Goebbels-Villa wird verkauft: "Nebenan die Waldschule"
In Berlin steht die Villa von NS-Propagandachef Goebbels zum Verkauf. Der Liegenschaftsfonds sagt: Eine Entzugsklinik oder eine Schönheitsfarm hätte gute Karten.
taz: Frau Dähne, was muss ein Interessent zu bieten haben, um Besitzer von Goebbels Anwesen zu werden?
Irina Dähne: Da eine kommunale Nutzung für das Areal aufgrund der abgeschotteten Lage nicht geklappt hat, suchen wir nun Privatleute, die ein sinnvolles Nutzungskonzept vorzuweisen haben. Doch das nötige Kleingeld und unser Einverständnis reicht nicht.
Bevor der Verkauf stattfinden kann, muss das Konzept vom zugehörigen Bundesland, der betroffenen Gemeinde, den Bauämtern und vom Staatsschutz genehmigt worden sein. Ein Interessent, dem eine Schönheitsfarm oder eine Alkoholentzugsklinik vorschwebt, hätte bei uns zumindest schon mal gute Karten.
Besteht 2011 keine Gefahr mehr, dass Neonazis die Grundstücke kaufen?
Erst mal sind wir nicht berechtigt, einem Interessenten eine braune Gesinnung zu unterstellen. Nur wer ein politisch vertretbares Konzept vorlegt, kommt als Käufer in Betracht. Da sich neben der Villa eine Waldschule befindet, muss das Vorhaben damit harmonieren können. Für rechtsextremistisches Gedankengut ist hier also kein Platz.
Gibt es bereits Interessenten und was sagen die Politiker zum Verkauf der Grundstücke?
Es gibt bereits Interessenten, die sich die Grundstücke anschauen wollen. Um wen es sich dabei handelt, weiß ich noch nicht. Fest steht aber, dass schnell jemand gefunden werden muss.
Seit zehn Jahren sind die Grundstücke unbesetzt, seitdem haben Land und Steuerzahler bereits mehrere 100.000 Euro in den Erhalt investiert. Welcher Politiker würde sich also gegen einen Verkauf stellen? Jede wirtschaftliche Vernunft gebietet das.
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