Gewalt beim Fußball: Spiel-Absage nach Hooligan-Aufruf
Werder Bremen will doch nicht gegen Lazio Rom spielen. Rechte Hooligans hatten mobilisiert, Experten vor Gewaltausbrüchen gewarnt.
BREMEN taz | Werder Bremen hat ein für den 6. August geplantes Testspiel gegen den italienischen Fußball-Erstligisten Lazio Rom abgesagt. Es hätten sich Hinweise gemehrt, dass die Partie von rechtsradikalen Gruppierungen als Bühne missbraucht werden soll. Verschiedene relevante Quellen hätten das bestätigt, teilte der Verein am Freitag mit.
„Diese Öffentlichkeit wollen wir in einem Testspiel nicht bieten“, erklärte Werder-Geschäftsführer Klaus Filbry. „Zudem sind wir nicht bereit, für ein solches, als familienfreundliches Highlight gedachtes Testspiel, die Sicherheitsvorkehrungen über ein erträgliches Maß zu erhöhen. Deshalb haben wir uns mit Lazio Rom auf die Absage verständigt.“
Am Donnerstag hatte die taz.bremen berichtet, dass Anhänger des Berliner BFC Dynamo und von LOK Leipzig unter dem Motto „Fuck Antifa“ und „Fuck Valentin“ nach Bremen mobilisierten – eine Botschaft in Richtung des linken Ultras Valentin S. und an die mehrheitlich linken Bremer Ultra-Fans.
Der Hannoveraner Fanforscher Robert Claus hatte in der taz erklärt, der Aufruf sei „sehr ernst zu nehmen“. Zwischen Anhängern des BFC Dynamo, LOK Leipzig und Lazio Rom bestehe auf Hooligan-Ebene ein langjährig gewachsenes Fan-Netzwerk, das unter dem Namen „Legion Germania“ firmiere und eindeutig rechtsextrem eingestellt sei. Anhänger der „Legion Germania“ hatten unter anderem 2014 bei einem Spiel von Lazio Rom gegen Hannover 96 antisemitische Parolen gesungen.
Am Donnerstag hieß es in einem Facebook-Post von Seiten der „Legion Germania“: „Wir ziehen aufgrund der Brisanz das Motto Fuck Valentine zurück und fordern alle auf in Bremen friedlich zu bleiben und so dem Ansehen von Lazio BFC und LOK nicht zu schaden“ (sic!). Berichte über Nazi-Hooligans seien „Angstmärchen“.
Fanforscher Robert Claus hatte in der taz gewarnt, die Anhänger der „Legion Germania“ könnten sich mit den rechten Bremer Hooligans gegen Linke Ultras zusammenschließen. Bei der Polizei lagen bislang keine gesicherten Erkenntnisse über Reisepläne von Hooligans nach Bremen vor.
Laut Werder Bremen können die Tickets zurückgegeben werden, allerdings suche man für das Wochenende nach einem „sportlich ähnlich attraktiven Gegner“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Juso-Chef über Bundestagswahlkampf
„Das ist unsere Bedingung“
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Internationaler Strafgerichtshof
Ein Haftbefehl und seine Folgen