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Globaler Aktionstag zum KlimaUnd jetzt alle?

Der heutige Aktionstag zur Halbzeit der UN-Klimakonferenz könnte zu einem Meilenstein der Klimabewegung werden. Doch die Aufmerksamkeit hat ihren Preis.

Licht an oder Licht aus? Ein Weihnachtsmarkt im Dunkeln ist kein Weihnachtsmarkt. Bild: dpa

Wie auch immer die Strategiedebatte bei den deutschen Klimaschützern ausgeht, eines ist sicher: Der 8. Dezember 2007 wird ein prominenterer Aktionstag werden, als sie in den kühnsten Träumen erwartet hätten. Neben dem eigentlichen Aufruf zu Demonstrationen gibt es zwei weitere Kampagnen zum Tag, nämlich "Licht an!" und "Licht aus!" Alle wollen das Gleiche, verfolgen aber unterschiedliche Wege zum Ziel, das da lautet: Regierung und Verbraucher zum Handeln in Sachen Klima zu bewegen.

Der Klimatag gewann enorm an Fahrt, als sich Bild-Zeitung, die Umweltorganisationen Greenpeace, WWF und BUND, der Fernsehsender Pro7-Sat.1 sowie Google zusammentaten, um dafür zu propagieren, dass am Samstagabend um 20 Uhr für fünf Minuten die Lichter ausgeschaltet werden. Es soll symbolisch Strom gespart werden. Die Boulevardmedien propagieren den Aktionstag unermüdlich, schaffen Prominente ran und bringen Politik und Industrie zum Reagieren.

Dabei ist natürlich nicht alles Energiesparlampe, was glänzt. So durfte am Freitag der Chef des Stromkonzernverbandes BDEW auf Seite 1 der Bild für Kohle werben: "Wir brauchen neue Kohleanlagen und Erdgaskraftwerke. Jedes neue Kraftwerk ist ein Beitrag für mehr Klimaschutz."

Als Reaktion auf "Licht aus!" fand sich eine zweite Gruppe von Umweltaktivisten für die Aktion "Licht an!" - vom Naturschutzbund über Robin Wood bis zu den Buchautoren von "Wir Klimaretter". Auch die taz beteiligt sich. Etwa 10.000 Online-Teilnehmer nennt ihre Website bisher. Warum sie eine eigene Aktion starten, erklären sie so: "Es ist schön, Zeichen zu setzen. Aber um das Klima wirklich noch zu retten, müssen wir mehr tun: unseren Ausstoß an Treibhausgasen dauerhaft senken und politischen Druck machen." Dann folgen verschiedene Tips wie Stromanbieter wechseln, demonstrieren oder Energiesparlampen nutzen.

Bei der Licht-aus-Aktion kommt man über einen Link zur Klima-Allianz und dem Aktionstag. Trotzdem ist das Thema nun größer in den Medien und könnte so die Teilnehmerzahlen hochtreiben. Um das geplante Braunkohlekraftwerk Neurath bei Düsseldorf wird zu einer Menschenkette und einem Lifekonzert aufgerufen. Klimaallianz-Koordinatorin Christine Hering rechnet für Neurath, je nach Wetter, mit etwa 3.000 Menschen. "Neurath liegt immerhin abgelegen sechs Kilometer vom nächsten Bahnhof", so Hering. Andree Böhling ist Klimaexperte bei Greenpeace und mit den Vorbereitungen der Demonstration in Berlin zwischen Lustgarten und Brandenburger Tor beschäftigt. Auch er hofft auf 3.000 Leute. Bundesweit sollen es in den lokalen Aktionen 10.000 werden, weltweit über 100.000 (www.globalclimatecampaign.org).

Das i-Tüpfelchen am Donnerstag: Die Gesellschaft für deutsche Sprache hat den Begriff "Klimakatastrophe" zum Wort des Jahres gewählt. Zum Vergleich: 2006 machte "Fanmeile" das Rennen. Wenn das keine politische Entwicklung ist.

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