: Glücklose Zwietracht
Wohin es führt wenn im Sport die Eintracht fehlt: St. Pauli unterliegt Bielefeld mit 1:2 ■ Von Eberhard Spohd
Um erfolgreich Fußball zu spielen, bedarf es bekanntlich verschiedener Voraussetzungen: dem geschulten Umgang mit dem Ball, der konditionell starken Physis oder der Beherrschung des kraftvollen Vollspannstoßes in Richtung des gegnerischen Tors. Eines aber, so heben einstimmig alle Trainer und Kommentatoren immer wieder hervor, ist besonders wichtig: Die mannschaftliche Geschlossenheit. „Ubi concordia ibi semper victoria est.“ Wo Eintracht herrscht, da ist auch der Sieg, stellten schon die Römer fest, ohne vom heute so beliebten Ballsport beleckt zu sein.
Folgerichtig mußte der FC St. Pauli am Montag abend eine bittere 1:2-Niederlage gegen Arminia Bielefeld hinnehmen. Es war das erste Mal seit knapp 15 Monaten, daß am Millerntor die Auswärtsmannschaft drei Punkte erobern konnte. Folgerichtig, weil rechte Eintracht bei den Braun-Weißen nicht herrscht. Am Freitag war es beim Training offenbar geworden. Der Mittelfeldspieler Stefan Hanke war bei einem Spielchen den Stürmer Marcus Marin aufs Gröbste von achterlich angegangen. Marin revanchierte sich mit einem sachlichen Ellenbogencheck, und schon war die schönste Prügelei zwischen den beiden im Gange. Nein, nicht gesunde Härte und Rempelei, aufeinander eingedroschen haben die beiden, und Mitspieler mußten die Streithansel trennen.
Natürlich war beim Spiel am Montag bereits wieder alles vergessen und vergeben, wie Trainer Gerhard Kleppinger zu erzählen wußte. Und daß der Sieg der Bielefelder hochverdient war. Recht hat der schlaue Übungsleiter: Nicht nur die Eintracht fehlte, auch das technische und taktische Grundwissen war den St. Paulianern verloren gegangen, selbst das eine Tor war noch äußerst schmeichelhaft. Zu schwach und zu unmotiviert agierten die Spieler, als daß dieses gerechtfertigt war. Und wenn der Elfmeter in der letzten Spielminute verwandelt worden wäre, wäre die Welt komplett verkehrt gewesen. Es verschoß: Marcus Marin. Beim Boxen war er konzentrierter.
St. Pauli: Thomforde, Dammann, Trulsen, Stanislawski, Chmielewski (ab 71. Savitchev), Puschmann, Seeliger (ab. 46. Mason), Karaca, Scherz, Marin, Maxhuni
Bielefeld: Koch, Hofschneider, Stratos, Boy, Böhme (ab 70. Maul), Straal, Peeters, Bode, Sternkopf (ab 81. Rydlewicz), Labbadia, Reina
Schiedsrichter: Fandel
Zuschauer: 12.800
Tore: 0:1 Labbadia (4.), 0:2 Reina (66.), 1:2 Savitchev (87.)
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