit ihnen im Einklang stehen, oder diese aus ihren Reihen gestellt werden.

     

    Gab es eine Aufforderung durch die Assadtruppen an die Zivilbevölkerung, den Ort nach Möglichkeit zu verlassen oder ggf. Zuflucht in Kellern etc. zu suchen?

     

    Und die Rebellen?

     

    Halten die ihre Anwesenheit in diesem Ort für unverzichtbar?

  • H
    Harald

    Ob der Krieg in Syrien mit "Bürgerkrieg" richtig beschrieben ist? Höchstens insofern, als sämtlichen Kriegsparteien die Zivilbevölkerung völlig egal ist.

     

    Auf syrischem Boden findet der geschichtliche Auftakt zum Endkampf der islamischen Glaubensrichtungen statt. Es geht um die Vorherrschaft des osmanisch-schiitischen Islam, des iranisch-schiitischen Islam oder des saudisch-sunnitischen Islam.

     

    Deren Todfeindschaft untereinander kennt kein Pardon. Einigkeit besteht einzig in Bezug auf Israel und den Satan USA. Dies bringt dem Islamismus die Sympathien und die massive mediale Unterstützung der europäischen Linken, die diese Feindschaft traditionell teilt. Weshalb wir Europäer am Beispiel Syrien schon mal Anschauungsunterricht nehmen können, was Europa noch bevorsteht.

     

    Ob es gelingen kann, weitere Massaker an Zivilisten zu unterbinden, ist ausgesprochen fraglich. Die Sichtweise des Islam auf diese Opfer ist eine grundsätzlich andere, als die des Westens. Denn der Islam unterscheidet diesbezüglich nur zwischen Märtyrern und Ungläubigen.

     

    Westliche, oder schlimmer noch: christliche Wertmaßstäbe greifen nicht, da deren Bedeutung im Islam nicht verstanden werden kann und will.

  • DB
    deutsche Beobachtungsstelle

    Großoffensive ? Na ja, es reicht schon,wenn die hoffentlich siegreiche syrische Armee Assads die -von der internationen "Gemeinschaft" geleasten -Terrorbanden endgültig vernichtet oder zumindest zurücktreibt Richtung SA/Katar/US-Europa . Gnade

    uns,wenn diese Subjekte den Gewehrlauf auf uns richten.

  • JD
    Jan Do

    In der Provinz Homs, in welcher die im Artikel erwähnte Ortschaft Kusair liegt, haben es die Islamisten besonders schlimm getrieben. Sie haben die Minderheit der Christen vertrieben und einen Bischof gelyncht. In der jetzt umkämpften Stadt Kusair hat übrigens genau der Rebellenführer sein Unwesen getrieben, der sich damit brüstet, das Herz eines regierungstreuen Syrers gegessen zu haben.

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-rebell-isst-herz-eines-assad-soldats-a-899439.html

    Die Bevölkerung von Kusair fiebert dem entgegen, von den Terroristen befreit zu werden. Auch wenn immer noch viel Polemik gegen Assad eingesetzt wird; er handelt im Interesse seiner Bevölkerung, wenn er die Armee zur Befreiung der belagerten Städte einsetzt. Von der schmutzigen Allianz aus Katar, Saudi-Arabien und einigen westlichen Ländern, die den Terrorismus in Syrien erst möglich gemacht haben, kann man das nicht sagen. Genauso wenig von den westlichen Medien, die bis vor kurzem die Terroristen noch als Freiheitskämpfer glorifiziert haben. Besonders die vermeintlich linken Medien haben versagt. Im Sinne der von ausländischen Söldnerbanden terrorisierten Menschen in Syrien war das sicher nicht.

  • G
    Gerechtigkeit

    Aktuelle Nachrichten !!!!

     

    Die FSA Terroristen rennen davon.

    Jeder der diese Terroristen Bande unerstützt hat sei es mit Waffen Essen Munition

    wird dafür bezahlen, und ratet mal von wem, und zwar von der FSA selbst !!, sie kennen keine Gnade, sie werden sich an jedem Rächen.In den arabischen Medien wird davon berichtet das die FSA Truppe davon laufen und sich an

     

    USA Deutschland Israel und alle anderen UNO verbündeten Rächen wird, obwohl diese die verbündeten der FSA sind. Da sieht man wieder einmal wie verrückt und mit Drogen vollgepumpt die FSA Bande ist.

  • U
    Ute

    Obwohl ich Assad von Anfang an ankreidete, Protestdemonstrationen unterdrückt zu haben, bin ich mittlerweile so weit, ihm einen baldigen und raschen Erfolg in der Niederschlagung der gegnerischen, bewaffneten Kräfte zu wünschen.

     

    All die westlichen Regierungen, die hofften in Syrien mit einer Protestbewegung, mehr noch mit einem bewaffneten Aufstand ihre Blütenträume einer westlichen Hegemonie verwirklicht zu sehen, haben letztlich nur ein Chaos befördert, dem die Assadregierung allemal vorzuziehen war.

  • C
    Clausewitz

    Seien wir mal ehrlich: daß Assad so lange durchhalten konnte ist erstens eine beachtliche Leistung und zeigt zweitens, dass er mindestens in Teilen der syrischen Bevölkerung Rückhalt genießt.

    Daß andererseits die Rebellen versuchen ihm die Verwendung von Sarin in die Schuhe zu schieben zeigt, wie verzweifelt die sind.

    Obwohl sie logistisch und mit Waffenlieferungen vom Westen unterstützt werden (nachzulesen z.B. in der NY-Times).

    Das ist ein Stellvertreterkrieg.