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Grosny brennt, und Jelzin hustet

■  Russische Militärs leiten neue Phase der Offensive ein. Bisher schlimmste Bombenangriffe auf Grosny. Jelzin kuriert derweil seine Kehle mit Milch und Honig

Grosny/Moskau (AP/rtr/dpa) – Die bisher schwersten Artillerieangriffe auf Grosny haben Teile der tschetschenischen Hauptstadt in Brand gesetzt und eine neue Fluchtwelle ausgelöst. Nach Berichten von Flüchtlingen wurden zahlreiche Bewohner getötet. Mehr als 100 Raketen schlugen in der Nacht zu gestern ein. Rettungssanitäter suchten nach Toten und Verletzten.

Ein russischer Major erklärte, er habe den Befehl, Grosny in den nächsten Tagen weiter zu beschießen, um alle Anzeichen von Widerstand zu unterdrücken. „Wir haben ihnen gesagt, die Stadt zu verlassen, aber sie haben nur gelacht“, sagte der Major. „Nun, sie werden nicht mehr lange lachen.“ Die Artilleriestellungen im acht Kilometer südwestlich von Grosny gelegenen Alchan-Jurt begannen am Donnerstagabend mit dem Raketenhagel. Zur gleichen Zeit setzte der Beschuss aus einer anderen Richtung ein. Kampfflugzeuge und -hubschrauber flogen nach Angaben der russischen Militärführung am Donnerstag etwa 100 Einsätze. Die Flugzeuge bombardierten unter anderem das tschetschenische Sicherheitsministerium in Grosny, das Hauptquartier eines tschetschenischen Feldkommandeurs und ein LKW-Reparaturwerk. Wie die Moskauer Nachrichtenagentur Interfax weiter meldete, wurden im südlichen Bergland sechs Brücken zerstört. Bombardiert wurde die ganze Nacht über auch das 20 Kilometer südwestlich von Grosny gelegene Urus-Martan. Die Einnahme von Urus-Martan gilt als strategische Voraussetzung für einen Sturm auf Grosny.

Der stellvertretende Generalstabschef Waleri Manilow sagte, Russland habe jetzt eine neue Phase der Offensive eingeleitet. In dieser dritten Phase sollten die Streitkräfte die Kontrolle über ganz Tschetschenien erkämpfen. Er hoffe, die Offensive bis zum Jahresende abschließen zu können, sagte Manilow.

Derweil kurierte Russlands Präsident Boris Jelzin in seiner Residenz Gorki-9 eine Bronchitis und eine Virusinfektion aus. Es handele sich um eine echte Erkältung und Jelzin sei heiser, sagte sein Sprecher Dmitri Jakuschkin. Ihm seien keine Sonder-Therapien verordnet worden. Der Präsident bekämpfe seine Beschwerden mit Milch und Honig. Zuvor hatte es geheißen, der Kremlchef werde eine bis zwei Wochen ausfallen.

Jakuschkin trat auch Spekulationen entgegen, Jelzin könnte seine Amtsvollmachten Ministerpräsident Wladimir Putin übergeben und vorgezogene Präsidentenwahlen ansetzen. „Der Wahltermin ist am 4. Juni 2000. Bis dahin werden wir nur einen Präsidenten haben – Boris Jelzin“, sagte er.

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