Gewalt an Schulen in Brandenburg: Lehrerin nach Angriff wieder im Dienst
An einer Schule in Spremberg hat ein Schüler eine Lehrerin attackiert. Kein Einzelfall im Bereich des Schulamts Cottbus, wie aktuelle Zahlen zeigen.
Nach einem Bericht der Lausitzer Rundschau wurde der Siebtklässler für einige Tage vom Unterricht ausgeschlossen. Pädagogische Maßnahmen sollen demnach im Nachgang folgen, auch Gespräche mit den Eltern des Jungen. „Dem Jungen soll bewusst werden, was er getan hatte. Und mit zwölf, 13 Jahren müssen die Kinder lernen, ihre Wut zu beherrschen“, zitiert das Blatt den Schulleiter Roland Wolter. Nach seinen Angaben soll der Schüler zum ersten Mal in dieser Form aufgefallen sein.
Anstieg bei Gewalttaten
Der Vorfall in Spremberg ist kein Einzelfall im Bereich des Schulamtes Cottbus, dem 212 Schulen angehören. Nach Angaben des Bildungsministeriums wurden für das Schuljahr 2023/24 an den Schulen 27 Körperverletzungen von Lehrkräften gemeldet – deutlich mehr als im Vorjahr (8). Im laufenden Schuljahr wurden nach den Angaben bislang sieben solcher Vorfälle gemeldet.
Die Zahlen entsprechen dem landesweiten Trend. Landesweit wurden im Schuljahr 2023/24 laut Ministerium 115 Fälle von insgesamt 942 Schulen gemeldet, in denen Pädagogen verletzt wurden – im Vorjahr waren es noch 48. Im laufenden Jahr wurden bislang 89 Taten registriert.
In der Regel handelt es sich um einfache Körperverletzung, beispielsweise Schubsen, Kneifen, Boxen oder Kratzen, wie ein Ministeriumssprecher erklärte. Dies komme vor allem an Grund- und Förderschulen vor, weil bei einigen Kindern „die Selbststeuerung“ noch nicht genügend entwickelt sei. „Sie reagieren in emotionalen Konfliktsituation dann unangemessen“, hieß es.
Prellungen und Blutergüsse
Bei dem Vorfall in Spremberg kam es nach Angaben des Bildungsministeriums bereits am 21. Februar „zweimal zu einem körperlichen Angriff“ gegen die Lehrerin. Laut Lausitzer Rundschau soll der Junge die 51-Jährige zunächst zur Seite geschubst haben. Die Frau habe den Vorfall im Lehrerzimmer gemeldet. Als sie zurückkehrte, soll sie beleidigt und vom gleichen Schüler mit beiden Händen und „mit sehr hoher Krafteinwirkung auf die Brust“ stark nach hinten gestoßen worden sein. Dem Bericht zufolge erlitt die Lehrerin Prellungen und Blutergüsse.
Strittig ist, ob es bei dem Vorfall auch zu einer diskriminierenden Beleidigung der Frau kam. „Die anderen Schüler haben herabwürdigende Sätze, die sich auf die Herkunft beziehen, nicht gehört“, sagte der Schulleiter der Lausitzer Rundschau.
Auch das Bildungsministerium in Potsdam teilte dem RBB mit, man könne rassistische Beleidigungen gegen die verletzte Lehrerin nicht bestätigen. In den Schuljahren 2023/24 und 2024/25 seien dem Ministerium von der BOS jeweils zwei Vorfälle gemeldet worden, berichtete der RBB.
Umfrage: Gewalt an Schulen wächst
Nach einer repräsentativen Befragung im Auftrag des Verbands Bildung und Erziehung (VBE) ist Gewalt an Schulen nach Wahrnehmung von Schulleiterinnen und Schulleitern ein wachsendes Problem. Demnach gaben 60 Prozent der Befragten an, dass körperliche und psychische Gewalt an ihrer Schule in den vergangenen fünf Jahren eher zugenommen habe. Einen Rückgang der Gewalt nahmen nur vier Prozent der Befragten wahr.
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