: Gestern in der Frauenredaktion
..fand ich in der grauen Plastikbox, wo das Schildchen „Frauen“ dranklebt und die für uns wichtigen Meldungen liegen sollen, einmal eine interessante. „Britische Schlachterfamilien bekommen viel mehr Jungen als Mädchen“, schrieb dpa unter der Rubrik „Familie/Medizin“ (ja, dafür sind wir als Frauenredaktion doch zuständig). Offizielle britische Statistiken zeigten, so dpa weiter, daß Schlachterfamilien zwischen 1980 und 1982 auf je 100 weibliche Babys 121 Jungen bekamen. Dagegen der britische Durchschnitt: 105,6 Jungen auf je 100 neugeborene Mädchen. Nun waren mir Schlachterfamilien noch nie sonderlich sympathisch, und einen Schlachterjungen kann ich mir auch besser vorstellen als ein Schlachtermädchen. Aber dieses „Phänomen“ (dpa) weckte meine Neugier. Britische Ärzte erklären sich das so: Die Schlachterfamilien essen zuviel Fleisch (logo, liegt ja überall rum) von Tieren, die mit männlichen Hormonen (igitt!) behandelt wurden. Deshalb kriegen die Frauen Jungs. Früher, im Jahre 1978, als noch weibliche Hormone zum Mästen eingesetzt wurden, bekamen die Metzgersfrauen mehr Mädchen: nur 98 Jungen auf 100 Mädchen. Ganz früher, als noch nicht mit Hormonen manipuliert wurde, waren die Metzgersfamilien guter britischer Durchschnitt. Für uns in der Frauenredaktion ein klarer Fall von patriarchaler Fremdbestimmung. Das Rind bestimmt, die Frau ist nur Gefäß. Aber bei der Frage „Wie organisieren wir den Widerstand?“ kommen unsere unterschiedlichen Auffassungen voll zum Ausbruch. Sollen wir unseren Kampf auf die EG und ihre Richtlinien konzentrieren, damit nur noch weibliche Hormone zur Mast zugelassen werden? Total auf die Institutionen fixiert! Wollen wir überhaupt mehr Mädchen als Jungen oder nur gleichviel von beiden? Forderst du feministische Befreiung oder nur Gleichberechtigung?! Mir, der als pragmatisch Verschrieenen, wirds allmählich zuviel. Das alles nur wegen der Scheibe Rinderbraten, dies am Sonntag in der taz–Kantine gibt? Da verzichte ich lieber. Zahl ne Mark weniger und nehme nur Rösti mit Salat. Wie immer - als Vegetarierin. Foto: Thomas Pflaum Gestern in der Frauenredaktion...
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen