Globalisierung konkret: Serie zum Weltsozialforum in Porto Alegre, Teil 8
Basketball – Risse der Realität
Manchmal wird es obskur im globalen Dorf, noch obskurer als sonst schon. Manchmal werden aus einem Dritte-Welt-Land in gut gepolsterte Wohnstuben TV-Bilder versendet, in die sich halb verhungerte Kinder drängeln, die T-Shirts tragen mit der dicken Aufschrift „NBA Champion 2001: Philadelphia 76ers“.
Dies ist nicht nur ein Moment, in dem sich einer der unheilbaren Brüche der neuen Weltordnung offenbart. Nein, hier stimmt zusätzlich noch etwas ganz und gar nicht: Die letztjährige Meisterschaft der National Basketball Association (NBA), der wichtigsten Basketball-Liga der Welt, gewannen mitnichten die 76ers. Spieler wie Iverson und Kollegen waren doch ziemlich chancenlos in der Endspiel-Serie gegen die Los Angeles Lakers.
Solche Risse in der medialen Wirklichkeit können entstehen, weil das Siegerteam schon Sekunden nach der Schlusssirene die gewonnene Meisterschaft mit angemessenen Kappen und Shirts feiern soll, damit die Fans schon tags darauf die entsprechenden Merchandising-Artikel kaufen können.
Die von der Wirklichkeit zu Fehldrucken degradierten Alternativprodukte wandern auf weniger wählerische Märkte. So findet auf den Brüsten afrikanischer, südamerikanischer und asiatischer Großstadtbewohner und -bewohnerinnen eine Titelvermehrung sondergleichen statt.
Mittlerweile ist Basketball bei Jugendlichen weltweit populärer als Fußball. Dabei verkauft sich dank der perfekten Partnerschaft Michael Jordan/Nike vor allem das Produkt NBA gut.
Allein mit Merchandising nimmt die National Basketball Association mehr als drei Milliarden Dollar jährlich ein. Während in den Vereinigten Staaten die Zuschauerzahlen und Einschaltquoten zurück gehen, wächst die Zahl der Fans im Rest der Welt.
THOMAS WINKLER
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