Globale Ernährungssicherheit: Lokalen Wegen eine Chance
Anstatt neue Abhängigkeiten zu schaffen, sollten die Industrienationen lokale Projekte vor Ort fördern. Die Höfe vor Ort müssen eigene Lösungen finden.
W er auf die Palette möglicher Maßnahmen blickt, die dem Hunger den Kampf ansagen, könnte meinen: Seit Beginn des Krieges gegen die Ukraine sind sich alle Akteur:innen so einig wie nie zuvor, wie wichtig das Thema ist. Für die Bundesrepublik brachte BMZ-Staatssekretär Niels Annen im Verlauf der Münchner Sicherheitskonferenz erneut die von der G7 ins Leben gerufene Global Alliance for Food Security, kurz Gafs, ins Gespräch.
Tatsächlich birgt die Allianz nicht viel mehr als ein weiteres Akronym der aus dem Westen gesteuerten Maßnahmen – und treibt die Zersplitterung auf die Spitze. Deutschland hätte auf funktionierende Strukturen wie den Ausschuss für Welternährungssicherheit setzen können. Stattdessen entsteht erneut eine Parallelstruktur.
Der Auftrag der Gafs war, eine agile Schnittstelle zu schaffen, um sowohl kurzfristige Krisenhilfe zu koordinieren als auch nachhaltiger die Umgestaltung der Ernährungssysteme zu unterstützen. Bislang ist die Gafs eine Plattform, die Teilhabe suggeriert, in der die Zivilgesellschaft aber nicht einmal vertreten ist. Es ist bezeichnend, dass der Club der sieben größten Weltmächte bisher nur eine Art interaktive Weltkarte vorweisen kann, die Hungerkrisen auf der Welt aufzeichnet und wohin Gelder fließen, aber keine Lösungen.
Dass die G7 diktieren, wie Ernährungssysteme verändert werden sollen, und zivilgesellschaftliche Akteure wie der Civil Society and Indigenous People's Mechanism (CSIPM) dem eine Absage erteilt haben, sollte deutlich machen: Die Kraftanstrengungen, auch wenn sie gut gemeint sind, sind fehlgeleitet. Nicht die Industrienationen sollen die Antworten auf die Nahrungsmittelkrisen liefern und weitere Abhängigkeiten schaffen. Die Akteur:innen vor Ort wollen zu Recht in ihren lokalen Initiativen unterstützt werden.
Nähme man sich die Vorschläge des CSIPM zu Herzen, sind das vor allem bäuerliche und indigene Ansätze, die nicht monetär sind und auf Agrarökologie basieren und ihre eigenen Wege aus der Krise definieren.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen