Gewalt im nordirischen Londonderry: Frau bei Ausschreitungen getötet
In der nordirischen Stadt Londonderry kam es am Donnerstagabend zu gewaltsamen Ausschreitungen. Dabei wurde eine Frau getötet.
Bei der getöteten Frau könnte es sich um eine Journalistin handeln. Mehrere Reporter erklärten, bei der Toten handle es sich um die Journalistin Lyra McKee, die viel über den Nordirland-Konflikt und seine Folgen geschrieben hat. „Ich stand neben dieser jungen Frau, als sie heute Nacht in Creggan/Derry neben einem Land Rover der Polizei gefallen ist“, schrieb die Journalistin Leona O'Neill auf Twitter. Sie habe einen Krankenwagen gerufen. Polizisten hätten die Frau aber in einen Polizeiwagen verfrachtet und in ein Krankenhaus gebracht, wo sie gestorben sei.
Seit Jahresbeginn sind wiederholt Sprengsätze in Londonderry explodiert, ohne dass es dabei Verletzte gegeben hätte. Einer davon detonierte im Januar vor einem Gericht mitten in der Stadt, nachdem kurz zuvor eine Warnung bei den Behörden eingegangen war. Unklar war zunächst, ob die neuerlichen Unruhen im Zusammenhang mit dem Osterwochenende stehen, das traditionell für politische Kundgebungen genutzt wird.
Zuletzt waren im Zuge der Brexit-Verhandlungen die Sorgen gewachsen, dass die drohende Einführung von Grenzkontrollen zwischen dem britischen Nordirland und der auch künftig zur EU gehörenden Republik Irland die Gewaltspirale in der Ex-Bürgerkriegsregion wieder in Gang setzen könnte. Eine harte Grenze soll deswegen vermieden werden. Die Regelung dafür ist aber einer der größten Streitpunkte in den Brexit-Verhandlungen.
Die Vorsitzende der nordirischen Democratic Unionist Party (DUP), Arlene Foster, verurteilte in der Nacht auf Freitag „sinnlose“ Gewalt. „Diejenigen, die in den 70er, 80er und 90er Jahren Schusswaffen in unsere Straßen gebracht haben, lagen falsch. 2019 ist es genauso falsch.“ Auch die Vize-Vorsitzende der irisch-republikanischen Partei Sinn Fein, Michelle O'Neill, verurteilte den Tod der jungen Frau und sprach den Angehörigen ihr Beileid aus. „Das war ein Angriff auf die Gemeinschaft, ein Angriff auf den Friedensprozess und auf das Karteifreitagsabkommen.“
In dem über Jahrzehnte währenden Konflikt standen katholische Nationalisten, die eine Vereinigung mit Irland anstreben, protestantischen Unionisten gegenüber, die weiterhin zu Großbritannien gehören wollen. Das Karfreitagsabkommen von 1998 hatte den Nordirland-Konflikt beendet. In der britischen Provinz hatten sich jahrzehntelang die Kontrahenten bekämpft. Seit den 60er Jahren starben dabei 3500 Menschen, viele wurden von der Untergrundorganisation IRA getötet.
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