Große Koalition uneinig: Ja zu Vorratsdaten, aber wann?
Im Koalitionsvertrag haben sich Union und SPD auf die Vorratsdatenspeicherung geeinigt. Wann es damit losgehen soll, ist aber noch längst nicht klar.
DÜSSELDORF epd | Zwischen Union und SPD zeichnet sich ein Konflikt über den Startzeitpunkt der geplanten Vorratsdatenspeicherung ab. „Wir wären gut beraten, wenn wir uns mit der Gesetzgebung Zeit lassen, bis der Europäische Gerichtshof über die EU-Richtlinie entschieden hat“, sagte der Vorsitzende der Innenministerkonferenz, Boris Pistorius (SPD), der in Düsseldorf erscheinenden Rheinischen Post.
Dagegen drückt die Union aufs Tempo. „Jeden Tag können schwere Straftaten nicht verhindert oder aufgeklärt werden, weil dieses Instrument fehlt“, sagte der stellvertretende Fraktionschef Günter Krings (CDU) der Zeitung.
Das europäische Recht gelte unabhängig von Klagen, deshalb gebe es „keinen Grund, dass wir uns vom Zeitplan eines Gerichts abhängig machen“, erklärte Krings. Die EU-Kommission hat Deutschland verklagt, weil hier Provider entgegen einer EU-Richtlinie bislang nicht verpflichtet sind, alle Telefon- und Internet-Verbindungsdaten zu speichern, damit die Strafverfolgungsbehörden bei schweren Verbrechen binnen sechs Monaten darauf zugreifen können.
Union und SPD wollen die Richtlinie beim Zustandekommen einer großen Koalition in deutsches Recht überführen. Unter anderem soll aber die Länge der Datenspeicherung auf drei Monate begrenzt werden.
Datenschützer kritisieren die Vorratsdatenspeicherung als Eingriff in die Privatsphäre. Bei der Vorratsdatenspeicherung geht es nicht um die Inhalte von Gesprächen. Bereitgehalten werden sollen etwa Name und Anschrift des Teilnehmers sowie der Zeitpunkt eines Gesprächs und der Standort. Erfasst werden auch Internet- und Handykunden.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Debatte um SPD-Kanzlerkandidatur
Schwielowsee an der Copacabana
BSW und „Freie Sachsen“
Görlitzer Querfront gemeinsam für Putin
Urteil nach Tötung eines Geflüchteten
Gericht findet mal wieder keine Beweise für Rassismus
Papst äußert sich zu Gaza
Scharfe Worte aus Rom
Aktienpaket-Vorschlag
Die CDU möchte allen Kindern ETFs zum Geburtstag schenken
Waffen für die Ukraine
Bidens Taktik, Scholz’ Chance