: Gift im Stadion
Bei Bauarbeiten Krebs erregende PCB gefunden: Herthas Fußballbundesliga-Start im Olympiastadion ist offen
Ob Hertha zum Saisonauftakt der Bundesliga im Heimatstadion gegen Borussia Dortmund antreten kann, ist nach Angaben von Bausenator Peter Strieder „noch offen“. Denn bei den Bauarbeiten im Olympaistadion sind, wie erst jetzt bekannt wurde, der Krebs erregende Stoff PCB (Polychlorierte Biphenyle) gefunden worden. Messungen vor Ort sollen nun ermitteln, wie hoch die Belastung mit PCB ist, sagte gestern Strieders Sprecherin Petra Reetz. Erste Ergebnisse erwarte man nicht vor der Wochenmitte. Der hochgiftige Stoff wurde vermutlich bei Reparaturarbeiten für die Fußballweltmeisterschaft 1974 als Weichmacher verwendet.
Die derzeit stattfindene Sanierung des Olympiastadions für die Fußball-WM 2006, die 473 Millionen Mark kostet, ist bis auf weiteres eingestellt, so die Sprecherin. Vorsorglich bleibe auch das benachbarte Olympiabad geschlossen, bis genaue Messergebnisse vorlägen. Allerdings hätten dort erste Messungen keinen Hinweis auf PCB ergeben.
Der Stoff, der seit 1983 in Deutschland verboten ist, wurde im Bauschutt gefunden, sagte Reetz. Dieser werde regelmäßig auf Kontaminationen untersucht. Vermutlich stamme der Giftstoff aus der Fugenmasse der Treppenstufen. Vor allem müsse jetzt geprüft werden, ob die Luft durch PCB verunreinigt sei, da diese durch Einatmen in den Körper gelangen können.
Nach Angaben der Bauverwaltung ist nicht nur der geplante Heimstart von Herta am 4. August noch offen. Ebenfalls offen bleibt damit auch das Freundschaftsspiel gegen den 1. FC Union am 22. Juli im Olympiastadion. Bei Hertha BSC sieht man sich aber noch nicht veranlasst, einen Notplan aufzustellen. Nach den Worten von Hertha-Sprecher Hans-Georg Felder will man erst die Messergebnisse abwarten. Union-Aufsichtsratsmitglied Fritz Niedergesäß warnt vor Panik: „Ich halte die Belastung für die Menschen bei einer Freiluftanlage für völlig unbedenklich.“ Hertha wurde am Freitag in die Arbeit einer Expertengruppe der Senatsverwaltungen für Stadtentwicklung und für Sport eingebunden, um über Maßnahmen zu beraten.
Bei der Bauverwaltung überlegt man zurzeit, wie man mit dem Giftstoff umgehen soll. Sollte eine Versiegelung nicht möglich sein, müsste man das PCB-haltige Material abtragen. Doch für Strieders Sprecherin Reetz wäre dann die Frage, wo es deponiert werden soll. Ihrer Verwaltung zumindest falle „auf Anhieb keine Deponie ein“, so Reetz. Dass die für die Sanierung des Stadions zuständige Firma Walter Bau AG für die anfallenden Kosten aufkommen müsse, sei aber sicher. DUNJA ALFERMANN
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