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Gesund sparen?

■ betr.: Berichterstattung „Hat der Sozialstaat eine Zukunft?“

Einsparungen im Bereich der Präventionsleistungen fast in der Höhe der bisherigen Ausgaben (1,2 von 1,3 Milliarden Mark) hören sich vielleicht beeindruckend an. Vor allem, wenn man gleichzeitig hört, daß es sich hier um Kindergeburtstage oder um Bauchtanzkurse handelt.

Aber zum einen sind diese Ausgaben Ausreißer aus der breiten Palette der Gesundheitsförderungsangebote, die sich gut dafür eignen, das gesamte Gesundheitsförderungsangebot der Krankenkassen zu mißkreditieren. Zum anderen setzten die Einsparungen ein längst überholtes Verständnis von Gesundheit voraus. Offensichtlich wird hier Gesundheit lediglich als Abwesenheit von Krankheit definiert. Die gesetzlichen Krankenkassen (GKV) haben seit 1989 sehr stark in die Entwicklung von qualitativ hochwertigen Gesundheitsförderungsprogrammen investiert. Eine Investition in die Zukunft, hieß es. Eine fast komplette Streichung bisheriger Angebote käme einer unnötigen Bankrotterklärung gleich. Wer springt denn direkt von Bord, bloß weil ihm die Farbe der Segel nicht gefällt?

Daß Krankenkassen nicht nur für Kranke, sondern auch für Gesunde da sind, zeigt nicht nur, daß Gesunde in sie einzahlen, sondern ist auch gesetzlicher Auftrag. Letztendlich ist die Gesundheit der Versicherten auch ein wirtschaftlicher Faktor, denn durch Förderung der Gesundheit können teurere Krankenstände gesenkt werden. Und auch das ist im Interesse der Versicherten. Höherer Krankenstand ist nicht nur mit höheren Kosten im Gesundheitswesen und in den Betrieben verbunden, sondern auch mit einem Verlust von Lebensqualität und einer Erhöhung persönlichen Leids.

Einsparungen im Bereich der Gesundheitsförderung bedeutet letztendlich auch eine Verlagerung der Kosten von der GKV zum Arbeitsamt. Die angedachten 1,2 Milliarden Mark betreffen fast ausschließlich Dienstleistungen, und hinter den Dienstleistungen stecken Arbeitsplätze. Allein die schon gebeutelte Berufsgruppe der Ernähungsberaterinnen wird damit den größten möglichen Arbeitgeber verlieren. Die DAK spricht von 3.000 Festangestellten und 50.000 freien Mitarbeitern. Sabine Salmen,

Geschäftsführerin Institut für

Gesundheitsförderung, Köln

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