Großdemonstration in Algerien: Hunderttausende gegen Bouteflika
Abermals fordern Demonstranten in Algerien den Staatschef auf, nicht nochmal zu kandidieren. So viele wie diesmal waren noch nie auf der Straße.
Nach den Freitagsgebeten marschierte die Menge feiernd durch die Hauptstadt. Viele waren in algerische Flaggen gehüllt, warfen Blumen und sangen. Eine offizielle Schätzung der Teilnehmerzahl gab es nicht. Ein Polizeikommandeur vor Ort sagte aber, er gehe von 500.000 Teilnehmern aus. Die Kundgebung blieb zunächst friedlich, gegen Ende feuerte die Polizei Tränengas auf eine kleine Gruppe von Demonstranten ab, die Dachschindeln auf die Beamten warfen.
Sicherheitskräfte nahmen einem Medienbericht zufolge 195 Personen fest. Das Staatsfernsehen berichtete, dass als Gründe für die Festnahmen unter anderen Plünderungen genannt worden seien.
Es war bereits der dritte Freitag in Folge, dass es zu einer solchen Großdemonstration gegen Bouteflika kam. Und auch unter der Woche gingen Menschen auf die Straße. Für Algerien ist es die größte Protestbewegung seit Jahren.
Die Oppositionsparteien und Gewerkschaften lobten in einem am Donnerstagabend zu Ende gegangenen Treffen die zunehmenden Demonstrationen und warfen der Regierung vor, stur an der Macht festzuhalten. Demonstranten fordern einen Generalstreik, falls die Regierung nicht nachgibt.
Bouteflika regiert das Land seit 1999, ist aber seit einem Schlaganfall vor sechs Jahren kaum noch in der Öffentlichkeit zu sehen. Derzeit wird er nach Regierungsangaben in der Schweiz behandelt. Trotzdem kandidiert der 82-Jährige bei der Wahl am 18. April für eine fünfte Amtszeit. Viele Algerier vermuten aber, dass eine Clique mächtiger Berater und Generäle im Hintergrund die Fäden zieht.
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