Griechenlands Wälder brennen: Notstand in Athener Vororten
Feuer vernichtet im Nordosten der griechischen Hauptstadt 120.000 Hektar Land und zerstört hunderte von Häusern. Zwei EU-Staaten schicken Löschflugzeuge.
BERLIN taz | In Attika hat die Feuerfront in den Morgenstunden des Sonntags die nordöstlichen Vororte der griechischen Hauptstadt Athen erreicht. Die Regierung Karamanlis erklärte nach einer Krisensitzung mit dem Innen-, Verteidigungs- und Umweltminister den Notstand für den gesamten Nordosten Attikas. Nach Angaben eines örtlichen Präfekten hat die Feuerfront, die sich am Freitag aus einem Brandherd bei Marathon entwickelt hatte, bis Sonntag mittag auf einer Breite von bis zu 35 Kilometern eine Fläche von 120 000 Hektar verbrannt.
Seit Samstag abend sind sämtliche Feuerwehren und Katastrophendienste Attikas im Einsatz. Sieben Hubschrauber und 12 Löschflugzeuge bekämpfen die Brandherde aus der Luft. Im Großraum Athen schaltete die staatliche Elektritätsgesellschaft mehrere Überlandleitungen ab, die durch das Katastrophengebiet führen. Die griechische Armee musste von einem militärischen Gelände bei Varnáva eine Batterie Boden-Luft-Raketen in Sicherheit bringen.
Explosionsgefahr droht auch von Heizöldepots, je mehr die Feuerfront in Gewerbezonen und Wohnsiedlungen vorrückt. Bis Sonntag mittag waren hunderte von Wohnhäusern abgebrannt, vor allem in Dörfern südlich von Marathon und in Orten um den Bergzug des Pentelis.
An den südlichen und westlichen Hängen des Pentelis sind in den letzten zehn Jahren neue Wohngebiete von reichen Athenern entstanden. Und zwar meist, wie in Drafi, auf abgebrannten Waldflächen, die nach einer kurzen Schamfrist auf illegale, aber von den Behörden abgeschirmte Weise von Privatleuten und Immobilienunternehmern überbaut wurden.
Auch jetzt wird über die Ursachen der Brände schon wieder heftig diskutiert. In der Vergangenheit waren, wenn immer es im Großraum Attika brannte, meistens Brandstifter am Werk. Fest steht bislang nur, daß eines der Feuer vom Freitag in der Nähe einer Müllkippe ausbrach, die in Griechenland speziell im Sommer als Gefahrenherde gelten. Klar ist aber auch, dass die Winde von bis zu 60 Stundenkilometern die Ausbreitung der Feuerfront begünstigt haben. Aber starke Nordwinde sind im August die Regel.
Deshalb werden nicht nur die oppositionellen Parteien die Frage stellen, welche Lehren die Regierung Karamanlis aus dem Katastrophensommer 2007 gezogen hat, der damals 70 Menschenleben gefordert hat. Inzwischen hat Griechenland über die EU auch ausländische Hilfe angefordert. Italien, Frankreich und Zypern haben bereits positiv reagiert. Zugesagt wurden aber nur vier Flugzeuge. Auch in Griechenland wird für die zweite Wochenhälfte eine Hitzewelle erwartet, die speziell Attika Temperaturen von weit über 40 Grad bringen soll. Wenn bis dahin die Gefahr für den Athener Norden nicht eingedämmt ist, drohen weitere Waldbrände im ganzen Land. Schon am Sonntag meldete das griechische Innenministerium 83 größere Brandherde, die größten davon auf der Insel Zakynthos im Ionischen Meer und auf Euböa im Osten von Attika.
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