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Gewalt in der SüdukrainePolizeizentrale in Odessa angegriffen

Prorussische Kräfte haben das Polizeihauptquartier Odessas angegriffen. Zuvor waren in der südukrainischen Stadt 42 Demonstranten getötet worden.

„Faschisten, Faschisten!“, riefen die Angreifer in Odessa am Sonntag. Bild: reuters

ODESSA dpa/afp/ap | In der ukrainischen Millionenstadt Odessa ist es zu Zusammenstößen zwischen prorussischen Demonstranten und der Polizei gekommen. Nach einer Kundgebung von rund 2.000 Gegnern der Regierung in Kiew hätten moskautreue Aktivisten die örtliche Polizeizentrale angegriffen, berichteten Medien aus der Hafenstadt am Schwarzen Meer am Sonntag.

Die mit Knüppeln bewaffnete Menge habe ein Tor durchbrochen und die Freilassung von Gesinnungsgenossen gefordert, die nach den Zusammenstößen am Freitag festgenommen worden waren. Dabei sollen sie „Faschisten, Faschisten“ gerufen haben. Nach ersten Zurückdrängen haben Polizisten schließlich 67 Gefangene freigelassen, berichtet die Nachrichtenagentur AP. Unklar demnach war zunächt, ob noch weitere festgenommene Aktivisten in Haft blieben.

In der Hafenstadt war am Freitagabend die Gewalt zwischen hunderten Anhängern der Regierungen in Kiew und Moskau eskaliert. Bei Straßenschlachten bewarfen sich beide Seiten mit Molotow-Cocktails, ein Gewerkschaftsgebäude wurde in Brand gesteckt. Bei den Zusammenstößen wurden vier Menschen getötet, 38 weitere kamen bei dem vermutlich gezielt gelegten Brand ums Leben.

Der ukrainische Übergangsregierungschef Arseni Jazenjuk hatte bei einem Besuch in Odessa zuvor eine Untersuchung versprochen, „um herauszufinden, wer nicht seine Pflicht getan hat“. Weil die Sicherheitskräfte die tödliche Gewalt nicht verhinderten, seien bereits die Polizeichefs der Stadt entlassen worden.

Jazenjuk hatte die Sicherheitskräfte bereits in einem Gespräch mit der BBC für die Gewalt verantwortlich gemacht. Allerdings warf er prorussischen Demonstranten vor, die Gewalt „provoziert“ zu haben.

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3 Kommentare

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  • Wieder mal ein taz-Artikel der russophoben Art.

     

    Inzwischen hat sich der taz-Russland-Korrespondent Helge Donath bei Jauch ins Herz der Springer-Presse getalkt, als er meinte, ein Treffen von deutschen und russischen Politikern zum Thema Ukraine gleiche dem Hitler-Stalin-Pakt.

     

    Hier die Sicht der taz im BILD:

    http://lastpub.at/lptchisrov.php?bild=innminmai04.jpg

  • Die Darstellung im Artikel ist falsch. Der Premier der Ukraine macht Russland für die Gewalt verantwortlich und behauptet, Russland habe Leute nach Odessa geschickt (siehe: http://www.spiegel.de/politik/ausland/odessa-prorussische-aktivisten-erobern-polizeizentrale-a-967508.html). In einem Guardian Interview sagt ein Beteiligter der Gewalt vom rechten Sektor, es gehe darum, die Russen zu vernichten. Prorussische Demonstranten würden von Russland bezahlt (siehe: http://www.theguardian.com/world/2014/may/02/ukraine-dead-odessa-building-fire) Jazenjuk gießt damit Öl ins Feuer. Denn es gibt Menschen, die glauben, dass es alle keine Ukraine, sondern russische Invasoren sind, und es gibt Menschen, die den Schluss daraus ziehen, man könne, nein müsse sie vernichten und wenn es in einem Flammenmeer ist. Mit seinen Äußerungen betätigt sich der Premier der Ukraine als Brandstifter, nicht als Feuerlöscher!

    • @PolitDiscussion:

      Danke.. Sie haben den Text sehr ausgezeichnet- objektiv ergänzt...

      Offensichtlich herrscht gegensätzliche Propaganda um die einstige Harmonie in Odessa hässlich zu barbarisieren...

      Herr Jazenjuk kann- falls er ehrlich ist- sich nur auf seine eigene USA/EU/NATO bezogene subj./obj. Haltung/ Idee des "Guten" verlassen.

      Zugleich ist er jedoch ein Diener ihrer Rhetorik und befördert Spaltung, Chaos und Bürgerkrieg.

      Im Lichte dessen, das er einer `illegalen Regierung´ vorsteht und polarisiert und das Land spaltet..

      Würde es dem Frieden in den Ukraine dienen, wenn USA/NATO/EU den letzten legal akzeptierten Präsidenten der Ukraine, Herrn Janukovitch, wieder als Präsidenten reetablieren!

      Er könnte einen Bürgerkrieg verhindern und das Land vereinen...