■ Störzeile: Goldene Klobrillen
21 Millionen Mark im Jackpot versprechen den Hamburger LottospielerInnen eine ruhige Nacht, schlafen sie doch auf der schönen Hoffnung, morgen schon Millionär zu sein. Doch einer schläft besonders fest: der Senat. Dank des Lottowahns können nämlich folgende Projekte endlich realisiert werden: Die fünfte Elbtunnelröhre wird gebaut, der Transrapid bekommt eine Haltestelle am Rathausmarkt, die Hardthöhe wird nach Hamburg verlegt, so daß Voscherau zuhause bleiben kann.
Ein Alptraum? Aber was, niemand macht sich wirklich Gedanken darüber, was denn mit seinen leichtfertig eingesetzten Lottogeld finanziert wird. Vielleicht gibt's im Rathaus bald goldene Klobrillen? Alle denken an den schnöden Mammon, den Traumgewinn, der sämtliche Wünsche erfüllt. Was der Staat damit an Unsinn finanziert, interessiert nicht. Wie verantwortungslos! Dabei wäre doch alles so einfach: Man fügt einfach einige Ankreuzkästchen auf dem Spielschein hinzu, mit denen jeder entscheiden kann, was mit der vorlorenen Kohle gemacht wird.
Ein Kreuz für die SPD, die dann endlich ihre „sozialen Brennpunkte“ finanzieren kann. Ein Kreuz für die CDU und eine gut ausgerüstete Polizei, eins für die GAL, die dann Straßen zu Radwegen macht, ein Kreuz für die FDP, die sich der CDU anschließt. Ein Kreuzchen für die Kinder, die umsonst auf den Dom dürfen und schließlich ein ganz kleines Kreuz für die taz, die dann weiter gute Vorschläge machen kann. Andrew Ruch
Siehe auch Seite 40
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