Größter Lebensmittelkonzern der Welt: Nestlé kriegt den „besten Manager“
Ulf Schneider leitet künftig das Unternehmen. Es will verstärkt auf Lebensmittel setzen, die die er als gesundheitsfördernd ausgibt.
Der branchenfremde Manager Schneider muss sich seit Donnerstag mit vielen Baustellen beschäftigen. Zwar lag der Reingewinn im letzten Jahr bei über 7 Milliarden Euro. Trotzdem erscheint man in der Konzernzentrale im schweizerischen Vevey unzufrieden, verfehlte man doch drei Jahre lang die eigenen Wachstumsziele.
Ulf Schneider, bisher Chef des deutschen Medizintechnikunternehmens Fresenius, wird nach seiner Einarbeitung im Januar den Vorstandsvorsitz von Paul Bulcke übernehmen. Der „beste Manager seiner Generation“ (Manager Magazin) soll den 150-jährigen Multi mit seinen 440 Fabriken und an die 100.000 Artikel verschlanken und sogenannte Synergien heben. Und der 50-Jährige soll vor allem die neue Gesundheitssparte zum Erfolg führen.
Der Weltmarktführer bei Tomatenpüree und Pommes frites soll zu einem modernen „Nutrition-, Gesundheits- und Wellness-Unternehmen“ mutieren. Das „ewige“ Wachstumsziel des Konzerns mit 5 bis 6 Prozent sei allein mit dem traditionellen Lebensmittel- und Getränkegeschäft nicht mehr zu erreichen, heißt es bei Nestlé. Dagegen wachse der Bereich Nutrition und die damit „verwandte“ Pharmaindustrie dreimal rascher als die klassische Lebensmittelbranche.
Das solle, so Nestlé, zu „Gesundheit und Wohlbefinden“ beitragen. In einem Forschungsinstitut am Genfer See experimentieren Wissenschaftler mit medizinischen Nahrungszusätzen, um Fettleibigkeit, Diabetes und Alzheimer quasi wegzuessen. Schon heute bietet Nestlé in Dutzenden Ländern vor allem Kindern Milchprodukte an, die mit Eisen oder Mikronährstoffen angereichert sind, um „lokale Nährstoffdefizite“ auszugleichen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Eine ganz normale Woche in Deutschland