Gleichberechtigung in der Zukunft: Und dann wollten alle Hausmann sein

Es wurde lange erfolglos versucht das Patriarchat zu zerstören. Bis in den 2060er Jahren ein Gendrink zum Trend wurde und das Problem beseitigte

Junger Vater schneidet Gemüse und hält ein Baby in den Händen

Willkommen im Jahr 2123 Foto: Kmikhidov/Pond5/imago

Wie viele Wellen brauchen wir noch bis zur echten Gleichberechtigung? Oder dreht sich das Rad der Emanzipation gerade wieder zurück? Unter jungen Frauen gibt es jetzt schon wieder einen Trend, nur Girlfriend und Housewife zu sein.

Bis zu einem gewissen Grad kann ich die Intention kurzfristig verstehen und respektiere die Verweigerung der Generation Z vor dem Leistungswahn der Boomer und Millennials. Das große Versprechen, dass es „euch einmal besser gehen soll als uns“, hat sich längst in ein zynisches „ihr sollt genauso schuften müssen wie wir“ gewandelt.

Aber deshalb gleich alle Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte wegwerfen?

Ich frage Felix, wie es 2123 mit der Gleichberechtigung aussieht. Er ist Zeitreisender und berät mich beim Schreiben über die Zukunft.

„Das ist gar kein Problem mehr“, sagt er. „Seit dem Gen-Editing-Boom der 60er Jahre hat sich alles geändert. Damals gab es GenEdLifestyle Drinks, die man im Supermarkt kaufen konnte und die einen innerhalb kürzester Zeit schön, schlank und stark gemacht haben. Du kannst dir vorstellen, die waren der Renner!

Dieser Text stammt aus der wochentaz. Unserer Wochenzeitung von links! In der wochentaz geht es jede Woche um die Welt, wie sie ist – und wie sie sein könnte. Eine linke Wochenzeitung mit Stimme, Haltung und dem besonderen taz-Blick auf die Welt. Jeden Samstag neu am Kiosk und natürlich im Abo.

Was aber erst später bemerkt wurde: Die veränderten Gene wurden an die Kinder vererbt, sodass eine Generation heranwuchs, in der diejenigen, die sich als Männer identifizieren, allen anderen nicht mehr körperlich überlegen waren. Dadurch hatten Männer ab Mitte der 2080er Jahre dann sowohl als Prädatoren und Beschützer ausgedient. Seitdem müssen sie sich anstrengen, um als Partner überhaupt infrage zu kommen. Für jeden Mann ist es deshalb ein erstrebenswertes Ideal, ein fürsorglicher Vater, geschickter Hausmann und aufmerksamer Liebhaber zu sein.

Nach dem Gendrink-Trend wurde dann ziemlich schnell auf die 20-Stunden-Arbeitswoche umgestellt. Und Väter müssen sich in der Schule, zum Beispiel im Elternbeirat, engagieren. Dafür wurde sogar eine Männerquote eingeführt.

„Das ist ja mal was Neues! Bei uns ducken sich immer alle weg, wenn der Klassenelternsprecher neu gewählt werden soll.“

„Bei uns ja auch, aber solange niemand die Wahl annimmt, darf das Schulhaus nicht verlassen werden. Es gibt eine eigene Sitcom, die jetzt schon in der 13. Staffel läuft, in der es nur darum geht, dass die Eltern seit Jahren im Klassenzimmer eingesperrt sind, weil sie sich nicht auf einen Klassenelternsprecher einigen konnten. Eine absolute Kultserie!“

„Und was hat die 20-Stunden-Woche mit Gleichberechtigung zu tun?“

„Ist doch klar: Wer 40 Stunden pro Woche arbeitet, hat keine Zeit, sich gleichzeitig um Kinder, Familie, Partner und das ganze Drumherum zu kümmern, ohne daran zu zerbrechen. Deshalb wurde die Arbeitszeit halbiert, damit beide Geschlechter sich um Lohnarbeit und Care-Arbeit kümmern können. Es wundert mich sowieso, dass ihr noch 30 Jahre braucht, bis ihr das endlich verstanden habt.“

„Wundert mich auch, aber die Perspektive ist toll! Zeigt sich die Gleichberechtigung auch im Sport? Sind die Frauen vom FC Bayern so anerkannt wie die Herrenmannschaft?“

Felix schaut irritiert. „FC wer?“

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