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Große Show bei den French OpenErmüdungsbruch als Gegner

Beim Tennisturnier in Paris kämpft sich der verletzte Arthur Fils begeisternd zum Sieg. Das Turnier muss der Franzose trotzdem verlassen.

Ein Spiel, das aus dem Rahmen fiel: Arthur Fils bezwingt Jaume Munar trotz Ermüdungsbruchs Foto: Christophe Ena/ap

I n der zweiten Runde des Grand-Slam-Turniers Roland Garros in Paris trifft der französische Tennisspieler Arthur Fils (Nr. 14) auf den Spanier Jaume Munar (Nr. 57). Der 20-jährige Franzose spielt auf heimischem Boden. Ein Sieg würde ihn erstmals in seiner Karriere in die dritte Runde bringen.

Es ist ein intensiver Kampf. Fils gewinnt die ersten beiden Sätze jeweils nur knapp. Nur noch ein Satz fehlt bis zum Sieg. Doch plötzlich macht sein unterer Rücken Probleme. Auf Sand, wo maximale Physis gefragt ist, kann er nicht mehr mithalten. Der rote Sand ist langsam, man rutscht, die Bälle springen hoch und jeder Punkt dauert lange. Fils verliert den dritten Satz schnell und bewegt sich im vierten kaum noch. Munar zeigt kein Mitgefühl – warum auch?

Verletzungen stören nicht nur den betroffenen Spieler, sondern auch den Gegner. Sie können so sehr ablenken, dass man sich nur noch fragt: Was macht er da? Ist das Match bald vorbei? Wird er besser? Wenn der Gegner nicht mehr laufen kann, müsste man doch gewinnen, oder? Aber Fils gibt nicht auf. Munar spielt ständig kurze Stoppbälle hinter das Netz, die Fils nicht erreichen kann.

Doch 15.000 Fans auf dem Court Suzanne-Lenglen jubeln trotzdem, denn Fils gibt nicht auf. Er versucht, seine Kräfte zu schonen und sich nicht in kräftezehrende Ballwechsel zu stürzen. Im vierten Satz gewinnt er kein einziges Spiel, er versucht es nicht einmal. Der Kommentator sagt, er warte nur noch auf die Wirkung der Schmerzmittel.

Gegen die Enttäuschung der Zuschauer

Im Tennis werden Verletzungen kaum verziehen. Aufzugeben bedeutet nicht nur eine Niederlage, sondern auch, die Zuschauer zu enttäuschen, von ihnen gar ausgebuht zu werden. So wurde Novak Đjoković, vielleicht der beste Spieler aller Zeiten, im Januar bei den Australian Open im Halbfinale ausgepfiffen, nachdem er im zweiten Satz verletzt aufgegeben hatte. Und das, obwohl er das Turnier bereits zehn Mal gewonnen hat.

Fils, aktuell bester französischer Spieler, muss sich wegen seiner Landsleute auf den Tribünen eigentlich zwar keine allzu großen Sorgen machen, doch das Pariser Publikum ist berüchtigt. Die Leute zahlen sehr viel Geld und erwarten eine Gegenleistung. Es geht natürlich auch für die Spieler um Geld. Jede Runde bringt Preisgeld, das für Trainer, Reisen und Unterkünfte benötigt wird. Wer nicht gewinnt, verdient nichts.

Fils mobilisiert seine letzten Kräfte und spielt einen atemberaubenden fünften Satz. Vielleicht wirken jetzt endlich die Schmerzmittel – oder das Adrenalin. Seine Vorhand, eine der besten der Tour, schlägt hart und präzise. Es ist kein Selbstläufer, aber als Fils schließlich gewinnt, bebt das Stadion. Munar zeigt sich wenig begeistert. Er bezeichnet die französischen Fans als „nervig und fanatisch, wie ein Zirkus“ und sagt auf der Pressekonferenz verbittert, Fils sei gar nicht richtig verletzt gewesen, sondern habe nur Krämpfe gehabt: „Wer ernsthaft verletzt ist, spielt keinen fünften Satz wie er.“

Doch Fils war tatsächlich verletzt. Wie sich später herausstellt, hatte er einen Ermüdungsbruch. Im Nachhinein sagt er, er sei eigentlich nicht in der Lage gewesen zu spielen – „nur dank der Fans“ habe er es geschafft. Genau wie Munar ist Fils raus aus dem Turnier. Die nächste Runde musste er verletzungsbedingt absagen. Nach seinem beeindruckenden Comeback ist Fils nun unsicher, ob er für das Wimbledon-Turnier im Juli wieder fit sein wird.

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2 Kommentare

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  • Klingt für mich Banane. Die Fans wollen, das Profis verletzt weiterspielen und so langfristig schlechter werden? Wie hilft das beim best möglichen Zuschauerleben?

  • Dank der neuen drocklosen Bälle wird das wohl nicht der letzte Ermüdungsbruch bleiben.