Grenzwerte missachtet: Dieselruß ist krebserregend
Die meisten alten Baufahrzeuge haben keine Rußfilter und erhöhen so das Krebsrisiko. Partikelfilter werden allerdings noch immer nicht flächendeckend eingesetzt.
BERLIN taz | Schwarzer dichter Dieselqualm, der aus dem Auspuff eines Baggers gepustet wird, ist nicht nur für das Klima schädlich, sondern verdoppelt auch das Risiko eines Bauarbeiters, an Lungenkrebs zu erkranken.
Auch Menschen, die an stark befahrenen Straßen wohnen, sind dem erhöhten Risiko ausgesetzt, sagt der Epidemiologe Erich Wichmann bei einer Pressekonferenz der Deutschen Umwelthilfe (DUH). Wichmann und die DUH fordern, auf deutschen Baustellen nur noch Fahrzeuge einzusetzen, die über einen Rußfilter verfügen. So wird verhindert, dass giftige Partikel in die Lungen der Menschen gelangen.
Zwar gibt es EU-Grenzwerte für Dieselabgase und den Feinstaubausstoß von Fahrzeugen, jedoch werden diese oft nur halbherzig umgesetzt, sagt DUH-Bundesgeschäftsführer Jürgen Resch. So kommen auf vielen Baustellen alte Bagger und Radlader zum Einsatz, die eigentlich mit einem Rußfilter nachgerüstet werden müssten. Dasselbe gilt für Buslinien im öffentlichen Nahverkehr, die oftmals ohne Umweltplaketen in Umweltzonen fahren dürfen, wie eine Erhebung des DUH belegt.
Dass Dieselabgase höchst krebserregend sind, bestätigte die Weltgesundheitsorganisation (WHO) im Juni dieses Jahres. Sie stufte auf einer Tagung im französischen Lyon den Dieselruß zur gefährlichsten Gruppe hoch, in der sich auch das seit langem verbotene Baumaterial Asbest befindet. „Es war ein langwieriger Prozess, bis Asbest von der Baustelle verbannt wurde. Wir wollen nicht, dass es bei Dieselruß genauso lange dauern wird“, sagt Resch.
Dieselabgase stehen schon lange im Verdacht, das Risiko für Lungenkrebs zu erhöhen. Allerdings habe es lange an einer Technik zur Messung des Rußes gefehlt, sagt Wichmann. Laut Berufsgenossenschaft sterben in Deutschland jedes Jahr noch immer rund 1.000 Menschen an von Asbest verursachtem Krebs. Dies sollte ein Weckruf für Bund und Länder sein, Bauaufträge nur noch an Firmen zu vergeben, die ihre Fahrzeuge mit Rußfiltern ausgestattet haben, so Resch.
Industrie hält Forderungen für überzogen
Helmut Bramann vom Hauptverband der Deutschen Bauindustrie hält diese Forderung für „überzogen“. Er befürwortet zwar die Aufrüstung älterer Bagger und Radlader, allerdings müsse dies „mit Augenmaß“ passieren. Mit allein knapp 160.000 Radladern verfügt Deutschland über einen enormen Fuhrpark an Baufahrzeugen.
Die Nachrüstungskosten sind für viele alte Maschinen aber zu hoch, urteilt Bramann. Zudem führen Rußfilter oftmals zu einem höheren Kraftstoffverbrauch, was auch nicht im Sinne der Umweltverbände ist. „Das Problem fehlender Rußfilter wird sich temporär von alleine lösen, wenn alte Fahrzeuge gegen neue ausgetauscht werden“, so Bramann.
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