Gewalt in Simbabwe: Ordnungshüter als Verbrecher
Simbabwe diskutiert über eine Welle bewaffneter Kriminalität von Soldaten und Polizisten. Mangelnde Bezahlung gilt als ein Faktor.
Erst kürzlich erschienen in der Hauptstadt Harare ein Soldat und ein Polizist vor Gericht, die sich bei einem versuchten bewaffneten Raubüberfall einen Schusswechsel mit anderen Polizisten lieferten und dabei festgenommen worden. Von ihren zivilen Komplizen wurde einer erschossen, zwei wurden verwundet und zwei weitere sind flüchtig. Die beiden Angeklagten sind in Simbabwes zweitgrößter Stadt Bulawayo stationiert.
Sie können mit harten Strafen rechnen, denn im Januar wurden zwei Soldaten zu je 40 Jahren Haft verurteilt, nachdem sie eine Farm im Ort Marondera in der Provinz Mashonaland East überfielen und über 16.000 US-Dollar und 600 südafrikanische Rand stahlen. Sie waren zu dem Zeitpunkt beide eigentlich im Dienst in der Stadt Masvingo. Armeesprecher Alphios Makotore sagte, er hoffe, die Strafen würden abschreckend wirken.
Für Aufsehen hatte zu Heiligabend ein Überfall gesorgt, bei dem ein Mitglied der Armeeschule, ein Offizier und ein ziviler Komplize ein Haus in Hatfield überfielen und 40.000 US-Dollar stahlen. Der Besitzer wurde mit einem Sturmgewehr getötet. Soldaten haben auch Tankstellen überfallen oder Räubern Munition geliefert.
Waffen zirkulieren in der Unterwelt
Polizeisprecher Paul Nyathi sagt, dass im gesamten Jahr 2021 rund 850 mutmaßliche Räuber festgenommen wurden. Es bestehe der Verdacht, dass beim Sturz des Langzeitherrschers Robert Mugabe durch das Militär im Jahr 2017 erhebliche Mengen an Waffen abhanden kamen und nun in der kriminellen Unterwelt zirkulieren.
Aber das würde nicht erklären, dass Soldaten und Polizisten im Dienst Überfälle begehen. „Die Welle von Verbrechen wie bewaffnete Raubüberfälle durch ZDF-Angehörige ist entweder ein Zeichen grassierender Meuterei aufgrund von Führungs- und Disziplinlosigkeit oder ein Signal, dass Soldaten keinen Grund mehr sehen, sich an Regeln zu halten, wenn ihre Führer inkompetent und korrupt sind und keinen Gehorsam verdienen“, sagt der Mugabe-treue Ex-Minister Jonathan Moyo.
Die Befehlshaber der Sicherheitskräfte gehören zu den reichsten und mächtigsten Persönlichkeiten Simbabwes, während die einfache Truppe im Elend lebt. Der monatliche Sold in der ZDF liegt heute bei unter 200 US-Dollar, weniger als zu Mugabes Zeiten.
„In der ZDF stimmt etwas nicht“, sagte Oppositionsabgeordneter Peter Moyo kürzlich in einer Parlamentsdebatte zum Thema. „Die Leute werden nicht ordentlich bezahlt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
Vorsicht mit psychopathologischen Deutungen
Kochen für die Familie
Gegessen wird, was auf den Tisch kommt
Insolventer Flugtaxi-Entwickler
Lilium findet doch noch Käufer
US-Interessen in Grönland
Trump mal wieder auf Einkaufstour
Lohneinbußen für Volkswagen-Manager
Der Witz des VW-Vorstands
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
An der Hamburger Hafenkante sitzt die Dienstwaffe locker