piwik no script img

■ Grosnys Einwohner fliehen vor neuer Angriffswelle

Die heftigen russischen Angriffe der letzten Tage haben zahlreiche Einwohner der tschetschenischen Hauptstadt Grosny in die Flucht getrieben. Weiße Fahnen schwenkend, zogen sie an den russischen Soldaten vorbei, die versuchen, ihren Ring um die Stadt noch enger zu ziehen. Allein am Samstag zählten die Behörden 1.950 neue Flüchtlinge in der Nachbarrepublik Inguschetien. Die russischen Streitkräfte kündigten an, für die noch in Grosny verbliebene Zivilbevölkerung einen Fluchtkorridor zu öffnen. Grosnys Bürgermeister Letscha Dudajew sprach von 260 Toten bei den russischen Bombardements.

Wieviele Zivilisten sich noch in der Stadt aufhalten, ist nicht bekannt. Fernsehaufnahmen zeigen weitgehend leere Straßen, in denen nur Bewaffnete zu sehen sind, oder Menschen, die sich in Kellern zusammendrängen. Trinkwasser und Nahrungsmittel gibt es nach Angaben der Geflohenen kaum noch. Zurückgeblieben in der bereits während des ersten Tschetschenienkrieges schwer getroffenen Stadt sind vor allem Alte, Kranke und Kinder, sowie völlig mittellose Menschen.

Russland hatte am Freitag eine neue Phase im Tschetschenien-Krieg angekündigt. Der stellvertretende Generalstabschef der Armee, Waleri Manilow, sagte, die Truppen sollten jetzt die Kontrolle über das ganze Land erkämpfen. Der Einsatz solle bis Jahresende abgeschlossen sein. Angesichts der Witterungsverhältnisse und der Gebirgslandschaft Südtschetscheniens, die den Bewaffneten gute Rückzugsmöglichkeiten bietet, ist dies jedoch zweifelhaft.

Wegen des Krieges will der Internationale Währungsfonds (IWF) Russland möglicherweise keine weiteren Kredite geben. „Wir können unsere Finanzierung nicht fortsetzen, wenn der Rest der Welt dies nicht will“, sagte IWF-Chef Michel Camdessus vorgestern in Madrid. bs

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen