Gezerre um Theater Schachar

■ Spielstätte des jüdischen Theaters im Haus Drei nach einem Beschwerdebrief an Ole von Beust gefährdet

Er will „Initiativen und kreatives Potenzial“ im Stadtteil fördern: Otto Clemens, Leiter des Altonaer Stadtteilkulturzentrums Haus Drei, das in den letzten Wochen durch Querelen mit dem dort residierenden jüdischen Theater Schachar in die Schlagzeilen geriet. Denn nun soll das jüdische Theater, mit dem seit Anfang 2000 ein Kooperationsvertrag besteht, weichen.

Der Grund: ein an Ole von Beust und den Altonaer Bezirksamtsleiter Uwe Hornauer gerichteter Brief, in dem Schachar-Leiter Daniel Haw nicht nur städisches Engagement für eine eigene Spielstätte fordert, sondern auch Missstände in der Zusammenarbeit mit dem Haus Drei beklagt. Von radikal zusammengestrichenen Vorstellungsterminen bis zu Zerstörungen des Bühneninventars reichen die Vorwürfe Haws, der Stücke wie Adolf Eichmann – letzter Akt des New Yorker Autors Tuvia Tenenbom auf die Bühne brachte.

Grundlage der Kooperation ist besagter Vertrag, der „der Kunst jüdischer Kulturschaffender einen festen Platz im Haus Drei“ einräumt. Im Gegenzug sichert das Schachar eine Exklusiv-Bespielung zu. Gültig ist der sich automatisch verlängernde Vertrag jeweils für ein Jahr. Doch jetzt, nach dem von Clemens als faktisch weitgehend richtig, im Stil aber als „rufschädigend“ bezeichneten Beschwerdebrief an von Beust „kann ich mir derzeit eine Kooperation in dieser Form nicht vorstellen, wohl aber eine grundsätzliche Zusammenarbeit“.

In welcher Form, bleibt offen: Bislang hatte laut Vertrag der Produktionsplan des Schachar „oberste Priorität“ – eine Vorgabe, von der Haw, der bereits seit Herbst 2001 keine Sonntage und in der kommenden Spielzeit statt der gewünschten 34 nur 26 Aufführungstermine bekam, nicht mehr viel spürt. „Ich brauche mindestens 34 Termine, um rentabel arbeiten zu können und Sponsoren zu gewinnen.“

Gegen solche „Bevorzugung“ verwahrt sich aber Clemens, der „für alle im Stadtteil was bieten will“. Mit welchen Veranstaltungen das Schachar konkurriert, verrät er allerdings nicht. Abgesehen davon sei nie geplant gewesen, dem Theater im Haus Drei eine dauerhafte Spielstätte zu bieten. Doch er habe, wie er einräumt, das Schachar nie gedrängt, aufgrund dauerhafter terminlicher Engpässe eine andere Spielstätte zu suchen. „Wir haben eine Zeit lang gern die Verantwortung übernommen, damit sich das Theater entfalten und etablieren konnte“, sagt er. „Sie suchten ja damals dringend eine Spielstätte.“ Doch was mitleidig klingt, geschah, so Clemens, „durchaus aus politischer Überzeugung“. Warum die allerdings seit Anfang dieses Jahres nicht mehr ausreicht, um dem Theater genügend Raum zu geben, darüber schweigt er sich aus.

Petra Schellen